Weinheimer "GRN-Teich"

Zumindest die Goldfische sind mit umgezogen

Die Gesundheitszentren Rhein-Neckar haben den Teich am früheren Betreuungszentrum trockengelegt. Die Fische haben nun ein neues Zuhause.

09.09.2020 UPDATE: 10.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden
Die Fische aus dem Teich am alten GRN-Betreuungszentrum leben jetzt am neuen Standort an der Röntgenstraße (im Bild). Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Einst galt er als idyllisches Kleinod, an dessen Rande Künstler ihre Werke ausstellten – jetzt ist er trockengelegt: Der Teich im Park des früheren GRN-Betreuungszentrums an der Viernheimer Straße hat so gut wie kein Wasser mehr. Von dem Ende des kleinen See-Paradieses erfuhr die RNZ von zwei Lesern (Namen sind der Redaktion bekannt). Diese besuchen regelmäßig einen Angehörigen, der in dem Betreuungszentrum lebt, berichten sie im Gespräch. Auch nachdem der Angehörige Anfang Juni vom alten an den neuen Standort des Betreuungszentrums umgezogen war, schauten sie gelegentlich im früheren "GRN-Park" vorbei.

Ende Juli seien der Teich und die darin lebenden Tiere noch da gewesen, so die beiden Informanten. Sie hätten Fische, Frösche, Enten und auch eine Schildkröte entdeckt. Der Besuch Mitte August endete mit einem Schock und einem Rausschmiss: So jedenfalls schildern es die beiden. Und die Empörung ist ihnen auch Wochen danach noch anzuhören.

Als sie das kleine Idyll bewundern wollten, sei das Wasser weg gewesen. Auch die Tiere waren spurlos verschwunden. Stattdessen sei ein Mann aufgetaucht, der die beiden aufforderte, das Gelände zu verlassen: "Wir haben uns erkundigt, was aus den Tieren geworden ist, aber wir haben keine Ansprechpartner gefunden." Selbst leitende Angestellte des GRN-Betreuungszentrums hätten von nichts gewusst.

Die RNZ hakte bei den Gesundheitszentren Rhein-Neckar nach. Hans-Jürgen Hellmann ist dort Leiter für den Bereich "Heime". Seinen Angaben zufolge ist der Teich aus Sicherheitsgründen trockengelegt worden. "Wir mussten das Wasser ablassen, da das Gelände derzeit noch zugänglich ist, aber nicht mehr beaufsichtigt wird", nimmt er Stellung. Derzeit stehen die alten Gebäude des Betreuungszentrums leer, der Park ist verlassen. Bekanntlich harrt das Gelände seiner Umnutzung: Hier soll ein neues Wohnquartier entstehen.

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"Beim Ablassen des Wassers sind dort lebende Fische eingesammelt und in den Teich am neuen Betreuungszentrum umgesiedelt worden", sagt Hellmann. Die RNZ – Autor und Fotograf – schaute sich den neuen Teich auf dem jetzigen GRN-Gelände an der Röntgenstraße am Mittwoch an. Und tatsächlich: In dem Gewässer waren Fischlein zu sehen, darunter mutmaßlich Goldfische.

Eine weitergehende Abklärung im Hinblick auf Natur- und Tierschutz hat es indes nicht gegeben, wie Hellmann einräumt: "Unseres Wissens nach lebten dort überwiegend Goldfische. Dass andere Tiere dort ihr Zuhause hatten, ist uns nicht bekannt." Hätten die GRN möglicherweise mehr tun müssen? Die RNZ fragte beim Naturschutzbund (Nabu) nach, zunächst bei der Ortsgruppe in Weinheim. Dort wird unter anderem bedauert, dass innerstädtische Oasen wie am früheren Betreuungszentrum allgemein seltener würden – aber ansonsten auf die Geschäftsführerin des Nabu-Bezirksverbands Rhein-Neckar-Odenwald verwiesen: Christiane Kranz.

Sie arbeitet in Leimen, kennt den Teich auf dem alten GRN-Gelände in Weinheim nicht. Einige grundlegende Erklärungen und Einschätzungen hat sie aber parat. Zunächst müsse zwischen Tier- und Naturschutz unterschieden werden, erläutert sie: "Der Tierschutz betrifft das Individuum, der Naturschutz die Population." Bei der Frage, ob in Sachen Naturschutz alles mit rechten Dingen zugegangen ist, komme es auf die betroffenen Arten an – vor allem bei den Fröschen. "Die meisten Amphibien sind um die betreffende Jahreszeit raus aus dem Wasser." Für Grünfrösche sei es indes ein Problem, wenn ein Teich trockengelegt wird. Zumindest, wenn dies dauerhaft geschieht. Enten könnten sich dagegen einen anderen Lebensraum suchen.

Die Goldfische seien in naturschutzrechtlicher Hinsicht ebenfalls kein Thema, so die Expertin – selbst wenn man sie ihrem Schicksal überlassen hätte (anders wäre es beim Tierschutz). Es handelt sich um keine Art, die hier von Natur aus vorkommt. "Allgemein sind Tiere, die in Park-Teichen leben, oft keine einheimischen Arten." So kann sich Kranz nur schwer vorstellen, dass es sich bei der Schildkröte um eine Europäische Sumpfschildkröte gehandelt hat.

Vermisst wird das Tier trotzdem. Die beiden Leser bitten darum, informiert zu werden, falls sich hier noch etwas tut. Die RNZ nimmt entsprechende Anregungen gerne auf.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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