Fachwerkmuseum widmet sich Adolf Vielhauer
Die neue Ausstellung über das Leben und Wirken des Theologen ist nicht nur informativ, sondern auch lebendig.

Von Angela Portner
Eppingen. "Ich lege mein Herz auf Gott" heißt die neue Ausstellung im Stadt- und Fachwerkmuseum "Alte Universität". Sie widmet sich dem Leben und Wirken von Adolf Vielhauer, der in Eppingen geboren und aufgewachsen ist und nach dem Studium der Theologie von der Basler Mission ins Kameruner Grasland geschickt wurde. Jede Menge persönliche Briefe, Missionsbriefe und Schriftstücke dokumentieren seine Arbeit und den Alltag bei den Bali. Dabei wird deutlich, dass Missionsarbeit weit über die Vermittlung des Christentums hinausgeht. Bilder, Möbel und Alltagsgegenstände tauchen den Ausstellungsraum in afrikanisches Flair und machen den Besuch nicht nur informativ, sondern auch sehr lebendig.
So ganz überzeugt vom Thema war Museumsleiter Peter Riek anfangs nicht, denn persönlich steht er der Missionsarbeit eher kritisch gegenüber. Dabei wurde die Idee bereits vor 20 Jahren an ihn herangetragen, und viele der Schriften und Exponate wurden der Stadt bereits vor langer Zeit von der Familie zur Verfügung gestellt. Als er gemeinsam mit Stadtarchivarin Petra Binder anfing, sich mit dem Leben des Eppingers auseinanderzusetzen, war er erstaunt, welch "sensationelle Leistung" dahintersteht. Wie kann man eine Bibel in eine Sprache übersetzen, die weder eine Schrift noch die für den Glauben notwendigen Redewendungen und Bilder kennt? Für das von den Einheimischen gesprochene Mungaka entwickelte er mittels Buchstaben und Akzenten eine Art Lautschrift und lehrte die Menschen dazu auch das Lesen und Schreiben derselben. Für die im Biblischen verwendeten Begriffe wie Glaube, Vertrauen oder Vergebung musste er bildhafte Gleichnisse aus dem Leben der Bali finden: Aus dem "Ich folge meinem Herrn" wurde beispielsweise der Satz: "Ich trage die Tasche des Häuptlings".
Vielhauer wurde 1880 als Sohn einer Eppinger Familie geboren, deren Name bis heute eng mit der Geschichte der Stadt verbunden ist. Das Leben des Missionars ist gut mit Daten und Fakten belegt. Seiner Ankunft bei den Bali 1906 folgte zwei Jahre später die erste Pilgerreise durch das Grasland und die erste Stationsgründung in Bagam. An Pfingsten 1910 verlobte er sich brieflich mit der Mühlbacherin Marie Stober, die er ein Jahr später im afrikanischen Duala heiratete. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste er ein Jahr in englische Kriegsgefangenschaft. Nachdem Maria 1926 an Malaria starb, heiratete Vielhauer 1932 ein zweites Mal. Aus den Ehen gingen fünf Kinder hervor. In der Ausstellung zeugen viele Briefe von der engen Beziehung zu seinem ersten Sohn Philipp, der später selbst Theologie studierte.
Missionsbriefe zeugen von der Vielschichtigkeit der Aufgaben eines Missionars. Dazu gehörte auch, den Einheimischen Kenntnisse der landwirtschaftlichen Arbeit zu vermitteln. Im Spannungsfeld der kolonialen Machthaber – Kamerun stand erst unter deutschem, später unter französischem und britischem Mandat – konnten trotz der politischen Wirren Schulen und Kirchen weiter bestehen, was durchaus vom diplomatischen Verhandlungsgeschick des Missionars zeugt. Obwohl der Zweite Weltkrieg die Rückkehr nach Kamerun unmöglich machte, arbeitete er bis zu seinem Tod im September 1942 weiter an seiner Bibelübersetzung. Die letzten noch fehlenden Kapitel des Alten Testaments ergänzte der Missionar Georg Johann Tischhauser. Erst 1961 erschien die Bibel in der Sprache der Mangaka.
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Info: Die Ausstellung ist bis 19. Februar 2022 von Dienstag bis Sonntag, 14 bis 16 Uhr, zu sehen. Der Eintritt ist frei. Es gilt die "2G"-Regel.
