Kühe, Nonnen und Oreo-Kekse
Narren hatten sich zum "Black & White"-Motto der Straßenfastnacht viel einfallen lassen - Friedlich gefeiert

Das Wetter schlägt Kapriolen und die "Herde" auf dem Marktplatz war dieses Mal besonders groß und fröhlich. Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. Wie könnte man jemandem böse sein, der in seinem Namen "Bennett" die Aufforderung "Be nett" - "Sei nett" - herausklingen lässt? Weinheims Narrenschar und die vielen aus dem Odenwald zur Straßenfastnacht Angereisten trugen am gestrigen Fastnachtsdienstag dann auch die von dem gleichnamigen Tief verursachten Wetterkapriolen mit mal Wind, mal Regen oder mit beidem auf einmal mit Fassung und machten das Beste daraus.
Was auch Petrus dazu veranlasste, sei-nen Teil zu dem von der Interessengemeinschaft Marktplatz ausgegebenen diesjährigen Straßenfestmotto "Black & White" beizutragen, und schwarze Wolken über einen grauweiß verhangenen Himmel jagen ließ. Was die Narren allerdings ebenfalls in keiner Weise einschüchterte.
Kühe kamen aus den Bezirken Weid und Waid

Wenn "Black & White" das Partymotto ist und das Wetter Kapriolen schlägt, feiert es sich im warmen Kuhkostüm besonders gut. Foto: Kreutzer
Nicht nur, dass bereits kurz nach 14 Uhr die ersten schwarz-weiß gefleckten Kühe mit prallen Gummieutern gesichtet wurden. Es wurden minütlich immer mehr. Wenig verwunderlich, dass DJ Djebl gleich darauf die erste Polonaise zum oberen Marktplatz Richtung St. Laurentius starten ließ. Wobei die Polonaise in diesem Falle eher einer Stampede wild gewordener Kühe glich.
Auch interessant
Aus dem Ortsteil Weid kommend, hatten Ale, Jörg, Alex und Carmen die elektrisch gesicherten Weidezäune übersprungen. Mehrheitlich von der Waidallee kommend - man beachte den Unterschied in der Schreibweise - schloss sich eine 18-köpfige, fröhlich muhende Herde des Jahrgangs 1960 dem immer länger werdenden Lindwurm an. Angereichert durch eine Schar watschelnder Pinguine und einer Truppe von Sträflingen im Zebra-Look.
Und auch das berühmte "Pferd, das auf dem Flur steht", fehlte nicht: stilecht diesmal mit schwarz-weißen Streifen als Zebra kostümiert. Ulrike Petrocelli, Vorzimmerdame von Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann, machte als Musketier in "Black & White" eine gute Figur.

Manche wagten ein Tänzchen. Foto: Kreutzer
Wer nichts mit dem Motto anzufangen wusste, kam im rot-schwarz getupften Marienkäfer-Kleidchen, als gelb-braun gestreifte Biene Maja oder als braungrün-orangefarbene Ananas.
Als bunter Paradiesvogel allein auf weiter Flur wandelte Anita. Eigentlich zähle sie zu einem feierfreudigen Quartett, bedauerte die Weststädterin. Dass sie solo komme, habe seine traurige Ursache darin, dass "der Rest der Truppe krankheitsbedingt die Flügel hängen lässt und seit dem Wochenende mit Fieber zuhause im Bett liegt".
"Wir sind das Gegenteil vom Brexit", skandierte ein in Europa-Fahnen gekleideter, übermütiger Insel-Sixpack aus Hemsbach. Und scherte sich nicht im Geringsten um das von Carmen Hau und Juan Salazar ausgegebene Fastnachtsmotto. DJ Djebl im schwarz-weiß karierten Harlekin-Kostüm, der ein- ums andere Mal die Kölner Kultband "Bläck Fööss" ("Drink doch ene met") auf dem Plattenteller kreisen ließ, glich das Ganze wieder aus. Preiswürdig schunkelten Tanja und Manfred aus Birkenau-Löhrbach als "Oreo-Kekse" über das Kopfsteinpflaster. "Das Beste ist die Füllung", erklärte das seit vielen Jahren miteinander verbandelte (Ehe-)Pärchen. Aus dem "Nirgendwo" kommend und sich auf der Flucht befindend zeigte sich ein männliches "Nonnen-Sextett". Das allerdings nicht weit kam. Bereits der Stammtisch des "Diebslochs" bedeutete für sie nach etlichen "Pflümlis" und Pils: "Ende Gelände."
Etwas unglücklich Schnäbel klappernd zeigte sich ein Weißstorchen-Paar. Nicht, weil ihnen die von der Bühne herab wummernden Bässe auf den Magen geschlagen wären: "Aber mit unseren langen Schnäbeln klappt das mit dem Küssen nicht so richtig." Hätte man eigentlich schon vorher merken müssen.
"Arancini" - das sind mit Gemüse gefüllte Reisbällchen -, dazu Wildschwein- "Salsiccia"-Wurst sowie Hamburger mit Wirsing, Zwiebeln und Paprika hielten vor Albertos und Domenicos "La Cantina" für den weiteren Verlauf des Abends fit. Denn auch nach Einbruch der Dunkelheit war für die Närrinnen und Narren noch lange nicht Schluss.
Das neue Motto lautete jetzt: "Rein in die guten Stuben der Marktplatzgastronomie und dort weiterfeiern". Erfreulich: Bis zum frühen Abend vermeldeten weder Polizei noch Feuerwehr und Rotes Kreuz erwähnenswerte Vorkommnisse. "Woinem Ahoi!" - bis zum nächsten Jahr.



