Leichtes Aufatmen beim Wieslocher Einzelhandel
Ab Montag dürfen Geschäfte bis 800 Quadratmeter wieder öffnen - In Wiesloch laufen die Vorbereitungen - Eine kleine Umfrage

Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Als ein "Signal für die Innenstadt" bezeichnet Oberbürgermeister Dirk Elkemann die Entscheidung, dass ab kommenden Montag, 20. April, der Einzelhandel wieder seine Pforten öffnen darf. Dies gilt für Geschäfte bis zu einer Fläche von 800 Quadratmetern, der "Wiedereinstieg" in eine gewisse Normalität ist allerdings mit strengen Auflagen verbunden.
Diese werden derzeit in den Fachabteilungen der Landesregierung Baden-Württembergs erarbeitet und sollen den Betreibern der Geschäfte bis spätestens zum Samstag zugestellt werden. "Ich sehe den Beschluss als eine wichtige Botschaft hinsichtlich einer ersten Lockerung an", so Elkemann. Dies sei insbesondere deshalb von Bedeutung, um gegenüber dem überregionalen Online-Handel wieder eine Lösung vor Ort anbieten zu können.
Nach wie vor geschlossen bleiben Gaststätten, Restaurants und Kneipen sowie Geschäfte über 800 Quadratmeter. Über eine schrittweise Wiedereröffnung gibt es bis jetzt noch keinen Zeitplan, da zunächst der kritische Blick auf die Zahlenentwicklung bei den Infizierten gerichtet werden soll. Für die Frisörbetriebe jedoch kann es ab dem 4. Mai weitergehen, auch hier wird es eine spezielle Verordnung geben.
Die RNZ hat stellvertretend für den Einzelhandel in Wiesloch bei einigen Geschäftsinhabern zu der neuen Situation nachgefragt. "Wir sind gut vorbereitet", berichtete Karin Krauser vom gleichnamigen Fachgeschäft für Bürobedarf in der Hesselgasse. "Spuckschutz", also eine Absicherung im Kassenbereich für Personal und Kunden, ist vorhanden, Masken ebenso und zudem wurde ein spezieller Gesichtsschutz aus Kunststoff, eine Art durchsichtiges Visier, bestellt. Karin Krauser erwartet ab Montag nicht unbedingt einen Ansturm, man werde erst einmal mit der halben Mannschaft antreten, um sich dann im Verlauf der Woche den tatsächlichen Gegebenheiten anzupassen.
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Der Umsatz ist in den zurückliegenden Wochen, so ihre erste Zwischenbilanz, um mehr als die Hälfte eingebrochen. "Zunächst war das Personal vierzehn Tage zu Hause, außerdem wurden Überstunden und Resturlaub abgebaut". Der angebotene Online-Handel habe sich sehr gut entwickelt. Aber Karin Krauser äußerte sich auch kritisch. "Wir hätten uns innerhalb eines Tages darauf einrichten können, weiter zu verkaufen – mit Abstandsregelungen und anderen Schutzmaßnahmen. Ich empfinde es im Hinblick auf die Drogeriemärkte, die unter anderem ein ähnliches Portfolio wie wir in den Regalen haben, als nicht gerecht, dass wir schließen mussten", fügte sie hinzu. Es sei an der Zeit, jetzt die beschlossenen Lockerungen einzuführen. "Aufgrund des schönen Wetters wird es aus meiner Sicht in den nächsten Tagen vermehrt Verstöße geben", befürchtet sie.
Uwe Dörner, Vorsitzender des Vereins "Stadtmarketing", wird seine Buchhandlungen in der Wieslocher Hauptstraße und im Bahnhof ebenfalls ab Montag wieder öffnen. "Derzeit wissen wir noch nicht konkret, was alles zu beachten sein wird, und wir müssen uns an der Verordnung orientieren." Er selbst hat ebenfalls einen deutlichen Umsatzrückgang während der Schließungsperiode, die nun über vier Wochen andauert, zu beklagen. Dagegen hat sich sein Online-Angebot im Verhältnis zu "normalen" Zeiten um ein Vielfaches gesteigert. "Am Anfang lief das noch schleppend, aber im Verlauf der Zeit wurde das immer besser angenommen", freute sich Dörner. Er selbst war mit dem Auto unterwegs, um Bestellungen bis an die Haustür zu liefern. Auch eine Abholung im Buchladen war – mit entsprechendem Sicherheitsabstand – möglich.
Nicht einverstanden zeigte er sich mit den unterschiedlichen Regelungen in den Bundesländern seine Branche betreffend. "In Berlin hatte der Buchhandel beispielsweise längst wieder geöffnet, während bei uns die Türen geschlossen blieben", kritisierte er.
"Normalität wird so langsam wieder anlaufen", sagte Dörner.
Im Hinblick auf anstehende Veranstaltungen in den kommenden Wochen und Monaten sieht er allerdings schwarz. "Da alle Großereignisse bis zunächst einmal Ende August verboten sind, fällt das Stadtfest aus, das Frühlingsfest ist längst abgesagt und wie es um den Herbstmarkt bestellt sein wird, da heißt es die Entwicklung der Corona-Pandemie abzuwarten."

Nastassja Brand vom Fahrradhaus "Peter Brand" ist mit dem Team, insgesamt sind es zwölf Mitarbeiter, trotz der noch nicht konkret vorliegenden Verordnung gut vorbereitet. "Wenn es jetzt wieder losgeht, haben wir vorgesorgt", berichtete sie. "Schnellverkäufe", wie beispielsweise Schläuche und andere Kleinteile, werden an einem Fenster angeboten, direkter Kundenkontakt soll jeweils nach telefonischer Vereinbarung stattfinden. "So wollen wir eine Schlangenbildung vor unserem Geschäft verhindern."
Schutzmasken mit eigenem Logo sind genügend vorhanden und in den nächsten Tagen erwartet sie zwar keinen Ansturm, aber doch sicherlich eine rege Nachfrage nach Fahrrädern. Von einem Umsatzeinbruch musste sie bei den hochwertigen und teuren E-Bikes berichten, auf der anderen Seite jedoch habe man speziell zu Ostern erfreulich viele Kinder- und Jugendfahrräder nach telefonischer Bestellung ausliefern können. "Bei uns hält sich somit der Umsatzrückgang in Grenzen, zumal wir nun mit einer zeitlichen Verschiebung bei der Anschaffung von Rädern ausgehen."

Von der Lockerung sind ab Montag auch die Autohäuser im positiven Sinne betroffen. Waren bis jetzt nur die Werkstätten geöffnet, dürfen ab dem 20. April wieder Verkaufsgespräche mit den Kunden geführt werden. "Wir können derzeit noch nicht von einem Umsatzrückgang sprechen, da Gelder erst bei der Auslieferung der Fahrzeuge bei uns in die Kassen fließen", so Martin Oswald, der einen Autohandel im Eichelweg betreibt. Aber: Der Auftragseingang sei um etwas mehr als 50 Prozent zurückgegangen. "Klar, wir hatten auch Reaktionen von einigen wenigen Kunden, die ihr Unverständnis über die angeordnete Schließung unserer Verkaufsaktivitäten geäußert haben", wusste er zu berichten. In Sachen "Online" habe sich nicht viel getan. Klar sei, jeder Interessent wolle sich zunächst vor Ort ein Bild von seinem Wunschauto machen und natürlich eine Probefahrt unternehmen. "All dies war seit dem 18. März ja nicht möglich." Nun hofft er auf bessere Zeiten, vorbereitet sei man.



