Angelbachtal-Eichtersheim

Der Schloss-Teich droht zu kippen

Schuld ist das Laub von den Bäumen - Ausbaggern würde hohe Kosten ohne Nachhaltigkeit bedeuten

05.04.2018 UPDATE: 06.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Das Angelbacher Rathaus im Wasserschloss Eichtersheim. Archivfoto: Ralf März

Von Ralf März

Angelbachtal. Von einer "Spätzlesuppe" sprach Gemeinderat Dr. Axel Derks - und meinte dabei den Teich um das Eichtersheimer Wasserschloss. Die Fische würden schon nach Sauerstoff schnappen, hatte Derks bemerkt, und deshalb wollte er wissen, wann denn der Teich ausgebaggert werde.

Bürgermeister Frank Werner machte dagegen deutlich, dass es außer einigen riesigen Karpfen kaum noch Fische im Teich gebe. Regelmäßig kämen bis zu drei Kormorane gleichzeitig "zum Frühstücken" vorbei, so das Gemeindeoberhaupt gegenüber der RNZ. "Wie Vandalen" stürzten sich diese ins Wasser und pflügten den See bis zum Grund um.

Probleme für die Fische gab es in den letzten Jahren nur, wenn es im Sommer lange sehr heiß war, dann wurde das Wasser zusätzlich umgewälzt. Klar ist aber: Je nach Wetter riecht der Teich, Algen und andere Einträge, Äste oder Blätter schwimmen an der Oberfläche, gleichzeitig verschlammt der See immer mehr.

Eine einfache Lösung für das Problem gebe es nicht, so Frank Werner. Schuld seien der geringe Wasserdurchfluss und hauptsächlich tonnenweise Blätter, die im Herbst ins Wasser fallen.

Eutrophierung heißt der Fachbegriff, der den Teufelskreis beschreibt: Durch das Laub wird das Gewässer mit Nährstoffen angereichert, so dass es zu verstärktem Algenwachstum kommt. Für die Zersetzung der abgestorbenen Algen und der Blätter in der Folge wird wiederum übermäßig viel Sauerstoff verbraucht, die Rückstände der Pflanzen führen zur Verschlammung. Diese wird schlimmer, wenn der Sauerstoffgehalt knapper wird, weil der Zersetzungsprozess unterbrochen wird. Gleichzeitig erfolgt bei geringer Sauerstoffkonzentration eine weitere Phosphatfreisetzung aus dem Sediment. Dies führt zu einer Selbstverstärkung der Eutrophierung. Auch die gefiederten Teichbewohner, die trotz Hinweisschildern immer noch gerne mit Brot gefüttert werden, tragen zum Problem bei.

Ausbaggern oder Absaugen werde irgendwann unumgänglich sein. Die Kosten dazu dürften im deutlich sechsstelligen Bereich liegen, da unter anderem der Schlamm als Sondermüll entsorgt werden müsse, so Werner im Gemeinderat. Doch nachhaltig sei diese Maßnahme nicht, noch keine 20 Jahre liegt die letzte derartige Aktion zurück.

Gespeist wird der Teich von einer Quelle am Fuße des Sonnenbergs, der Zufluss an Frischwasser ist also begrenzt. Würde man den Mittelbach, der im Park nur knapp 100 Meter am Schloss vorbeiführt, in den Teich leiten, würde man das Eutrophierungsproblem noch verstärken. Der Eintrag von Nitraten, die über die landwirtschaftlichen Flächen außerorts in den Bach gelangen, dürfte zu einer verstärkten Algenbildung führen.

Man sei mit Fachleuten und Firmen im Gespräch, bestätigte Bauverwaltungsleiter Daniel Oestrich. Dabei habe man von Möglichkeiten gehört, die die Sedimentation auf ein Drittel reduzieren sollen und damit eine nachhaltige Lösung sein könnten, so der Bürgermeister. Erreicht werde dies hauptsächlich durch einen zusätzlichen Sauerstoffeintrag durch Belüftung und Strömung.

Einfach abgelassen und trockengelegt werden kann der Schlossteich nicht. Er hat nämlich eine wichtige Aufgabe: Das Schloss wurde einst auf Eichenpfählen gebaut, die in den Boden gerammt sind. Der durch den See geschaffene hohe Grundwasserspiegel verhindert den Zersetzungsprozess dieser Pfahlgründung. Sinkt der Wasserspiegel, führt dies zum Verfaulen der Eichenstämme.

Auch aufgrund der hohen zu erwartenden Kosten, alleine für das Ausbaggern sei eine detaillierte Prüfung und Planung unumgänglich, so der Bürgermeister - eine schnelle Lösung ist also nicht in Sicht.

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