Pfarrgemeinde St. Augustinus hilft in Corona-Zeiten bei Besorgungen
Zaubern können die Ministranten nicht - Das Angebot "läuft wirklich gut"

Wiesloch. (seb) "Es ist eine tolle Sache": Das finden sowohl die Freiwilligen als auch all jene, denen sie beim Einkaufen oder bei alltäglichen Besorgungen helfen. Maike Nießner von den Ministranten der Wieslocher St. Augustinus-Gemeinde berichtet hocherfreut von ihrem aktuellen Hilfsangebot unter dem Motto "Wir kaufen für Sie ein!". Wie auch die Hilfsangebote in den anderen Gemeinden der Region erfolgt es auf rein ehrenamtlicher Basis.
Maike hat es gemeinsam mit David Gail ins Leben gerufen. Sie beide stammen aus Wiesloch und haben sich angesichts der aktuellen Coronavirus-Ansteckungsgefahr vorgenommen, die zu unterstützen, die selbst nicht mehr einkaufen gehen können, niemanden haben, der das für sie erledigen kann, oder die zur Risikogruppe gehören. Und als Maike und David nach freiwilligen Helfern suchten, fanden sich, wie sie stolz erzählt, spontan 16 Ministranten und drei Bekannte bereit, beispielsweise notwendige Einkäufe zu übernehmen, zur Post, zur Apotheke oder zum Supermarkt zu gehen.

Maike Nießner hat bisher einen Auftrag übernommen, ansonsten ist sie am Telefon, im "Corona-Einsatzbüro". Anfang letzter Woche wurde die Aktion ins Leben gerufen, schnell wurden Flyer gedruckt und im gesamten Stadtgebiet verteilt. Am 18. März kam schon der erste Auftrag und seither sind es Maike zufolge "nicht übermäßig viele", aber durchaus zwei oder drei Anrufe pro Tag. Sie rechnet mit einer Steigerung, wenn die Corona-Krise weiter anhält und sich das Angebot herumspricht.
Die Helfer sind schon in ganz Wiesloch und auch in Baiertal unterwegs gewesen, wegen der gebotenen Kontaktvermeidung immer nur in Zweierteams – die möglichst auch aus einer Familie oder aus demselben Haushalt stammen. Maike vergibt die Aufträge per Handy oder E-Mail: "Wir haben auch keinen persönlichen Kontakt."
Sie ergänzt, dass ihre Leute auf Zack seien: "Binnen drei Minuten findet sich jemand, der den Auftrag übernimmt, das läuft wirklich gut." Überwiegend wird geradelt, aber wertvoll ist natürlich auch, dass die meisten Helfer Auto fahren können, falls längere Strecken in die Stadtteile oder – wie kürzlich – die Abholung einer größeren Lebensmittel-Bestellung anstehen.
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Zudem sind die Ministranten-Teams auch schon zur Apotheke gegangen, um per Rezept ein Medikament zu besorgen, oder haben Getränke eingekauft. Mit einem Schmunzeln muss Maike Nießner aber eines einräumen: "Viele Anrufer fragen uns, ob wir Klopapier kaufen können, das ging aber bisher nicht, das ist überall ausverkauft." Zaubern könne man eben leider nicht. Ein Einkauf dauere in Corona-Zeiten auch um einiges länger als gewohnt, "unsere Teams sind schon mal eine Viertelstunde vorm Supermarkt gestanden, ehe sie überhaupt hineinkonnten".
Aber das sei für jeden der Helfer in Ordnung. Maikes Erfahrung nach ist zwischen 11 und 12 Uhr die beste Zeit zum Einkaufen: Da seien die, die frühmorgens den Laden stürmen, schon wieder weg, und die, die beispielsweise ihre Mittagspause zum Einkaufen nutzen, noch nicht da.
Anfangs hat das Team versucht, ohne Überweisungen auszukommen, weil das doch kompliziert und aufwendig ist. Die Ministranten streckten das Geld für die Einkäufe aus der Vereinskasse vor – da es weitgehend um überschaubare Beträge geht, war das ohne Weiteres möglich – und sammelten es von den Klienten ein, in Umschlägen beispielsweise. "Aber manche möchten gar keinen Kontakt", so Maike Nießner, daher seien jetzt Überweisungen aufs bereits bestehende Konto der Ministranten möglich gemacht worden.
Man verlangt natürlich nicht mehr, als die Besorgung auch wirklich kostet. "Wir freuen uns über Spenden für die Vereinskasse", sagt Maike Nießner, "wir sind aber nicht böse, wenn das nicht möglich ist." Aber bisher hat es noch bei jedem Auftrag ein paar Euro Trinkgeld obendrauf gegeben, "die Leute waren teils sehr großzügig".
Der Service ist gegenwärtig kein Problem, die meisten Ministranten sind Schüler und machen es gerne. Die wenigen in Ausbildung oder Beruf können es aktuell ebenfalls noch einrichten. David Gail sei beispielsweise bei SAP und arbeite im "Home Office", also zu Hause, erzählt Maike Nießner. Sie selbst sei Altenpflegerin und verbringe gerade ihren lange geplanten Urlaub daheim: "Nächste Woche übernimmt dann meine Schwester Kira das Telefon und koordiniert die Lieferungen."
"Wir wollen das Hilfsangebot auf jeden Fall so lange wie möglich aufrecht erhalten", erklärt Maike. Und wenn die Schule wieder losgeht, muss es noch lange nicht eingestellt werden: "So, wie ich unser Team einschätze, sind die meisten bereit, auch nach der Schule noch ein bisschen einkaufen zu gehen."
Info: Die Ministranten von St. Augustinus sind bezüglich des Hilfsangebots "Wir kaufen für Sie ein!" unter Telefon 0 62 22/7 73 96 38 zu erreichen. Eine Übersicht über alle Hilfsmöglichkeiten in Wiesloch bietet die Stadt hier.



