Narren holten die Karibik auf den Marktplatz (plus Video)
Party in Grün, Gold und Schwarz – Reggae und Glühwein wärmten die Besucher – Jamaika-Unterhändler wurden verballhornt

Freude pur auf dem Weinheimer Marktplatz: Die einen nahmen das Partymotto "Viva Jamaika" eher locker. Foto: Dorn
Von Günther Grosch
Kingston/Seven Mile Beach/Woinem. "Viva Jamaika" und "Ice in the Sunshine" bei knackig kalten Temperaturen: Da hatten sich die Organisatoren Juan Salazar und Carmen Hau von der "IG Historischer Marktplatz" bei der Auswahl des diesjährigen Mottos zur Straßenfastnacht wohl zu sehr an der 1994er-"Cool Runnings"-Filmkomödie von Regisseur Jon Turteltaub um die jamaikanischen Bobfahrer Derice Bannock, Sanka Coffie, Junior Bevil, Yul Brenner und Irving Blitzer orientiert - und nicht daran gedacht, dass der Fasnachtsdienstag noch mitten im kalten Februar liegt.
Sei’s drum. Auf dem mit Dutzenden von schwarzgelbgrünen Luftballons geschmückten Marktplatz und dank Strickmützen sowie Schals im Jamaika-Look, Bob Marley- und Jimmy Cliff-Rasta-Perücken sowie (Plastik-)Marihuanaketten verursachten die um den Gefrierpunkt pendelnden Grade bei den Weinheimer Rastafaris dennoch keine Frostbeulen. Das Gegenteil war der Fall: Dank der Unterstützung einer aus einem wolkenlos blauen Himmel strahlenden Sonne wärmten der Glühwein und die von den DJs Djebel und Andy aufgelegten Reggae-Rhythmen nicht nur die Herzen der unermüdlich den Marktplatz hinauf und hinunter Polonaise tanzenden Besucher.
Zwischen den karibischen Klängen blieben aber auch Schunkel- und umgedichtete Stimmungslieder à la "Mich hat ein Engel geküsst" und "Geh´n wir mal rüber nach Würselen zum Schulz seiner Frau" nicht ungehört. Wobei Letzteres vor allem dem zweiten Teil des Straßenfestmottos "Bei uns in Woinem klappt das mit Jamaika" geschuldet war.
Was nicht nur die "Hemschbächer" Michael, Martin und Tanja mit Hilfe akribisch ausgeschnittener und aufgeklebter "Angie"-, "Christian-" und "Özdemir"-Konterfeis in genialer Weise umzusetzen wussten. Zwischen rosa Elefanten, Kosaken, Rotfüchsen, Eisbären, Marienkäfern, Flugsauriern und Gartenzwergen - Motto: "Nur die Harten kommen in den Garten" - hatte sich auch der "im Dutzend billiger" auftretende "Jahrgang 1960" um die Klassensprecher Ulla, Martina und Peter die Jamaika-Fahne um die Schultern gewickelt. Auch sie verstanden es, sich in Persona der gescheiterten Jamaika-Unterhändler auf dem Marktplatz-Boulevard in Szene zu setzen.
Mit letzter Kraft dem Fluch der Karibik entkommen, hatten Käpt’n Jack Sparrow alias Hartmut Müller und seine Kumpane mit ihrer abgetakelten "Black Pearl" auf der Weschnitz unterhalb der Boxerbrücke Anker geworfen. Auch sie waren einer der Hingucker auf der gestrigen Kostümparade. Die von Carmen Hau und Juan Salazar vergebene olympische Goldmedaille für die originellste Kostümierung allerdings sicherte sich in souveräner Manier der "laufende" Nieder-Liebersbacher Cool-Runnings-Bob mit "Coach" Susanne, seinen "Anschieberinnen" Moni und Gabi sowie Elke, Beate, Karin und Christiane als alle Kurven in Bestzeit passierende Insassen. Was sich die Ourewäller auch in diesem Jahr wieder hatten einfallen lassen: "Das war Spitze."
Mit der hinter den Odenwaldbergen untergehenden Sonne verlagerte sich das Geschehen mehr und mehr ins Innere der Marktplatzkneipen, ehe um Mitternacht auch hier der Aschermittwoch dem fröhlich-bunten Treiben ein nicht überraschend kommendes Ende bereitete.
"Keine besonderen Vorkommnisse": Zufrieden zeigten sich bis zu diesem Zeitpunkt auch die Kräfte von Polizei und Feuerwehr, die in starker Besetzung ein wachsames Auge auf das Treiben gehabt hatten.



