Die "Baukultur Kraichgau" blüht
Projekte aus Wiesloch und Rettigheim wurden im Regierungspräsidium ausgezeichnet

Das künftige Bildungshaus in Frauenweiler. Foto: Pfeifer
Karlsruhe/Wiesloch/Mühlhausen-Rettigheim. (RNZ) Die Baukultur in den Städten und Gemeinden des Kraichgaus ist ein wichtiger Faktor für attraktive Ortsbilder, intakte Siedlungsstrukturen sowie lebendige Stadt- und Ortskerne. Vor diesem Hintergrund initiierten die Architektenkammer Baden-Württemberg, Kammerbezirk Karlsruhe, und das Regierungspräsidium Karlsruhe gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg im Frühjahr 2018 das Auszeichnungs-Verfahren "Baukultur Kraichgau". Im Sinne baukulturell vorbildlicher Lösungen sollten beispielgebende Projekte und Planungen in den Gemeinden des durch historisch gewachsene Ortsbilder geprägten Kraichgaus aufgespürt werden.
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung im Regierungspräsidium Karlsruhe zeichneten die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, Katrin Schütz, Regierungspräsidentin Nicolette Kressl und Andreas Grube, Vorsitzender des Kammerbezirks Karlsruhe der Architektenkammer Baden-Württemberg, jetzt 25 Projekte aus dem Kraichgau als herausragende Vorbilder für qualitätsvolle Baukultur aus und überreichten den Projektbeteiligten eine Plakette für ihr Engagement. 32 weitere Beiträge wurden darüber hinaus als ebenfalls besonders gelungen gewürdigt.

Unter den ausgezeichneten und gewürdigten Projekten sind auch solche aus Wiesloch und Rettigheim: In Wiesloch wurde einmal mehr das Gemeindezentrum der Petrusgemeinde in der Friedrichstraße ausgezeichnet (es erhielt bereits zwei andere Preise), außerdem wurde das Wohnhaus Becker in Rettigheim für preiswürdig erachtet. Besondere Würdigungen erfuhren das Bildungshaus (Schulneubau) in Frauenweiler und die erneuerte Tom-Mutters-Schule in Wiesloch.
"Die ausgezeichneten Projekte sind bemerkenswerte Beispiele für das große baukulturelle Engagement in der Region. Zudem leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Entwicklung des Kraichgaus als Wohn- und Wirtschaftsstandort", so Staatssekretärin Schütz. Ebenso würdigte Regierungspräsidentin Kressl die Bedeutung des Themas im Kontext der regionalen Entwicklung: "Eine zeitgemäße Baukultur ist mehr als die Suche nach gestalterischen Lösungen, sie ist von entscheidender Bedeutung für ein funktionierendes Siedlungsgefüge, attraktive Ortsbilder und damit für wettbewerbsfähige Kommunen."
Die Entscheidung über die Auszeichnungen und Würdigungen traf eine zweistufig organisierte Jury, unter anderem besetzt mit Fachleuten aus Architektur, Verwaltung, Tourismus, Weinbau und Handwerk. Maßgebliche Kriterien waren beispielsweise eine zeitgemäße und funktionale Architektur unter Beachtung ortstypischer Spezifika und eine innovative und ressourcenschonende Ausführung. Teilnahmeberechtigt waren Kommunen, private und öffentliche Bauherren sowie Architekten und Ingenieure, Innenarchitekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten.
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Die ausgezeichneten Projekte sind in einem umfangreichen Führer zur Baukultur im Kraichgau dokumentiert, der im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls vorgestellt wurde. Dort ist beispielsweise über das Gemeindezentrum der Petrusgemeinde (Bauherrschaft: evangelische Kirchengemeinde Wiesloch; Architektur: Waechter + Waechter Architekten, Darmstadt) zu lesen, dass sich in dem Gebäude "Konzentration und Einkehr, Offenheit und Transparenz vereinigen". Die Jury lobte vor allem den "noblen und großzügigen Ausdruck" des Bauwerks sowie dessen "freundliches und offenes Erscheinungsbild".

Das Privathaus Becker in Mühlheim-Rettigheim. Foto: Pfeifer
Im privaten Wohnhaus Hildegard Beckers im Rettigheimer Ortskern (Architektur: Schneider Architekten, Karlsruhe) sieht die Jury ein "hervorragendes Beispiel, wie ein eher unscheinbares und in die Jahre gekommenes Wohnhaus energetisch saniert, sanft erweitert und so zu einem wertvollen Teil des Dorfbilds werden kann." "Ein vorbildliches und nachahmenswertes Konzept", lautet das Urteil.

Gewürdigt wurde außerdem die Sanierung der Tom-Mutters-Schule durch die Lebenshilfe Wiesloch (Architektur: Jöllenbeck & Wolf Architekten, Walldorf), bei der der Erhalt der qualitätvollen von Karlheinz Hass stammenden Architektur aus dem Jahr 1970 ebenso gelobt wird wie die durchgängige Barrierefreiheit. Beim künftigen Bildungshaus in Frauenweiler (Bauherrschaft: Stadt Wiesloch; Architektur: ebenfalls Jöllenbeck & Wolf) mit dem Neubau der Grundschule als "erstem Meilenstein" ist es das Konzept eines zusammenfassenden identitätsstiftenden Raums mit dem "prägnanten Gemeinschaftshof" als Zentrum des späteren Gebäudeensembles, das gefiel.
In Karlsruhe wurde eine Wanderausstellung eröffnet, die in den kommenden Monaten an vielen Orten des Kraichgaus dessen baukulturelle Qualitäten erlebbar machen soll. Die Ausstellung ist zunächst noch bis zum 26. März im Regierungspräsidium Karlsruhe sowie am 28. März bei der Netzwerkkonferenz Baukultur Baden-Württemberg 2019 in der Liederhalle Stuttgart zu sehen.



