Tierheulen

"Wilhelmsfelder Wolf" ist wohl ein Hund

Das Tierheulen sorgte im Ort für Aufsehen. Nun äußerten sich die Wildtierexperten dazu.

20.06.2022 UPDATE: 21.06.2022 20:23 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden
Möglicherweise ist ein Wolf jüngst durch die Region gezogen. Foto: Weigel

Wilhelmsfeld. (bmi) Das Rätsel um das Heulen im Wilhelmsfelder Wald ist nicht gelöst, es gibt aber eine Tendenz. Und die geht eher zum Hund als zum Wolf. So lautet auch die Einschätzung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). "Wir gehen davon aus, dass es sich bei dem aufgenommenen Tier um einen Hund handelt", teilte Hannah Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Luchs- und Wolfsmonitoring der FVA am Dienstag auf Nachfrage mit.

Wie berichtet haben die heulenden Rufe eines Tieres am Samstagabend im Bereich Ringweg-Centwald im Luftkurort für Aufsehen gesorgt. Im Sozialen Netzwerk Facebook wurde ein rund zehn Sekunden langes Video mit zwei aufeinander folgenden Heulgeräuschen geteilt. Einige waren überzeugt, darin einen Wolf erkannt zu haben.

Der örtliche BUND und die RNZ sendeten die Aufnahme an die Wildtierexperten des FVA und baten um Einschätzung. "Eine sichere Unterscheidung zwischen Wolf und Hund ist anhand einer einzelnen kurzen Tonspur nicht möglich", heißt es aus dem Wildtierinstitut. Ähnlich äußert sich Dorian Jacobs, Wildtierbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises: Es ließe sich leider nur spekulieren, ob tatsächlich ein Wolf oder ein Hund Verursacher der Laute sei.

Auch die domestizierten Verwandten des Wolfes heulen hin und wieder, wie FVA-Mitarbeiterin Hannah Weber erklärt. "Manche Hunde können heulen wie Wölfe." Dieses Verhalten könne durch Reize wie etwa eine Feuerwehrsirene oder ein Martinshorn ausgelöst werden und klinge je nach Rasse sehr unterschiedlich. Grundsätzlich sei deshalb das Heulen eines einzelnen Tieres nicht eindeutig einem Wolf zuzuordnen, erklärt die Expertin weiter. Berichte von heulenden Wölfen lassen sich demnach nicht bestätigen. Ihr Fazit zum "Wilhelmsfelder Wolf": "Wir nehmen die Meldung als unsicheren Hinweis in unsere Datenbank auf".

Es wäre die erste Ortung eines Wolfes im direkten Heidelberger Umland gewesen. Im September 2020 wurden im Neckar-Odenwald-Kreis erstmals ein Wolfsrüde und seither wiederholt durchziehende Einzeltiere nachgewiesen.

Auch interessant
Baden-Württemberg: Keine Spur mehr vom Odenwald-Wolf
Neckar-Odenwald-Kreis: Der nächste Wolf läuft vor die Kamera

Update: Dienstag, 21. Juni 2022, 20.23 Uhr


Tonaufnahme sorgte für Aufsehen

Wilhelmsfeld. (bmi) War es ein alleingelassener Hund? Ein Wolf? Oder ein ganz anders Tier? Ein lautes Heulen aus dem Wald lässt den Luftkurort seit Samstagabend rätseln. So geht auf Facebook ein Video umher, in dem die heulenden Rufe eines Tieres im Bereich Ringweg-Centwald laut und deutlich zu hören sind. Einige Nutzer sind sich sicher: Es ist ein Wolf. Es wäre die erste Ortung dieser Art unmittelbar in der Region rund um Heidelberg. Die RNZ hat sich auf Spurensuche begeben.

Sirenenartig, jämmerlich – und ziemlich laut: Eine gute halbe Stunde am Samstag war Zeugenberichten zufolge das Heulen in Teilen von Wilhelmsfeld zu hören. "Zwischendurch war das klagende Rufen weg, aber es kam immer wieder", schreibt eine Nutzerin auf Facebook. "Vielleicht ein alleingelassener Hund", heißt es in einer Reaktion, eine weitere vermutet einen Fuchs. Wenig später wird ein rund zehn Sekunden langes Video mit zwei aufeinander folgenden Heulgeräuschen geteilt. Einige Nutzer sind sich danach sicher: Es ist ein Wolf. Eindeutig. "Es bestehen ganz klar gewissen Ähnlichkeiten", sagt Dr. Jochen Schwarz, Vorsitzender beim BUND-Orts- und Regionalverband. Auch Hunde könnten solche Laute von sich geben.

Der Wilhelmsfelder Biologe ist jedoch mehr Schmetterlings- als Wildtierexperte, Ehefrau und BUND-Co-Vorsitzende Edit Spielmann haben sich daher an Experten auf diesem Gebiet gewandt. Ihre Rückmeldung steht ebenso noch aus wie eine Antwort auf die RNZ-Nachfrage an den Wildtierbeauftragten des Rhein-Neckar-Kreises und an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).

Tobias Dangel, gewählter Bürgermeister und ab 1. Juli im Amt, wird erst mit dem Anruf der RNZ auf das Thema aufmerksam. Er selbst ist Jäger und auch im Wilhelmsfelder Wald aktiv, hat aber noch nie eine Wolfssichtung gehabt. Angst um die rund um sein Haus lebenden Hühner, Schafe und Ziegen hat er noch nicht.

Jagdpächter Volker Guggolz ist für das rund 125 Hektar große Gebiet um Wilhelmsfeld zuständig. "Ich glaube nicht, dass das Geräusch von einem Wolf stammt – auch wenn ich es nicht völlig ausschließen kann", meint er. Guggolz führt zwei Aspekte auf, die für ihn dagegen sprechen: "Das Geräusch auf der Aufnahme bricht jeweils plötzlich ab – Wölfe heulen für gewöhnlich ein bisschen anders, das ebbt nach hinten raus langsam ab." Zwei weitere erfahrene Mitjäger aus dem Vorderen Odenwald wären zur gleichen Einschätzung gekommen. Zweitens sei das Rehwild im Revier in den vergangenen Tagen wie üblich "absolut vertraut" gezogen. "Wenn Wölfe auftauchen, werden Rehe heimlich, sind dann fast nicht mehr zu sehen". Dieses recht sichere Zeichen, dass ein Wolf umherzieht, habe Guggolz bis jetzt nicht feststellen können. Dass etwa ein junger Wolf – die Tiere können bis zu 70 Kilometer am Tag zurücklegen – durch das Gebiet gezogen sei, wäre denkbar.

Ort des Geschehens

In der Metropolregion wurde im September 2020 im Neckar-Odenwald-Kreis erstmals ein Wolfsrüde nachgewiesen. Dieser hatte sich auch im Odenwald niedergelassen, gilt aber mangels jüngerer Nachweise seit Mai als tot. Auch der Rhein-Neckar-Kreis ist keine wolfsfreie Zone, einzelne Tiere ziehen immer wieder durch die Region. Einen Wolfsnachweis im Vorderen Odenwald nahe der Bergstraße gab es bis dato nicht.

Dieser Artikel wurde geschrieben von:
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.