Blutet die neue Dorfmitte aus?
Sparkasse schließt, Metzgerei ist dicht, Wochenmarkt ausgedünnt: Bürgervertreter wollen den Dominoeffekt umkehren

Zwei Bäckereien, aber kein Metzger: Bürger stehen vor einer offenen und einer verschlossenen Tür. Foto: Barth
Von Christiane Barth
Epfenbach. Eine neue Dorfmitte, aber kein Leben darin: Die Befürchtungen des dienstältesten Bürgervertreters, Manfred Hafner, sind nicht von der Hand zu weisen. Die Metzgereifiliale steht nach sechs Jahren Betrieb nun seit Ende 2018 leer. Einen Nachfolger konnte Hafner, der sich intensiv um die künftige Sicherstellung der Fleisch- und Wurstversorgung im Ort bemüht, nicht finden.
Bereits seit die Sparkasse Kraichgau Mitte letzten Jahres bekannt gab, ihre Filiale auch in Epfenbach zu schließen, fürchtet Manfred Hafner eine Art Dominoeffekt, der die gesamte Dorfmitte in Mitleidenschaft ziehen könnte. Das wäre bedauerlich, meint Hafner, vor allem deshalb, weil die Gemeinde in den zurückliegenden Jahren viel Geld und Mühe - obendrein staatliche Unterstützung aus dem LSP-Programm - investiert hat, um die Dorfmitte aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Dass die Vorzeichen jetzt durch das Laden- und Filialsterben eine negative Tönung zu bekommen drohen - dagegen will sich Manfred Hafner stemmen: "Sonst haben wir eine neue Dorfmitte, aber kein Leben darin", übt sich Hafner noch in Orakeln, die jedoch schneller von der Wirklichkeit eingeholt werden könnten, als ihm lieb ist.
Auch der Wochenmarkt ist ausgedünnt. Ein Stand mit Obst und Gemüse sowie eine fahrende Metzgerei mit Waren rund um die Pute sind die Konstante des Marktes. Nun äußerte Beate Metzler-Klenk im Gemeinderat den Wunsch, sich um einen Lieferanten von Frischfisch zu bemühen und das wöchentliche Angebot damit aufwerten. Bürgermeister Joachim Bösecker gab zu bedenken, der bisherige Fischwagen, der die Gemeinde vormals mit Räucherfisch versorgt hatte, habe sich wegen des rückgehenden Umsatzes verabschiedet.
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Der Schein trügt: Das bunte Angebot des Wochenmarkts kann nur einen kleinen Teil der Nahversorgung im Ort sicherstellen. Ältere Bürger sind darauf angewiesen, dass die "Dinge des täglichen Bedarfs" weiterhin in der Dorfmitte erhältlich sind. Foto: Christiane Barth
Manfred Hafner brachte zudem eine weitere Anregung im Gemeinderat vor und fragte, "ob sich die Gemeinde vorstellen könnte, zumindest übergangsweise einen Metzgerei-Verkaufswagen im Ort zu installieren". Antizyklisch zum Wochenmarkt wohlgemerkt, der dienstags und freitags sein Warenangebot vor dem Rathaus auffächert, solle dies geschehen, am besten zwei Mal die Woche.
Das große Plus der Gemeinde darüber hinaus ist der Dorfladen, der sich trotz der Konkurrenz der Discounter rund um Epfenbach gut behauptet. Und das soll tunlichst so bleiben, unterstreicht Manfred Hafner und sieht die Existenz des Ladens durch einen Betreibernachfolger der Metzgerei oder durch den Wochenmarkt in keiner Weise gefährdet. "Wir wollen dem Dorfladen keine Konkurrenz machen," unterstreicht Hafner. Um die Nahversorgung im Ort mit Fleisch- und Wurstwaren wieder sicherzustellen, hat der Vorsitzende der CDU-Fraktion die Eingangstüre der Metzgerei plakatiert und spricht damit auch im Sinne der SPD-Fraktion sowie der Freien Wähler: "Sie sollen die Dinge des täglichen Bedarfs sowohl im bestehenden Dorfladen, in den beiden Bäckereien sowie in einer neu zu eröffnenden Metzgerei einkaufen können", heißt es da.
Um die Nahversorgungslücke wieder zu schließen, suche man nun "dringend" einen selbstständigen Fleischereifachverkäufer oder eine Fachverkäuferin als selbstständigen Filialleiter. Ein leistungsstarker Franchisegeber sei vorhanden.
"Wir haben eine Metzgerei, die liefern kann, aber keinen adäquaten Verkäufer", erklärt Hafner und kommt zurück auf den ersten Dominostein, die Schließung der Sparkassenfiliale: "Wenn die Sparkasse schließt, müssen die Bürger auswärts ihre Bankgeschäfte erledigen und kaufen dann vielleicht auch auswärts ein." Möglicherweise ist es auch andersherum, doch sei’s drum: Je mehr Leerstände das Dorf verkraften muss, desto mehr droht es auszubluten.



