Die Initiative "Schriesheimer Hof" will die grüne Wiese bewahren
Die Initiative wehrt sich gegen die Baupläne am Ortsrand von Wilhelmsfeld. Bei einem Bürgerfest informierten die Mitglieder über ihre Beweggründe.

Von Doris Weber
Wilhelmsfeld. Die Unruhe scheint groß: Wird am Ortsrand des Luftkurorts – von Schriesheim oder Heidelberg kommend – auf der grünen Wiese gebaut werden? Die Bürgerinitiative (BI), die sich nach dem Gebiet "Schriesheimer Hof" nennt, ist überzeugt, dass der Gemeinderat Größeres vorhat, und will das verhindern. Bei einem "Bürgerfest" an Ort und Stelle informierte sie am Samstag die Besucher über ihre Beweggründe. Die geplante Begehung fiel aufgrund von Regen aus.
Erster BI-Erfolg ist der anstehende Bürgerentscheid: Am Sonntag, 26. September, sind die Wilhelmsfelder neben der Bundestagswahl aufgefordert, über die Fortsetzung des im November 2020 eingeleiteten Bebauungsplanverfahrens abzustimmen. "Ja, der Aufstellungsbeschluss soll aufgehoben werden", sagt die BI. Die Akte wird geschlossen, wenn mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten ihr folgen und dabei auch die Mehrheit stellen.
Beim Bürgerfest moderierte Jörg Tröger ein Gespräch, das über die Hintergründe informierte. Gesprächspartner waren die grünen Alt-Gemeinderäte Jochen Schwarz und Joachim Finkbeiner-Rinn, die gemeinsam mit Edith Spielmann die BI gegründet haben, sowie Dieter Fitzer als betroffener Anrainer. Die Familie seiner Frau ist Eigentümerin einiger Flächen. Dabei waren auch Jürgen Kretz, Grünen-Bundestagskandidat im Wahlkreis Rhein-Neckar, und Edgar Wunder vom Verein "Mehr Demokratie". Letztere nahmen eine – auf die lokale Situation bezogen – eher neutrale Rolle ein. Kretz sprach von bundespolitisch zu setzenden Rahmenbedingungen, um den Flächenverbrauch zu senken.
Wunder sprach von der Bedeutung der Beratung. Sie verhindere, dass Bürgerinteressen an formalen Mängeln scheiterten. Er sprach weiter von der Außenwahrnehmung, die ihm ein "ungewöhnliches" Bild zeige: Der Bürgermeister sei bisher auffallend zurückhaltend, so sein Eindruck. Er komme nicht "in die Bütt", was aus verschiedenen Gründen aber wichtig wäre. Wunder sprach vom "Frieden", der zu erhalten sei.
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Tatsächlich scheint die Frage des Bebauungsplans, die unmittelbar mit der Frage Supermarkt verknüpft ist, die Gemeinde zu spalten. Das rührt auch daher, dass man gar nicht so genau weiß, was eigentlich geplant ist, was wiederum zumindest teilweise dem Stadium der Planung geschuldet ist. Bisher ist nur bekannt, dass die Gemeinde an den Erhalt der "Nahversorgung" in Verbindung mit "Mobilität", beides Stichworte aus dem Gemeinderatsprotokoll, denke.
Ganz vom Himmel fällt das Thema nicht. Im Kommunalwahlkampf 2019 sprach die CDU von "früheren Plänen für das Sondernutzungsgebiet", die "veraltet" seien. Der Flächennutzungsplan des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau sei anzupassen, um es einer "sinnvollen Nutzung" zuzuführen.
Schwierig ist, dass die gesamte "Sonderfläche" zusammen mit der Fläche zwischen den beiden Landesstraßen L 536 und L 596 in die Untersuchung eingeht. Das sind mehr als 6,4 Hektar Land, die derzeit teils landwirtschaftlich genutzt werden. Eine erste Idee setzt ein Gebäude mit Parkplätzen und E-Lade-Infrastruktur an die "Altenbacher Straße". Flächenverbrauch: weniger als ein Hektar.
Der nutzende Landwirt wurde mit den Worten "bester Boden im Steinachtal" zitiert. BI-Mitbegründer Schwarz, der zugleich BUND-Vorsitzender ist, sprach von der sich im Gebiet befindlichen "Flachlandmähwiese" mit Wiesenknopf und seltenem Ameisenbläuling. Der Einfluss aufs Kleinklima und die Sorge um die Existenz noch vorhandener Einzelhändler waren ebenfalls Thema.
Anwohner Fitzer störte, dass nicht mit offen Karten gespielt würde. Seiner Schwiegermutter als Eigentümerin habe die Gemeinde Anfang 2020 ein Kaufangebot zum Verkehrswert gemacht, um Planungssicherheit zu haben, zitierte Fitzer aus dem Gespräch. Er fühle sich unfair und unmündig behandelt.
Rund 90, überwiegend mindestens sympathisierende Teilnehmer hatten schweigend zugehört. In weniger als zwei Wochen wird das Urteil gefällt sein.



