Walldorf

Der nächste Schritt zur "Solar-Hauptstadt"

Walldorf will verstärkt Fotovoltaik-Anlagen auf kommunalen Wohngebäuden errichten. Ein Konzept zum Ausbau wurde einstimmig beschlossen.

20.06.2022 UPDATE: 21.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 49 Sekunden
Große Fotovoltaik-Anlagen können auf den städtischen Gebäuden in der Nußlocher Straße installiert werden. Foto: Pfeifer

Von Tobias Törkott

Walldorf. Die Stadt Walldorf müsse mit einem guten Beispiel vorangehen, findet David Högerich, der Leiter des städtischen Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft. Daher soll nun auch der Ausbau von Fotovoltaik-Anlagen "deutlich gesteigert" werden, um Strom zu erzeugen und CO2 zu reduzieren. "Wir müssen Energie auf unseren Dachflächen schaffen", betonte Högerich in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Walldorf. Und dieser beschloss einstimmig ein Konzept zum Ausbau von Fotovoltaik-Anlagen auf den kommunalen Wohngebäuden.

Und davon gibt es mehr als 50 im Stadtgebiet Walldorfs. Schon Ende 2019 wurde in einem Ausschuss ein Kataster vorgestellt, "welches die Solarpotenziale für eine energetische Nutzung der kommunalen Gebäude aufzeigt". Damals hatten alle Fraktionen für die Erstellung gestimmt. In der Folge wurden alle kommunalen Dächer auf Wohngebäuden per Software analysiert. Wo passt eine Fotovoltaik-Anlage hin, wie groß darf sie sein, um die groben Kriterien zu nennen.

"Als wichtige Aufgabe unserer Zeit", beschreibt die Stadtverwaltung das Nutzen von und die teilweise Umstellung auf Solarenergie. Der "massive Ausbau" soll in den kommenden Jahren realisiert werden. "So schnell als möglich", betonte Högerich in der Sitzung.

Der Konzeptentwurf, der im März vorgestellt wurde, ging von einer Anlagengröße von insgesamt 640 KWP aus. Mit KWP (Kilowatt-Peak) wird die Leistung von Solarzellen angegeben. Diese sollten laut Verwaltung 550.000 Kilowatt-Stunden (KWH) Strom liefern. Grünen-Rat Hans Wölz hatte damals darauf hingewiesen, dass das Landesamt für Umwelt ebenfalls ein Solarkataster erstellt hatte, welches ein höheres Potenzial verspreche. Hierbei wurden aber Details, wie Fenster oder Gauben außer Acht gelassen.

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Dennoch wurde so bei einer erneuten Überprüfung festgestellt, dass tatsächlich mehr Leistung möglich wäre. Dies gelinge unter anderem dadurch, dass modernste Solarmodule eingebaut oder weitere, nach Osten geneigte Dächer einbezogen und damit die potenziellen Dachflächen auf 5000 Quadratmeter erhöht würden. Die Anlagengröße wachse laut Verwaltung auf circa 1050 KWP. Högerich sagte in der Sitzung, etwa eine Million Kilowatt-Stunden erzeugten Stroms seien pro Jahr möglich. Etwa 420.000 Kilogramm an jährlichen CO2-Emissionen würden dann vermieden. Wohlgemerkt: Dies sind die rechnerisch-möglichen Daten bei maximaler Belegung.

Mehrere Gebäude, beispielsweise in der Bürgermeister-Willinger-Straße, haben bereits Anlagen auf den Dächern und erzeugen so Strom. Die größten Anlagen könnten laut Verwaltung auf den Gebäuden in der Nußlocher Straße und in der Stiftstraße errichtet werden. Bis Ende 2024 sollen nach Vorgabe der Stadt Walldorf, zusätzlich zu der Modernisierung von Wohngebäuden, Anlagen mit einer Größe von 500 KWP auf den Wohngebäuden installiert werden.

"In unserer letzten Gemeinderatssitzung haben wir ein umfassendes, großes Fotovoltaik-Förderprogramm in Millionenhöhe für unsere Bürger auf den Weg gebracht und heute entscheiden wir über ein Konzept zum Ausbau von PV-Anlagen auf den Dächern der Walldorfer Wohnungswirtschaft", erinnerte CDU-Rat Uwe Lindner an die kürzlich gefallenen Beschlüsse, um die Solarenergie in der Stadt auszubauen. Dies seien wichtige Beiträge, damit Walldorf klimaneutral und unabhängiger von Rohstoffen werde. "Für unsere Fraktion ist entscheidend, dass die vorhandenen Dächer optimal für die Anlagen genutzt werden können."

SPD-Rätin Petra Wahl zog ebenfalls die Schleife zum kürzlich abgeschlossenen Förderprogramm und sprach von einem "Meilenstein." Sie hoffe, dass es bei der Umsetzung keine Materialengpässe gebe, und fand Lob für die Ausarbeitung: "Die Vorlage zeigt, wie viel Potenzial unsere Dächer haben. Das Konzept ist hervorragend."

Maximilian Himberger (Grüne) verwies auf die Arbeit der Grünen-Fraktion, die sich nach eigener Aussage seit Jahrzehnten dafür einsetzen würde, "den Klimaschutz in Walldorf durch den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben". Dabei fand er auch lobende Worte für seinen Fraktionskollegen Hans Wölz, der mit seiner Anregung, das kommunale Kataster und das des Landes zu verknüpfen, einen wichtigen Beitrag geleistet habe. Himberger blickte auch in die Zukunft, denn nach kommunalen und privaten Dachflächen könnten auch unter anderem Freiflächen, Parkplätze, Fahrradwege oder Flächen in der Landwirtschaft für den Fotovoltaik-Ausbau folgen. "Lasst es uns gemeinsam anpacken und Walldorf zur Solar-Hauptstadt machen", bekräftigte er.

Auch die FDP würdigte in Person von Dagmar Criegee den Beitrag von Grünen-Rat Wölz. Sie betonte, dass die vergangenen Monate gezeigt hätten, wie wichtig es sei, sich unabhängig vom Import von Energieträgern zu machen. In der Region gebe es hervorragende Möglichkeiten, "die Sonne mithilfe der Fotovoltaik anzuzapfen". Lob fand sie zudem dafür, dass Anlagen mit kleinerem Volumen und bis zu 10.000 Euro Auftragswert "freihändig" vergeben werden, also nicht ausgeschrieben werden müssen. Criegee: "So können auch lokale Handwerksunternehmen in den Ausbau mit einbezogen werden."

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