40 Gäste nutzten den neuen Bürgerbus in der ersten Woche
Start mit Hindernissen gut gemeistert - "Resonanz ist durchweg positiv"

Von Angela Portner
Eppingen. "Es läuft besser, als erwartet", resümiert der Geschäftsführer des Bürgerbusvereins Lothar Schlesinger. Nachdem die Corona-Krise den offiziellen Start am 16. März ausgebremst hat, ist der Bürgerbus nun seit knapp zwei Wochen auf den Straßen der Fachwerkstadt unterwegs und zählt jeden Tag mehr Fahrgäste. Mit an Bord sind auch jede Menge Desinfektionsmittel und ein strenger Hygieneplan. Die ehrenamtlich tätigen Fahrer steuern den Bus in einer geschlossenen Plexiglaskabine, und für Kunden ist Abstandhalten sowie das Tragen einer Schutzmaske Pflicht.
Doch das scheint niemanden davon abzuhalten, den Service in Anspruch zu nehmen. Noch dazu, da die Fahrt derzeit noch kostenlos ist. Den Einnahmenausfall übernimmt bis auf Weiteres die Stadt, denn dort weiß man, wie wichtig der Dienst für viele Menschen ist. Besonders für ältere Bürger, die sich selbst nicht mehr hinters Steuer setzen wollen oder können, ist das Angebot ein großer Schritt hin zu mehr Selbstständigkeit und Mobilität. Einkäufe, Arztbesuche, Gelegenheit, in den Regalen der Bücherei zu stöbern, ein Geschenk für das Enkelkind zu besorgen oder sich mit Freunden zum Eis auf dem Marktplatz treffen: All das ist endlich wieder machbar, ohne dass man Freunde oder Verwandte um Hilfe bitten muss. "Wenn man seine Termine gut plant, schafft man das ohne große Aufenthalte", weiß Schlesinger.
Für Wolfgang Schneider ist es an diesem Tag die erste Tour. Ein bisschen aufgeregt ist er schon, aber das Strahlen in seinen Augen verrät vielmehr die Vorfreude auf die neue Aufgabe: "Es ist eine spannende Sache." Doch die Strecke hat es in sich und keine der fast 50 Haltestellen darf vergessen werden. Sich dabei noch an den Fahrplan zu halten, ist eine weitere Herausforderung. Dazu kommen die Tempo-30-Zonen, in denen das "Wink- und Fahrprinzip" gilt. Wohngebiete, Brettener- und Bahnhofsstraße gehören dazu. Für den Fahrer heißt das, die Augen nicht nur auf der Straße, sondern auch auf den Gehwegen zu haben.
Besonders aber freut sich Schneider auf das ein oder andere nette Schwätzchen mit den Fahrgästen. Fast 40 haben das Angebot bereits in der ersten Woche genutzt – täglich kommen neue hinzu. "Wir haben schon Stammgäste", erklärt Schlesinger stolz. Die Rückmeldungen seien allesamt positiv. "Es ist eine gute Sache, wenn ich direkt vor der Ladentür in der Brettener Straße aus- und später wieder einsteigen kann", sagte eine ältere Dame, die den Bürgerbus gleich am ersten Tag genutzt hat. Zwei Bewohner des ASB-Seniorenheims freuten sich, dass sie ihren Rollator nun nicht mehr den ganzen Weg bis in die Stadt schieben müssen. Schlesinger weiß, dass viele gerade in der heißen Jahreszeit dankbar sind, wenn sie ihren Einkauf nicht nach Hause schleppen müssen.
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"Der Bürgerbus ist für alle da", erklärt Schlesinger. Den Fahrgästen will man Verlässlichkeit und Sicherheit bieten. Dazu gehört auch, dass die, die Hilfe brauchen, sie auch bekommen. Besonders für mobilitätseingeschränkte Personen ist oft schon das Einsteigen ein Kraftaufwand. Für die Fahrer ist es selbstverständlich, dann auszusteigen, den Rollator sicher zu verstauen und den Sicherheitsgurt anzulegen. Damit dafür genügend Zeit bleibt, ist der Fahrplan auch nicht ganz so eng gestrickt. Neben dem Personenbeförderungsschein haben alle 26 Fahrer eine Ausbildung in Erster Hilfe. Zum Schutz der Gäste tragen sie im Kontakt mit anderen ein Visier und desinfizieren regelmäßig, spätestens aber nach Schichtende alle Flächen, mit denen sie oder Mitfahrende in Berührung gekommen sind.



