Neckarbischofsheim erinnert an "Spuren jüdischen Lebens"
Großes Interesse für die "Spuren jüdischen Lebens" in Neckarbischofsheim - Stolpersteine mit Unterstützung der Bürger gewünscht

So könnten sie aussehen, die Stolpersteine, die auf Bürgersteigen an die Opfer des Nazi- Regimes in Neckarbischofsheim erinnern sollen. Foto: Jürriens
Neckarbischofsheim. (bju) In einer kleinen Nische im Ausstellungsraum des Alten Schlosses kann man sie entdecken. Die auf Pappe in Originalgröße vorfertigten Stolpersteine für die Opfer des Nazi-Regimes, die in Neckarbischofsheim ihre letzte Wohnstätte hatte. Moses Wolff, Elfriede Katzengold, Berta Ottenheimer oder Bona Bloch, so lauten nur einige Namen, die durch diese Messingtafeln wieder in Erinnerung gerufen werden sollen. "Die Erinnerung an Menschen, die hier mitten unter uns lebten, durch diese Straßen gingen und in unseren Vereinen aktiv waren", sagen später Schüler des Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums und der Projektgruppe "Judentum im Kraichgau" der Realschule Waibstadt bei der offiziellen Eröffnung der Ausstellung "Stolpersteine - Spuren jüdischen Lebens in Neckarbischofsheim". Gemeinsam mit der SPD-Ortsgruppe, dem Heimatverein und dem Verein "Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau" haben die Jugendlichen die informativen Schautafeln mit Dokumenten und Fotos konzipiert, die am Wochenende von vielen Besuchern begutachtet wurden. Ergänzt wurden die ausführlichen Biografien einzelner ehemaliger jüdischer Familien mit Informationen über jüdische Feste, Sitten und Gebräuche und religiöse Ausstellungsstücke des Judentums.
ASG-Direktor Harald Frommknecht begrüßte zur Ausstellungseröffnung fast 50 Gäste begrüßen, darunter den Landtagsabgeordneten Thomas Funk, den Landtagskandidaten Hermino Katzenstein sowie die Bürgermeister aus Waibstadt und Neidenstein, Joachim Locher und Frank Gobernatz, wo bereits Stolpersteine verlegt worden sind. "Vor drei Jahren fing die Aktion Stolpersteine in meinem Büro an", erinnerte sich Frommknecht. Neckarbischofsheims Bürgermeisterin Tanja Grether, Projektleiter Georg Werner vom ASG sowie Siegfried Bastl vom Verein "Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau" hätten bereits damals festgelegt, dass dies ein "Projekt der gesamten Bevölkerung" werden müsse. "Diese Ausstellung ist der erste Schritt." Als Schule solle man nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch "Gewissen ausprägen". Aus diesem Grund sei die Teilnahme von Schülern an diesem Projekt wertvoll für alle. Und man erinnert sich daran, dass "Geschichte auch in Neckarbischofsheim" statt gefunden hat, mit "Opfern und Tätern".
Bürgermeisterin Grether sprach von einem "Gemeinschaftswerk", das entsprechend genauso weiterverfolgt werde. Die Schülergruppen um Projektleiter Georg Werner und Marion Guttman luden anschließend zu einem "gedanklichen Rundgang" durch Neckarbischofsheim ein und ließen mit ihren Berichten die damalige Zeit eindrucksvoll lebendig werden. Mit der Schulgasse als Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde traf man dabei auf die Synagoge, deren Steine für das Heim der Hitlerjugend verwendet wurden, auf den bekannten Arzt Dr. Georg Hamburger und erlebte in Augenzeugenberichte die Deportation nach Gurs und die katastrophalen Zuständen dort im Lager. Viel Beifall für die gelungene Umsetzung der Ausstellungsszenerie gab es von den Gästen.
Im Februar folgt im Gymnasium eine erweiterte Ausstellung, bevor dann das Projekt mit einer konkreten Anzahl der Stolpersteine im Gemeinderat vorgestellt wird, wobei man auch hier "in kleinen Schritten" vorangehen möchte.