Walldorf will bezahlbaren Wohnraum schaffen

Grundsatzbeschluss nach langer Diskussion im Gemeinderat: Rund 40 Wohnungen sollen auf zwei Grundstücken entstehen

20.05.2014 UPDATE: 20.05.2014 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Walldorf. (rö) In der Sache war man sich weitgehend einig, trotzdem entbrannte eine leidenschaftliche Diskussion: Walldorfs Gemeinderat fasste bei einer Gegenstimme (von Dr. Gerhard Baldes, CDU) trotzdem den Grundsatzbeschluss, die Planungen für den Bau von kostengünstigen Wohnungen auf zwei Grundstücken (mit einer Fläche von zusammen 1600 Quadratmetern) an der Bürgermeister-Willinger-Straße einzuleiten. Die rund 40 Wohnungen, die hier entstehen sollen, sind für einen Personenkreis gedacht, der auf einen Wohnberechtigungsschein angewiesen ist - derzeit gibt es eine Warteliste von rund 110 Bewerbern. Die Erdgeschosswohnungen sollen zudem barrierefrei zu erreichen sein. Konkretere Planungen sollen folgen. Stadtbaumeister Andreas Tisch wies darauf hin, dass man die Gebäude im Passivhausstandard errichten werde.

Die Stadt habe vergleichsweise viele Wohnungen in ihrem Besitz, dennoch sei der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum vorhanden, sagte Werner Sauer (CDU). Die Wohnungsgrößen sollten sich am Bedarf orientieren. Schwierigkeiten befürchtete er, die vom Bebauungsplan geforderten Stellplätze auf den schmalen Grundstücken unterzubringen. Die Stadt dürfe sich dennoch keine Ausnahme erlauben. Sauer forderte, auch an die Sanierung der städtischen Wohnungen im Sambugaweg 14 und 16 zu gehen. Mit diesem Thema hatte sich der technische Ausschuss bereits im März beschäftigt, die Verwaltungsvorlage aber abgelehnt und mehrheitlich zunächst einen Neubau gefordert. "Wir sollten darauf achten, nachhaltig zu bauen", sagte Dagmar Criegee (FDP). Größere Familien benötigten größere Wohnungen, deshalb sei es aus ihrer Sicht sinnvoll, "variabel zu bauen", um ohne größeren Aufwand zwei Wohnungen zu einer zusammenfassen zu können. "Damit wird eine langjährige Forderung der SPD umgesetzt", zeigte sich Dr. Andrea Schröder-Ritzrau "sehr zufrieden". Der Bedarf steige stetig, die Warteliste sei in den vergangenen Jahren immer länger geworden. "Ja zum Grundsatzbeschluss", alle weiteren Schritte müsse man im Ausschuss beraten.

"Eine wichtige Weichenstellung" und "eine bedeutende Änderung in der Wohnungspolitik" sah Hans Wölz (Grüne). Erstmals seit Langem finde in Walldorf wieder sozialer Wohnungsbau statt. Wölz konnte sich den Hinweis "nicht verkneifen", dass die Initiative dafür vom Gemeinderat und nicht von der Verwaltungsspitze ausgegangen sei. In der Vorlage zur Sitzung vermisste er allerdings Hinweise auf das Landeswohnraumförderungsprogramm (mit dem ein zinsloses Darlehen von bis 4,5 Millionen Euro möglich sei) oder auf die Fördermöglichkeiten durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). "Unter solchen Gesichtspunkten kann man viel eher zustimmen", hätte sich Wölz diese als zusätzliche Argumente für die Pläne gewünscht.

Daran entzündete sich nun eine längere Diskussion: Gerhard Baldes sagte zunächst, ihm seien die Rahmenbedingungen zu schlecht - zum einen wegen der Parkplatz-Probleme, zum anderen sei der Passivhausstandard zu teuer. "Die Planungskosten sind für mich dort verpulvert", sagte Baldes. Das Geld könne man sinnvoller einsetzen, indem man den Sanierungsstau in den städtischen Wohnungen behebe. Deshalb stimmte er am Ende gegen den Beschluss. Werner Sauer wehrte sich gegen die Aussage, "dass wir über wenig Wohnraum verfügen". Er forderte Wölz auf, eine Gemeinde zu nennen, "die so viele Sozialwohnungen" habe. Auch sei es kein "Riesenversäumnis der Verwaltung", in diesem frühen Stadium mögliche Zuschüsse oder Darlehen noch nicht zu erwähnen. Angesichts des großen Sanierungsstaus gebe es "eine ganze Menge zu tun", so Andrea Schröder-Ritzrau, die deshalb forderte: "Vielleicht sollten wir das Geplänkel lassen." Ihr Fraktionskollege Klaus Winnes sprach Wohnungen in der Ziegelstraße an, die sich nach seinen Worten ebenfalls in sehr schlechtem Zustand befinden.

Bürgermeisterin Christiane Staab sagte zum Thema Sanierungsstau: "Wir hatten die Sanierung des Sambugawegs 14 und 16 eingebracht. Das ist nicht von uns abgelehnt worden." Für Dr. Gerhard Mayer (SPD) war der Grund, dass man nicht im Bestand sanieren wollte, solange es keine Ausweichmöglichkeiten für die Bewohner gebe. Aus Sicht von Hans Wölz waren dagegen die Kosten entscheidend: Wenn eine Sanierung 60 oder 70 Prozent eines Neubaus koste, müsse man den Neubau ins Auge fassen.

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