Glasfaserausbau bis Ende 2024

Hirschberg soll großflächig schnelles Internet erhalten

Der Abschluss eines Kooperationsvertrags mit der NetCom BW wurde beschlossen.  Voraussetzung sind Vertragsabschlüsse mit 40 Prozent der Haushalte.

01.06.2022 UPDATE: 02.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Noch ist Hirschberg nur mäßig gut mit schnellem Internet versorgt, aber der Glasfaserausbau könnte nun mehr Fahrt aufnehmen. Foto: Dorn

Von Annette Steininger

Hirschberg. Es scheint so, als würde der Breitbandausbau in Hirschberg endlich vorankommen. SPD-Fraktionssprecher Thomas Scholz sprach wohl vielen aus der Seele, als er nach dem Vortrag der Vertreter der NetCom BW in der Gemeinderatssitzung am Dienstag ausrief: "Halleluja, wo kann ich unterschreiben?" Tatsächlich beschloss das Gremium letztlich einstimmig den Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen, einer Tochter der EnBW Energie Baden-Württemberg, das den Glasfaserausbau bis Ende 2024 abgeschlossen haben will. Voraussetzung hierfür sind allerdings Vertragsabschlüsse mit 40 Prozent "aller Adressen", wie Markus Binder, Teamleiter Infrastruktur/Consulting bei der NetCom BW, erläuterte.

Nach Hemsbach und Laudenbach ist Hirschberg nun die dritte Gemeinde in der Region, die einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen abgeschlossen hat. Bürgermeister Ralf Gänshirt ließ eingangs die bisherige Entwicklung Revue passieren und erinnerte daran, dass Hirschberg Mitglied des Zweckverbandes High-Speed-Netz Rhein-Neckar sei, das sich auf die Erschließung der Kommunen mit einem Backbone-Netz konzentriert habe. Doch während das Gewerbegebiet in Hirschberg inzwischen erschlossen sei, hapere es "noch ein bisschen" bei den Schulen, die eigentlich auch schon längst über eine Breitbandversorgung verfügen sollten. Bei aller Kritik, so Gänshirt, müsse man aber zur Entlastung sagen, dass sich die Förderbedingungen auch ständig geändert hätten.

Nun soll es also mit der NetCom BW, die seit gut zwei Monaten den eigenwirtschaftlichen Ausbau anbietet, das heißt ohne Fördermittel, flächendeckend in Hirschberg vorangehen. Eine vom Unternehmen erstellte Karte zeigte die unterversorgten Bereiche. "Da haben Sie gut was zu tun", meinte Matthias Dallinger (CDU). Binder pflichtete ihm bei.

Da Fördermittel für Außenbezirke und Aussiedlerhöfe ("Graue-Flecken-Förderung") allerdings nur fließen, wenn sie Kommunen oder Landkreise in Anspruch nehmen, wird sich hier der Zweckverband darum kümmern und das Ganze dann an die NetCom BW übergeben. Werner Volk (FW) wollte wissen, ob die Erschließung denn zeitgleich passiere. Thomas Heusel, operativer Leiter beim Zweckverband, sagte, dass man dies versuchen werde. Man könne es nicht garantieren, plane es aber. Jürgen Steinle (GLH) wollte unter anderem wissen, ob zusätzliche Verteilerkästen nötig würden, was Heusel aber verneinte.

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Schon bestehende Infrastruktur beziehungsweise Leitungen werden gepachtet oder gekauft. Für den weiteren Ausbau habe man versierte Tiefbauunternehmen an der Hand, versicherte Binder, der auch auf die Versorgungssicherheit durch die NetCom BW in Krisenzeiten hinwies. Auf Nachfrage betonte der technische Experte auch, dass man sich hierfür auch immer mit der Kommune abstimme.

Volk wollte wissen, wie denn das Interesse anderer Anbieter beispielsweise der Telekom aussehe, auf das Netz zu gehen. Denn diese können sich, gegen ein Entgelt an den Netzbetreiber auf das Netz mieten, Stichwort "open access". Heusel berichtete aus der bisherigen Erfahrung: "Wir haben bisher im ganzen Rhein-Neckar-Kreis keine Kopplung mit der Telekom, Vodafone oder 1&1." Er sei aber zuversichtlich, dass das Interesse irgendwann komme.

Binder erläuterte noch, dass sie so die Voraussetzungen schaffen würden, dass sich Haushalte auch zu einem späteren Zeitpunkt dazu entschließen könnten, einen Vertrag mit NetCom BW abzuschließen, was dann aber entsprechend koste. Etwas zweifelnd erkundigten sich mehrere Gemeinderäte nach der zu erzielenden Mindestvertragsabschlussquote von 40 Prozent. Account Manager Giacomo Stifanelli zeigte sich als "Optimist von Berufs wegen" überzeugt, die Quote zu erreichen. "Aber dafür brauchen wir Sie als Multiplikatoren" appellierte er an die Gemeinderäte. Als erfolgreiches Beispiel führte er Rottenburg am Neckar mit schon über 2800 Anschlüssen an. "Wir können alles anbieten, was Sie wollen", machte er dann Werbung für die Angebote, die eine Telefon- und Internetflatrate enthalten. Auch Fernsehen per Internet ist möglich, beispielsweise über waipu.tv.

Kurz erläuterte Stifanelli auch die Vermarktung, in deren Rahmen auch eine Haustür-Akquise erfolgen wird. Unter den Angeboten ist beispielsweise der "Bestseller 500" – mit 500 Megabit pro Sekunde im Download und 100 im Upload. Der Preis beträgt für die ersten 24 Monate jeweils 49,90 Euro monatlich, ab dem 25. Monat dann 79,90 Euro monatlich. Hinzu kommt ein einmaliges Einrichtungsentgelt von 49 Euro (bei einer Vertragslaufzeit von 24 Monaten) oder 129 Euro (bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten).

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