Bleibt der Wochenmarkt am neuen Standort?
Markthändler bevorzugen offenbar den Ausweich-Platz bei der Stadtgalerie – Einzelhandel befürchtet jedoch Umsatzeinbußen

Der neue Standort des Wieslocher Wochenmarkts auf dem Platz bei der Stadt-Galerie hat sich etabliert. Notwendig geworden war der Umzug wegen der Baustellen in der Innenstadt. Der Einzelhandel will jedoch eine Rückkehr des Wochenmarkts auf den Adenauerplatz. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (hds) Zufriedenheit auf der einen, Sorge auf der anderen Seite: Es geht um die Verlegung des Wochenmarktes vom Adenauerplatz auf den Platz am Alten Stadtbahnhof. Bereits im Juni war der Markt wegen der Abbrucharbeiten am ehemaligen Kaufhaus Dannheimer und weiteren Bauaktivitäten (etwa an der Laurentiuskirche) an die Stadt-Galerie umgezogen.
Mittlerweile habe sich, so Bürgermeister Ludwig Sauer, diese Interimslösung etabliert. Dies habe man aus den Reaktionen der Markthändler, die teilweise bereits seit vielen Jahren den Wieslocher Wochenmarkt besuchen, entnehmen können. Der Wochenmarkt findet zweimal in der Woche, nämlich dienstags nachmittags und freitags vormittags, statt.
Weniger glücklich über den Umzug ist dagegen der Einzelhandel. Wie der Vorsitzende des Vereins "Stadtmarketing", Uwe Dörner, gegenüber der RNZ erläuterte, wird an den Markttagen in vielen Geschäften ein Umsatzrückgang von fast zehn Prozent registriert. "Viele Leute, die ansonsten auf dem Adenauerplatz eingekauft haben, nutzten die Gelegenheit, auch beim Einzelhandel vorbeizuschauen", so Dörner.
Der jetzige Standort am ehemaligen Stadtbahnhof und die damit verbundene Entfernung zur Innenstadt führten jedoch dazu, dass viele Marktbesucher eben nicht mehr den Weg ins Zentrum machten. Er verwies auf das Versprechen der Stadt, nach Abschluss besagter Bauarbeiten den Markt wieder auf den Adenauerplatz zurückzuverlegen. "Da bestehen wir auch drauf."
"Wir nehmen die Sorgen der Geschäftsleute sehr ernst", kommentierte Bürgermeister Sauer. Viele hätten sich eine Verlegung auf einen anderen Innenstadtplatz in der Fußgängerzone gewünscht. "Dies haben wir im Vorfeld geprüft und alle Möglichkeiten untersucht", so Sauer. Allerdings habe sich herausgestellt, dass der jetzige Standort gegenüber der Stadt-Galerie aus Gründen diverser, infrastruktureller Anforderungen die einzig sinnvolle Alternative darstelle.
Auch interessant
Aufgrund der zu geringen Größe und fehlender Aufstellungs-Möglichkeiten für die Marktstände seien sowohl der Marktplatz als auch der evangelische Kirchplatz nicht als Standorte machbar. "Da müssen wir auch auf die Außenbestuhlung der jeweiligen Gastronomen Rücksicht nehmen", ergänzte der Bürgermeister. Eine dezentrale Lage sei von den Marktbeschickern von Beginn an ausgeschlossen worden, ebenfalls ein wöchentlicher Standortwechsel.
"Wir müssen verschiedene Interessen unter einen Hut bringen", sagte Sauer, dies sei nicht immer leicht. Man hoffe nunmehr auf eine schnelle Abwicklung der baulichen Aktivitäten, vor allem am "Kubus am Adenauerplatz" (ehemals Dannheimer). Die Innenstadt mit der Fußgängerzone habe oberste Priorität, "doch befinden wir uns derzeit in einer Phase, in der alle Kompromisse eingehen müssen", ergänzte der Bürgermeister. Er kündigte eine Befragung durch das Gewerbebüro der Stadt im Spätjahr an. Dann wolle man die Stimmung bei Besuchern und Markthändlern einholen.
Die Reaktionen auf dem Markt selbst sind eher eindeutig und bestätigen die Eindrücke, welche die Stadtverwaltung gewonnen hat. Die RNZ hat sich umgehört. "Viel optimaler hier, wir sind alle dichter zusammen, alles auf einer Ebene und so ist die Situation besser und marktgerechter als auf dem Adenauerplatz", gab sich Dagmar Wagner, die am Stand von "Stefan’s Käsekuchen" süße Köstlichkeiten zum Verkauf anbietet, zufrieden mit dem Umzug.
"Ich stand früher am Rande, jetzt bin ich mittendrin", ergänzte sie. Nur ein paar Meter weiter bestätigte Mossakowska Ewa Filoktitis dies nachdrücklich. "Hier gibt es keine störenden Treppen, die Anlieferung ist deutlich besser als am alten Standort und die Besucher äußern sich ebenfalls positiv", berichtete sie hoch oben aus ihrem Feinkost-Verkaufsstand.
Renate Biermann am großen Obst- und Gemüsestand äußerte sich ebenfalls positiv über den neuen Standort. "Die Logistik ist hier am Alten Stadtbahnhof wesentlich einfacher, vor allem was die Anfahrt unserer Fahrzeuge betrifft." Sie kommt aus Speyer und ist seit 47 Jahren auf dem Markt. "Wir waren damals Gründungsmitglied", erzählt sie.
Einen Kundenrückgang habe sie nicht beobachtet, jedoch einige ältere Menschen, die nicht gut zu Fuß seien, kämen eben nicht mehr. "Beim Boden müsste man was machen, es war in den ersten Wochen aufgrund der Hitze und Trockenheit doch etwas staubig. Aber inzwischen hat sich der Untergrund mehr oder minder festgetreten", äußerten sich die Markthändler.
Seitens der Kunden konnte die RNZ in einer kleinen Umfrage ebenfalls nur positive Stimmen über den neuen Standort einsammeln. "Wir müssen jetzt sogar weiter laufen, ist jedoch kein Problem", so Helmut Dörr, als Mitglied der Band "The Scones" bekannt. Er könne die Argumente des Einzelhandels nicht nachvollziehen. Auch eine Dame aus der Schlossstraße schüttelte ungläubig den Kopf. "Auf dem Weg zum jetzigen Marktstandort gehe ich doch durch die Stadt", meinte sie. Und wenn es mal schneller gehen müsste, habe man genügend Parkplätze in unmittelbarer Nachbarschaft.



