Carneval-Vereine sagen Kampagnen ab
Die Rappenauer "Wolfsstecher" und die Obergimperner "Brüggehossler" halten Fasching feiern derzeit für "ein falsches Signal".

Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Rappenau. Mit teils großem Optimismus sind die Faschingsvereine in der Kurstadt am 11. November in die neue Kampagne gestartet. Der Rappenauer Carneval-Verein (RCV) "Die Wolfsstecher" feierte seinen traditionellen Rathaussturm, und auch die Narren vom Obergimperner Carneval-Verein (OCV) "Brüggehossler" waren angesichts ihres närrischen 44. Jubiläums in diesem Jahr positiv gestimmt, Festlichkeiten auf die Beine stellen zu können. Doch abermals macht den Fastnachtern das Corona-Virus – in diesem Jahr mit dem Namen Omikron – einen dicken Strich durch die Rechnung.
"Wir mussten unsere Kampagne absagen. Leider lässt die momentane pandemische Lage keine andere Entscheidung zu und es wäre ein falsches Signal, Fasching zu feiern", bedauert Regina Kobuttis, die im Vorstand des OCV für die Veranstaltungs-Organisation zuständig ist. Bereits im Dezember sei man sich bewusst gewesen: "Das wird nix."
Anstatt des geplanten Ordensabends verkaufte der OCV am zurückliegenden Samstag vor der Metzgerei in der Obergimperner Ortsdurchfahrt Waffeln und will dies auch an den beiden kommenden Samstagen tun. "Uns geht es darum, Präsenz zu zeigen. Uns gibt es noch", betont Kobuttis. Dies ist besonders wichtig, da der OCV unbedingt die Jugendarbeit aufrechterhalten will. "Wir bieten das Training so lange wie möglich an. Und die Kinder haben auch Freude daran", sagt Kobuttis. Man wolle alles daran setzen, dass der Nachwuchs dem Verein erhalten bleibt.
Wie schon im Vorjahr fällt der Fasching in Obergimpern nicht gänzlich ins Wasser. "Wir haben nach Alternativen gesucht und sie gefunden", sagt Kobuttis. So wolle man diverse Beiträge der Aktiven des Vereins über die Sozialen Medien Facebook und Instagram veröffentlichen. "Auf diese Art können alle Interessierten die vielfältigen Aktivitäten unserer jungen und alten Talente verfolgen."
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Zudem sind die "Brüggehossler" in diesem Jahr für den Narrengottesdienst, der am Sonntag, 23. Januar, in der Augustinuskirche in Heilbronn stattfindet, verantwortlich. "Der findet auch statt. Wir haben die Freigabe", freut sich Kobuttis, bedauert aber zugleich, dass der Gottesdienst, der unter dem Motto "Hinter jeder Maske ist ein Lächeln" gefeiert wird, unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. 100 Personen sind zugelassen, und jeder der rund 20 Carnelvalsvereine im Unterland darf fünf Vertreter nach Heilbronn schicken. Am Gottesdienst wirkt auch der Obergimperner Kirchenchor mit, und die OCV-Garde wird einen Tanz vorführen. Es ist denkbar, dass Ausschnitte des Gottesdienstes dann über die Sozialen Medien geteilt wird.
"Wir hatten zu nichts eingeladen und müssen daher auch nichts absagen", sagt RCV-Prinz und stellvertretender Vorsitzender Udo Krämer sarkastisch. "Es sind keine Veranstaltungen geplant, und auch einen Umzug wird es definitiv nicht geben." Lange Zeit habe man bei den "Wolfsstechern" gehofft, dass zumindest kleine interne Feiern stattfinden können, doch auch diese seien inzwischen nicht mehr möglich. Jedoch befinde man sich hier in einer Lauerposition, sodass man, wenn sich die Lage bis Ende Februar bessert, kurzfristig etwas auf die Beine stellen kann. "Damit ist aber nicht zu rechnen", ist allerdings auch hier der Optimismus verflogen.
Auf einen digitalen Fasching umzusteigen kommt für den RCV nicht in Frage. "Dafür ist der Aufwand zu groß", sagt Krämer. Wenn man so etwas anbieten wolle, müsse es auch professionell sein. "Entweder man macht es richtig oder gar nicht."
Doch so ganz ohne Faschingsflair müssen auch die Mitglieder der "Wolfsstecher" nicht auskommen. So haben die Narren einen Kampagnenanstecker kreiert und beim Training an den Nachwuchs in den Garden verteilt. "Damit sie etwas in der Hand haben", erklärt Krämer. "Sie freuen sich, wenn es noch etwas gibt." Zudem wollte man damit die Stimmung, die ohnehin aufgrund der zweiten Absage in Folge nicht besonders gut ist, steigern.
Immerhin: Trotz zweier Kampagnen ohne närrisches Treiben stehen der RCV und der OCV nicht vor dem Aus. Zwar habe man außer der Mitgliedsbeiträge keine Einnahmen mehr und die zahlreichen Kosten liefen weiter, dennoch sei man noch nicht am Existenzminimum angekommen. "Wir sind sehr sparsam. Was nicht sein muss, wird gestrichen", erklärt der RCV-Prinz.
Eines haben die Fastnachter in den vergangenen zwei Jahren aber nicht verloren – ihren Humor und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. "Irgendwann muss es ja mal besser werden", sagt Krämer.