Stück für Stück entsteht die provisorische Brücke
Irreparable Schäden machen einen Abriss der alten Brücke notwendig - Provisorische Inbetriebnahme zur Bundesgartenschau 2019

22 Meter breit und am Ende 200 Meter lang: Der so genannte Taktkeller für die längste Autobahnbrücke im Südwesten wird derzeit an der Autobahn A 6 bei Heilbronn gebaut. Das neue Bauwerk wird Zug um Zug auf die Brückenpfeiler geschoben. Foto: Endres
Von Michael Endres
Heilbronn. Die neue Brücke kommt im Taktverfahren: Sie gilt als größte Herausforderung im Rahmen des Ausbaus der Autobahn 6. Mit 1350 Metern ist es das längste Brückenbauwerk in Baden-Württemberg. Die alte Konstruktion wurde zwischen 1965 und 1967 erstellt. Die Autobahnüberführung überspannt bei Neckarsulm den Neckar und die Neckaraue sowie am westlichen Ufer die Neckartalstraße (Landesstraße 1100) und am östlichen die Kreisstraße 2115 mit der parallel verlaufenden Bahnstrecke von Heilbronn nach Neckarsulm. Der Brückenzug besteht aus vier Einzelbrücken mit dazwischen angeordneten Trennpfeilern. Jetzt wird hier alles komplett neu gebaut. Aus vier werden zwei Einzelabschnitte, die "Vorlandbrücke West" und die "Neckarbrücke". Die Kosten betragen etwa 170 Millionen Euro.
"Vier Takte" sind von den Bauingenieuren für den ersten und damit auch schwierigsten Teil eingeplant. Es müssen nämlich die darunter liegende Kanalstraße, die Bahnlinie und der Neckar überbrückt werden. Die Stahlkonstruktion soll dann auf den ersten Brückenpfeiler auf der dortigen Neckarinsel aufliegen.
Die vier ersten Stahlsegmente sind jeweils 110 Meter lang und werden zu einer 440 Meter langen Brückenkonstruktion zusammengeschweißt, um dann hydraulisch auf den Hilfspfeiler geschoben zu werden. Damit diese Konstruktion auch später befahrbar ist, werden Betonfertigteile aufgelegt, damit die Brücke die erforderliche Breite erhält. Zum Schluss kommt auf die Brückenkonstruktion der Asphalt als Fahrbahn. Jetzt wurde der so genannte "Vorbauschnabel" montiert.
Er verlängert das Brückensegment so weit, dass sich dieses auf dem nächsten 16 Meter hohen Hilfspfeiler abstützen kann. Die neue sechsspurige Neckarüberquerung soll bekanntlich zur Bundesgartenschau in Heilbronn im Jahr 2019 behelfsmäßig fertig sein. Allerdings ruht sie dann noch nicht auf ihren endgültigen Pfeilern, erst muss für die Querverschiebung die alte Brückenkonstruktion abgerissen werden.
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Bei Neckarsulm, unmittelbar neben der A 6 in Richtung Sinsheim, entsteht derzeit für knapp zwei Jahre ein riesiges Bauwerk. Hier wird die neue Neckarbrücke im so genannten Taktverfahren zusammengebaut und nach vorne geschoben und auf mehr als 20 Stützpfeiler aufgelegt.
Eine weitere Besonderheit ist der Radius der Brücke, sie macht eine leichte Kurve. Sobald sie fertig ist, wird der Verkehr über das neue Bauwerk umgeleitet, die alte Neckartalüberquerung hat dann ihre Schuldigkeit getan; sie wird komplett abgerissen. Ist das passiert, wird die neue Brücke von ihren Pfeilern mit riesigen Hydraulikpressen und Stempeln auf die ursprünglichen Widerlager geschoben und als wichtigstes Verbindungsglied der Ost-West-Achse in den Verlauf der A 6 eingebunden.
Weil in den vergangenen 50 Jahren unverhältnismäßig viele Lastwagen über die Neckartalbrücke gerollt sind, ist sie jetzt so marode, dass sie ersetzt werden muss - und das im laufenden Betrieb. Hinzu kommt das fixe Datum, zu dem auf der Brücke vertraglich die Autos und Laster rollen müssen: Es ist der 19. April 2019, also der Tag, an dem die Bundesgartenschau in Heilbronn beginnt. Die aufwendigen Sanierungs- und Reparaturarbeiten der letzten Jahre haben nur das Ende des Bauwerks hinausgezögert - zu massiv sind die Schäden der kombinierten Beton- und Stahlkonstruktion. Wegen der starken Verkehrsbelastung der Brücke weisen die vier Einzelbauwerke irreparable Schäden auf. Diese mussten in den letzten Jahren immer wieder umfangreich und kostenintensiv behoben werden.
Im Oktober 2013 wurde aufgrund von Ermüdungsrissen in den Schweißnähten die vorhandene Fahrstreifenzahl von drei auf zwei Spuren je Fahrtrichtung reduziert, um die geschädigten Bereiche zu entlasten.



