Walldorf: Sanierung von Sozialwohnungen ist teuer und umstritten

Zwei städtische Gebäude mit Sozialwohnungen werden für 2,1 Millionen Euro saniert - Grüne und FDP kritisieren das Vorgehen

10.07.2015 UPDATE: 11.07.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Walldorf. (rö) Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung entschieden, die beiden Wohngebäude Sambugaweg 14 und 16 zu sanieren und dafür rund 2,1 Millionen Euro bereitzustellen. Der Beschluss fiel mit den Stimmen von CDU und SPD bei drei Nein-Stimmen (Wilfried Weisbrod, Walter Hecker, Horst Dobhan, alle Bündnis 90/Die Grünen) sowie drei Enthaltungen (Dr. Günter Willinger, Günter Lukey, Dagmar Criegee, alle FDP). Zuvor war ein Antrag von Walter Hecker, die Sanierung "im Nahezu-Passivhaus-Standard zu realisieren", mehrheitlich abgelehnt worden. Dafür hatten nur die drei anwesenden Grünen-Räte gestimmt, die drei FDP-Räte hatten sich ebenfalls enthalten.

Die beiden Häuser sind Bestandteil des städtischen Angebots an Sozialwohnungen. Pro Gebäude sind neun Wohnungen vorhanden, die gesamte Wohnfläche beträgt 1134 Quadratmeter. "Wir glauben, dass die Substanz sanierungsfähig ist", erklärte Stadtbaumeister Andreas Tisch. Schon vor zwei Jahren hatte man sich im Gemeinderat mit einer möglichen Sanierung beschäftigt, damals hatte aber die Mehrheit zunächst für ein Neubauprojekt (das in der Bürgermeister-Willinger-Straße realisiert wird) plädiert. Nachdem inzwischen auch der städtische Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft gegründet worden ist, wolle man nun aber die Sanierung angehen, so Tisch. In Sachen energetische Maßnahmen, Gebäudetechnik, Bäder- und Heizungssanierung habe man "ein umfangreiches Paket" geschnürt, zudem soll das Erdgeschoss barrierefrei ausgebaut werden. Die Kosten bewegen sich mit über zwei Millionen laut Andreas Tisch am "oberen Rand" dessen, was für Sanierungen anzusetzen ist. "Ich hoffe, sie sind dann am Ende nicht so hoch", sagte er. David Högerich ergänzte für den Eigenbetrieb, die Mieter wünschten sich, dass sie nicht umziehen müssen, und befürworteten eine Sanierung im Bestand.

Werner Sauer (CDU) sprach vom "erheblichen Sanierungsstau" im Wohnungsbestand. Man sei davon überzeugt, dass sich im Sambugaweg die Sanierung lohne. Zwar seien die Kosten eine "ganz stolze Summe", diese müsse man aber "in Relation zu dem setzen, was wir wollen". Lorenz Kachler (SPD) sagte, es sei sehr wichtig, nicht einfach alle alten Gebäude abzureißen, sondern "auch mal eine Sanierung" durchzuführen, zumal beide Häuser "die Voraussetzung dafür bieten". Das sei "ein guter Einstieg in die Sanierung", so Kachler.

"Sehr schwer" hatte sich dagegen laut Günter Willinger die FDP mit der Sanierung getan, vor allem wegen der hohen Kosten. Zwar stehe außer Frage, dass im städtischen Bestand "dringend saniert werden muss", doch müsse man auch überlegen, "ob wir das Geld nicht besser in andere Projekte stecken". Der FDP-Vorschlag lautete, abzuwarten, wie teuer der Neubau in der Bürgermeister-Willinger-Straße werde, um besser vergleichen zu können.

Nicht mit dem Verwaltungsvorschlag anfreunden konnten sich die Grünen. Wilfried Weisbrod nannte als Beispiel die Stadt Frankfurt: Wenn die Sanierungskosten 60 Prozent eines Neubaus ausmachten, heiße es dort: "Man muss neu bauen". Zudem habe der Walldorfer Gemeinderat 2010 beim Beschluss zum "European Energy Award" festgelegt, dass kommunale Gebäude bei einer Sanierung "auf den neusten energetischen Stand gebracht" werden müssten. Das sei hier nicht der Fall: Die Planung sieht maximal 85 Prozent des Höchstwerts von Neubauten entsprechend der EnEV 2009 vor. Man fordere keinen Abriss, stellte Weisbrod klar, sondern "die Standards hochzusetzen". Walter Hecker ergänzte: "Wir sollten uns nicht unter Neubau-Niveau bewegen." Er zeigte sich überzeugt, dass man sogar "fast Passivhaus-Standard erreichen" könne. Dem schloss sich eine lange, teils emotionale Diskussion an, an deren Ende die Mehrheit für den Verwaltungsvorschlag votierte.

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