Theater Heilbronn startet in die neue Saison
Die vergangene Spielzeit brachte wieder mehr Zuschauer. Die Proben für erste Premieren der neuen Saison laufen auf Hochtouren.

Heilbronn. (rnz) Das Theater Heilbronn ist aus der Sommerpause zurück. Die Proben für die drei ersten Premieren der Saison, die bereits vor der Spielzeitpause begonnen haben, wurden wieder aufgenommen.
Die vergangene Spielzeit brachte einen deutlichen Aufwärtstrend in den Zuschauerzahlen gegenüber der noch von den Corona-Einschränkungen geprägten Vorsaison. Zählte das Theater Heilbronn in der Saison 2021/2022 Corona-bedingt rund 67.000 Besucher, verzeichnete es 2022/2023 rund 134.000 Zuschauer und mittlerweile eine Auslastung von 73 Prozent, alle Spielstätten zusammengefasst.
Nun hofft die Theaterleitung, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt und sich die Zahlen langsam wieder dem Vor-Corona-Niveau nähern. Erfreut ist man auch über die erneute Nennung in der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne in der Kategorie "Beste Gesamtleistung eines kleinen Hauses", die insbesondere die herausragende künstlerische Arbeit des Theaters während der gesamten Spielzeit würdigt.
Die Spielzeit 2023/2024 begann am 23. September mit Georg Büchners "Woyzeck" in der Inszenierung von Intendant Axel Vornam. Dieses Drama ist eines der bedeutendsten Stücke der deutschsprachigen Theaterliteratur. Zum ersten Mal thematisierte Büchner die Arbeit und die Angst vor deren Verlust als Element der Unterdrückung literarisch und stellte einer der "Geringsten" als Prototyp einer ganzen Klasse ins Zentrum.
Woyzeck (Sven-Marcel Voss) ist ein Mann aus prekären Verhältnissen, der von Gelegenheitsjob zu Gelegenheitsjob hetzt und das wenige Geld für seine geliebte Marie (Romy Klötzel) und das gemeinsame Kind ausgibt. Als sie sich in eine Affäre mit einem anderen stürzt, richtet sich seine ganze unterdrückte Wut gegen das Liebste, was er hat. Woyzeck ist ein Opfer, das zum Täter wird. Armut, Ausbeutung und Femizid? Die Themen, die Georg Büchner in "Woyzeck" verhandelt, sind bedrückend aktuell.
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