Wo die Nachverdichtung zum Sorgenkind wird
Die Besichtigung des Gebäudes in der Bruchsaler Straße 4a soll für Klarheit sorgen. Ein Nachbar fürchtet mehr Schatten.

Von Ralf März
Angelbachtal. Wenn es um die Ausweisung neuer Baugebiete am Ortsrand ging, wurde als Alternative in der Vergangenheit immer gerne auch nach innerörtlicher Verdichtung gerufen. In dieser Hinsicht hat sich in Angelbachtal in den vergangenen Jahren eine ganze Menge getan. Doch es zeigt sich auch, dass nicht alle davon begeistert sind, wenn große Grundstücke deutlich massiver bebaut werden, als sie es bisher waren – oder wenn jahrzehntealte Gärten bebaut werden und die Nachbarn nun auf eine Hauswand blicken, statt ins Grüne.
Mit einem ähnlichen Fall musste sich jetzt der Gemeinderat befassen und aus städtebaulicher Sicht entscheiden, ob sich die Planungen des Bauherren in die Umgebung einfügen. Wie Bauverwaltungsleiter Daniel Oestrich erklärte, möchte der Eigentümer mit seinem Antrag auf einen Bauvorbescheid klären lassen, ob das Gebäude in der Bruchsaler Straße 4a deutlich umgebaut und erweitert werden kann. Derzeit liegen dort die Geschäftsräume des Jeans-Fachgeschäfts Mack, im hinteren Gebäudebereich wohnt die Eigentümerfamilie und betreibt dort ein Werbestudio. Daran soll sich auch in Zukunft wenig ändern, schildert Ralf Mack seine Planungen auf Nachfrage der RNZ. Sowohl das Bekleidungsgeschäft als auch das Werbestudio sollen erhalten bleiben, das Gebäude soll allerdings deutlich umgebaut und erweitert werden.
Bei der Planvorstellung im Gemeinderat sprach der Bauverwaltungsleiter von acht geplanten Wohneinheiten und 16 Stellplätzen, teilweise in einer Garage. Straßenseitig sei das Gebäude Dreigeschossig geplant, eine Penthouse-Wohnung mit Dachterrasse bildet zurückgesetzt ein viertes Geschoss. Vorgesehen seien durchweg Flachdächer, die laut Bauherr auch begrünt werden sollen. Die Firsthöhe würde bei rund zwölf Metern liegen, rund drei Meter höher als das heutige Satteldach, wie Oestrich ausführte. Allerdings finden sich auf der gegenüberliegenden Seite der Bruchsaler Straße mit "Heckerzentrum" oder Sparkasse und etwas weiter auch mit der neuen Volksbank und danebenliegenden Wohngebäuden ähnliche Gebäudehöhen und Gestaltungen. Das "Heckerzentrum" sei rund 1,2 Meter höher als die Planungen gegenüber.
Dennoch hatte ein direkt angrenzender Nachbar in einer Stellungnahme Bedenken vorgebracht, er fürchtet nicht zuletzt deutlich mehr Schatten auf seinem Grundstück. Auch die Gemeinderäte sahen das Vorhaben in einer ausgiebigen Debatte durchaus kritisch. Bauverwaltungsleiter Oestrich hatte der Beratung vorausgeschickt, dass es sich "zweifelsohne um umfangreiche Nachverdichtung" handle und an die oberen Grenze gehe, aber durchaus genehmigungsfähig wäre. Zwar war auch von geringfügigen Überschreitungen der Grenzabstände die Rede, doch diese hätten sich erst bei Vermessungen gezeigt, als die Planentwürfe bereits fertig waren, erklärte der Bauherr gegenüber der RNZ. Wenn das Vorhaben umgesetzt werde, sollen alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.
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Im Gemeinderat war es auch vor allem die Massivität des geplanten Baus, die für Stirnrunzeln sorgte. "Ich bin hin- und hergerissen", erklärte beispielsweise Frank Reinbold (SPD). Mehrfach wurde in der Diskussion auch verdeutlicht, dass "Nachverdichtung das ist, was wir wollen", fasste beispielsweise Sascha Bertich (Junge Liste) zusammen, der wie andere Bürgervertreter vor allem ein Nachjustieren hinsichtlich der Höhe forderte.
Man sei offen für solche Projekte, sagte Bertichs Fraktionskollege Roland Lang: "Nur nicht an dieser Stelle." Lukas Del Monego (Junge Liste) fand mahnende Worte an seine zahlreichen Vorredner, denn man könne nicht Nachverdichtung propagieren und sie dann zurückweisen, erklärte er sinngemäß. Zuvor hatte er geäußert, dass sich das geplante Gebäude durchaus in die Bruchsaler Straße einfügen könnte.
Entschieden wurde nach einer knappen Stunde jedoch praktisch nichts: Einstimmig nahmen die Bürgervertreter den Antrag von Werner Müller (BV/CDU) an, eine Ortsbesichtigung zu unternehmen, und vertagten die Beratung.
Die Entscheidung, ob das geplante Gebäude wie vorgesehen gebaut werden kann, liegt hauptsächlich beim Baurechtsamt in Sinsheim. Selbst wenn der Angelbachtaler Gemeinderat sein Einvernehmen verweigert, könne das Bauvorhaben dort erlaubt werden, wenn man in Sinsheim zu einer anderen Beurteilung kommt.
Der Bauherr äußerte sich unterdessen gegenüber der RNZ kompromissbereit hinsichtlich der Planungen. Allerdings habe man sich bereits viele Gedanken gemacht und müsse durchaus die Wirtschaftlichkeit im Blick behalten. Somit könne man nicht einfach auf das obere Geschoss verzichten, sagte Mack.



