Komplexes Bündel von Ursachen

Sinsheimer Innenstadt hat ein Verkehrsproblem

Gutachter zog Zwischenbilanz seiner groß angelegten Untersuchung

26.04.2017 UPDATE: 27.04.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Hohes Verkehrsaufkommen vor der Stadthalle, Linksabbieger aus dem Schwimmbadweg in die Friedrichstraße werden da mehr und mehr zum Verkehrshindernis. Im Zuge des Sanierungsgebiets Innenstadt-Ost/Wiesental soll nach Lösungen gesucht werden. Foto: Christian Beck

Von Tim Kegel

Sinsheim. Die Linksabbieger vom Schwimmbadweg in die Friedrichstraße. Oder der lange Rückstau ab Kreuzung Sparkasse bis zur Bahnunterführung: Zwei klassische Beispiele für Verbesserungsbedarf in Sachen Innenstadtverkehr. Hierüber wollen sich Rathaus und Gemeinderat künftig verstärkt Gedanken machen. Reiner Neumann, Verkehrsplaner aus Ulm, lieferte dem Gremium am Dienstag neue Erkenntnisse.

Diese müssten vor dem Hintergrund des Sanierungsgebiets Innenstadt-Ost/ Wiesental betrachtet werden: Hinein spielen unter anderem die Neugestaltung des Stadthallenumfelds und des Schwimmbadvorplatzes. Ein Wohnmobilstellplatz ist neu entstanden, die "alla hopp!"-Anlage ebenfalls. Ein Parkhaus wird in absehbarer Zeit in dem Areal gebaut werden. Und auch die Neulandstraße, mit vielen publikumsstarken Einrichtungen, wirke sich auf das Gebiet von Süden her aus. Dort werden das neue "Kaufland" und ein dazugehöriger Kreisverkehr gebaut. Nordöstlich davon rollt viel Verkehr von der B39 innerstädtisch der Hauptstraße in Richtung Rohrbach. Die Bahntrasse, der Segelflugplatz, das Naherholungsgebiet Wiesental - all das liegt dazwischen. Zum Geflecht hinzu kommen Bahnhof, Busbahnhof, die Muthstraße mit schwierigen Verhältnissen für Linksabbieger in die Friedrichstraße zur Stoßzeit.

Verkehrsströme veränderten sich "mit allen Planungen, die Sie vornehmen", schärfte der Planer den Räten ein. Strategische Verkehrsplanung sei ein "ständiger Prozess", bei dem neben dem Kfz-Verkehr auch Fußgänger, spielende Kinder, Radfahrer, Busse und Züge sowie Parker einbezogen werden müssten.

Sparsam hantierte Reiner Neumann - seit 30 Jahren in der strategischen Verkehrsplanung tätig - mit Zahlen. Beim Durchschnitt von 10.000 Fahrzeugen pro Tag, wie sie der Planer im Vorfeld der Untersuchung allein für den Verkehr in der Haupt- und Friedrichstraße geschätzt hatte, habe er sich jedoch geirrt. Tatsächlich seien Prognosen aus dem Jahr 2009 für das Jahr 2020 "heute schon erreicht." Je nach Richtung wären, wie ein Schaubild zeigte, zwischen knapp 12.000 und 18.000 Fahrzeuge in dem Bereich unterwegs.

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Empfehlungen waren "Maßnahmen im Straßennetz": Über Ampeln müsse genauso neu gesprochen werden wie über Kreisverkehre, wenn letztere auch "innerstädtisch schwierig" wären und mitunter nicht zum erhofften Ergebnis führten. Den unvollständigen Nordanschluss bezeichnete Reiner Neumann als "strategischen Fehler". Idealerweise solle ein Vollanschluss geschaffen werden. Eine innerstädtische Entlastungsstraße sei "eminent wichtig".

Damit war die bei Teilen der Bevölkerung umstrittene Querung von der Neulandstraße auf die Hauptstraße/B39 auf dem Tapet, die auch die Zufahrtssituation von der Bundesstraße Richtung Weiler vereinfachen würde. Der Plan, so die Befürchtung, knapse vom vorderen Rand des Wiesentals ab. Jüngste Überlegungen im Rathaus (wir berichteten) gehen dahin, die Querspange auf Höhe des Jugendhauses zu schaffen. Der Schwimmbadweg könne möglicherweise auf Höhe der Bahnunterführung mit der Neulandstraße verbunden werden. Auch ein Kreisel Neulandstraße/Gutenbergstraße (Moschee) ist bereits angedacht.

Der Schwimmbadweg lasse nicht nur durch seine Linksabbieger in die Friedrichsstraße den Verkehr stocken, sondern habe sich in Stoßzeiten auch zu einem Schleichweg entwickelt: Der Planer warnte vor "dem Fehler, ihn für den Kfz-Verkehr durchgängig befahrbar zu machen." Bis zur Sitzungs-Sommerpause will das Rathaus Planungen zum Umgang mit dem Knotenpunkt Friedrichstraße/Schwimmbadweg vorlegen.

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