Großbaustelle auf der A 6

"Rumms!" - Die neue Brücke kommt

Mit Hydraulik und Schmierseife 2000 Tonnen Stahl problemlos bewegt – Nur nachts kann "verschoben" werden

14.01.2018 UPDATE: 15.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden

Mit Stahlseilen wurde am Samstagabend die neue Brücke bewegt, die Hydraulik musste zusammen 2000 Tonnen Stahl bewegen. Foto: Endres

Von Michael Endres

Heilbronn: "Rumms!" Da bebt kurz der Boden, als die Hydraulikaggregate den Stahlkoloss die ersten 25 Zentimeter nach vorne ziehen. Im zweiten Takt wenige Sekunden später merkt man an der Baustelle kaum noch etwas von den riesigen Kräften, die hier aufgebracht werden müssen: Mit ministerieller Unterstützung gab es Samstagnacht den Startschuss für den ersten Teil des Vorschubs für die neue Autobahnbrücke der A 6, die künftig bei Neckarsulm über den Neckar führt.

In mehreren Abschnitten wird das neue Bauwerk parallel zur bestehenden Neckarbrücke aus dem so genannten "Taktkeller" hinausgeschoben - eine technische Herausforderung. Für den ersten Verschub, der über die Gleise der Bahn führt, gibt es am Samstag um 22.28 Uhr grünes Licht vom Fahrdienstleiter der Bahn, der Bahnverkehr wird aus Sicherheitsgründen eingestellt, die Oberleitung abgeschaltet und geerdet.

Dann macht das 2000 Tonnen schwere erste Teil der Stahlverbundbrücke die ersten 25 Zentimeter nach vorne. Dann ist erst einmal wieder Stillstand angesagt, weil umfangreichere Umbauarbeiten anstehen. Anschließend ziehen die über eine Hydraulik bewegten 13 Paar Stahlseile die Brücke weiter, es läuft wie "geschmiert". Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Auflagefläche wird von den Mitarbeitern immer wieder mit Schmierseife bestrichen. Die nächsten Takte sind weicher und kaum wahrnehmbar. In der ersten Stunde bewegt sich das Brückenteil so in Richtung Westen.

Insgesamt wird die Brücke in diesem ersten Takt an zwei bis drei Abenden 131 Meter weit kommen und auf dem ersten Pfeiler aufliegen. Wenn’s gut läuft sind in der Stunde zwölf Meter möglich. Bis September sollen alle vier Brückenteile so parallel zur jetzigen Neckarüberquerung fertig sein, dann beginnt die größte ingenieurtechnische Herausforderung: Das dann fertige Bauwerk wird an die endgültige Position gesetzt, der Querverschub.

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Einmalig in Europa. Bis dahin dauert es jedoch. Da während des "Brückenverschubs" kein Zugverkehr möglich ist, können die Elemente jeweils nur in den nächtlichen Sperrzeiten der Bahn weitergeschoben werden.

Die neue Neckarbrücke, die das marode Bestandsbauwerk auf einer Länge von 1326 Meter ersetzt, besteht aus zwei Hauptteilen: Zwischen Neckarsulm und dem Neckarvorland gibt es eine 511 Meter lange Stahlkonstruktion. Die restlichen 822 Meter bis zur Autobahn-Anschlussstelle Obereisesheim werden als Spannbetonbrücke ausgeführt.

Insgesamt hat die neue Brücke dann bei sechs Fahrspuren und einer Breite von 17,50 Meter eine Fläche von 56.000 Quadratmeter (jetzige Brücke 40.000 Quadratmeter). Der Brückenbau im Rahmen des A6-Ausbaus ist mit 170 Millionen Euro veranschlagt.

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