St. Leon-Rot: Lärmschutzplan immerhin "ein Anfang"

Das Regierungspäsidium Karlsruhe klärte auf einer Bürgerinformationsveranstaltung am Mittwoch, 22. April, in St. Leon-Rot über aktuelle Lärmschutzmaßnahmen auf - Tempo 30 wurde auf einem Teil der St. Leoner Ortsdurchfahrt genehmigt

24.04.2015 UPDATE: 25.04.2015 06:00 Uhr 3 Minuten

Lärmschutz entlang der Autobahn und weitere Maßnahmen zur Entlastung des "sehr lauten" St. Leon-Rot waren Hauptthemen der Bürgerinformationsveranstaltung. Foto: Theo Vetter

St. Leon-Rot. (seb) Die schlechte Nachricht kam fast zum Schluss: Eine umfassende Lärmschutzlösung an der Autobahn in St. Leon-Rot mit Tunnel oder Einhausung erscheint utopisch. Eine gute Nachricht immerhin erreichte die Anwohner der St. Leoner Ortsdurchfahrt: Tempo 30 ist genehmigt, wenn auch nicht wie erhofft auf der vollen Länge von Reilinger-, Markt- und Roter Straße. Vertreter des Regierungspräsidiums gingen in einer Bürgerinformationsveranstaltung im Harres auf Aus- und Umbau des Autobahnkreuzes mit entsprechendem Lärmschutz ein, nachdem Verkehrsplaner und Gemeinde Aktionen gegen die Lärmbelastung im Ort näher erläutert hatten.

Mehr als 340 Millionen Euro netto würde laut Axel Speer und Kai Zumkeller vom Regierungspräsidium ein 1,5 Kilometer langer Tunnel kosten, der die A 5 zwischen Rot und St. Leon einhaust. Bei 240 Millionen liegt die abgespeckte Lösung und immer noch fast 70 Millionen ein kurzer Tunnel unter Kraichbach und Landesstraße L 546. Aber das wäre eben für Bürgermeister Dr. Alexander Eger und den Gemeinderat die städtebaulich beste Lösung, um die Wirkung der Autobahn als trennendes Element zwischen den Ortsteilen abzuschwächen.

Bedenkenswert hatte der "große Wurf" der "Einhausung" Eger zufolge gewirkt, nachdem das Regierungspräsidium bekannt gegeben hatte, dass drei der Autobahnbrücken komplett neu gebaut werden müssen: über Kronauer Straße und Kraichbach, über Kehrgraben sowie L 546. So wie es jetzt geplant ist, wird statt versenkter A 5 hingegen eine zehn Meter hohe "Mauer" zwischen St. Leon und Rot entstehen: Auf dem ohnehin schon vier Meter hohen Autobahndamm werden nämlich sechs Meter hohe Lärmschutzwände neu errichtet. Der Bund ersetzt die vorhandenen auf St. Leoner Seite, die Gemeinde steuert auf eigene Kosten entsprechenden Lärmschutz auf Roter Seite bei (wo rein von den gesetzlichen Lärmwerten her kein gleichartiger Handlungsdruck besteht). Mit Deckensanierung, die eine Lärmminderung (um weitere 2 dB) verspricht, wird das Ganze laut Zumkeller rund 15 Millionen Euro kosten. Der Brückenneubau soll in zwei bis drei Jahren beginnen, zwei Jahre später könnten die Lärmschutzwände stehen.

Während die Autobahnen (auch die A 6 macht sich durchaus bemerkbar) die größte Lärmquelle in St. Leon-Rot sind, sieht der Lärmaktionsplan, den Ingenieur Dr. Frank Gericke von Modus Consult Karlsruhe veranschaulichte, auch Maßnahmen innerorts vor. Der Verkehrsplaner nahm mit seinem Team alle Straßen mit über 4000 Fahrzeugen am Tag in den Blick. Das Ziel: die Lärmwerte auf unter die als gesundheitsschädlich geltenden Werte (70 dB tags und 60 dB nachts) senken. Längerfristig soll es noch besser werden, momentan ist es nämlich "überall auf der Gemarkung St. Leon-Rot sehr laut", so Gericke.

Auf die zwei vielversprechendsten Maßnahmen konzentriert sich der Lärmaktionsplan, Tempo 30 und beidseitigen Lärmschutz an der Autobahn. "Das hat eine sehr hohe Wirkung", so Gericke, "die höchsten Lärmwerte werden weitestgehend vermieden". Nur für 17 Anwohner dicht an der St. Leoner Ortsdurchfahrt bleibt die Belastung über den avisierten Werten. Die Tempo-30-Regelung beginnt laut Bürgermeister an der Sandgasse und endet vor der alten Kramerschen Mühle. Damit profitieren weit weniger Bürger davon als ursprünglich erhofft. Aber: "Es ist ein Anfang, das ist schon erfreulich", meinte eine Bürgerin. Allerdings, so Eger, bleibt die Ortsdurchfahrt eben eine Landesstraße (anders als in Rot dank der Umgehung), sodass der Handlungsspielraum der Gemeinde stark beschränkt sei.

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Auch in der Kirrlacher Straße wünschen sich die Leute Tempo 30, das ist laut Gericke aber mit Lärmwerten nicht zu rechtfertigen, allenfalls mit Sicherheitsgründen, das müsse man erst sorgfältig prüfen. Einem Radfahrer im Publikum konnte der Verkehrsplaner keine Hoffnung auf Schutzstreifen in der recht schmalen St. Leoner Ortsdurchfahrt machen. "Bei Tempo 30 gehen die Behörden auch davon aus, dass die Radfahrer im Verkehr ’mitfließen’". Anwohner der Roter Ortsdurchfahrt würden sich auch weitergehendes Tempo 30 wünschen, das ist aber, obwohl es eine Gemeindestraße ist, "nicht überall machbar", so Gericke mit Verweis auf die Straßenverkehrsordnung. Der Bürgermeister erklärte, dass es zu Verstetigung oder Verlangsamung des Verkehrs durchaus weitere Chancen geben könnte, wenn die nächsten Schritte der "sehr umfangreichen" Umgestaltung der Roter Ortsdurchfahrt unternommen werden.

Ein weiteres Anliegen der Bürger betraf den Lärmschutz an der Umgehung für St. Leon, die zwar im Generalverkehrsplan enthalten, für die aber "noch kein Strich geplant" sei, so Alex Speer, daher könne er auch noch nichts Konkretes sagen.

Ein Tempolimit schien der Mehrheit im Saal auch geeignet, um den Autobahnlärm zu mindern: 100 Stundenkilometer maximal, wie bei Heidelberg. Auf diesbezügliche Kritik erwiderte Bürgermeister Eger, dass "mehrere Vorstöße" mit Absagen beschieden worden seien. Gründe hätten die zuständigen Behörden nicht genannt, nur, dass Heidelberg "nicht als Beispiel für St. Leon-Rot" dienen könne. Dafür habe er ebenso wenig Verständnis, so Eger. Die Vertreter vom Regierungspräsidium erklärten sich für nicht zuständig, sagten aber zu, das Anliegen den Kollegen vom zuständigen Fachreferat weiterzuleiten.

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