Weil sich die Bürger ums Klima sorgen
GAL bot Ideenforum für den lokalen Klimaschutz an - 40 Interessierte kamen - Fraktion will Vorschläge in Fachkommission tragen

Weinheim. (stek) Klimaschutz zieht. Mit so vielen Interessierten habe er nicht gerechnet, so GAL-Stadtrat und Landtagsabgeordneter Uli Sckerl. Mit 15 bis 20 Besuchern beim ersten Bürgerforum der GAL-Fraktion zum Thema "Klimaschutz" am Dienstagabend im Keller der Stadtbibliothek wäre er schon zufrieden gewesen. Am Ende waren fast 40 Bürger da. Fast 60 Anregungen und Hinweise samt Diskussion strömten in zwei Stunden auf die Fraktionsvertreter ein. Aus Sicht von Sckerl ein Ideenfundus, aus dem sich die Stadt Weinheim auf ihrem Weg zu der von der GAL geforderten Klimaneutralität bedienen kann.
"Klimaneutral" heißt, den Energieverbrauch so weit zu senken, dass der Rest ausschließlich durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Bevor die Bürger gefragt waren, präsentierte Sckerl einige Punkte, die die Fraktion bereits ausgearbeitet hat. Zentral waren hierbei der Ausbau der Fotovoltaik, die energetische Sanierung des Gebäudebestands, der Ausbau der Elektro-Mobilität, das Fördern des Fahrradverkehrs und des öffentlichen Nahverkehrs, die Stadtbegrünung, Müllvermeidung, eine eventuell mögliche kommunale Verpackungsgebühr, die Entwicklung der Tiefengeothermie sowie zwei im Rathaus angesiedelte Stellen für den Klimaschutz.
Mit am wichtigsten war dem Grünen-Politiker jedoch der Punkt "Beteiligung". "Klimaschutz gelingt nur, wenn er von möglichst vielen Bürgern und gesellschaftlichen Kräften getragen wird." Deshalb war ihm das Bürgerforum wichtig. Für ihn und seine Fraktionskollegen stelle es einen Aufschlag dar, um die Stadt in Bewegung zu versetzen. Dabei komme der Stadt als Initiatorin eine wichtige Aufgabe zu. So dürfe kein öffentliches Gebäude ohne Fotovoltaikanlage mehr gebaut werden. Das derzeit entstehende Schulzentrum West mit Turnhalle ist in den Augen der GAL eine Nagelprobe.
Auch für den einzelnen Bürger ist der Solarstrom ein wichtiges Standbein für gelingenden Klimaschutz. Vor allem zum Eigenbedarf: Fotovoltaikanlagen würden sich nicht nur für Hausbesitzer, sondern auch Mieter lohnen, so die GAL-Lokalpolitiker. Stefano Bauer und Elisabeth Kramer moderierten eine Diskussion um Fotovoltaik, Strompreise, Netzentgelte und Einspeisevergütung. Es zeigte sich deutlich, das viel Kompetenz vor Ort war.
Die Teilnehmer verlangten zudem ein Monitoring: Steuergelder müssten dort eingesetzt werden, wo es dem Klima nützt. So wurde bezweifelt, dass ein Umstieg von Verbrennungsmotor auf Elektroantrieb zielführend ist. Denn wenn jeder umsteigt, sei bei der Schonung natürlicher Ressourcen kaum etwas gewonnen. Wichtiger sei es, das Carsharing zu stärken.
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Bedeutend seien auch Parkplätze für Pendler. Wenn Autofahrer keinen Parkplatz finden, würden sie die Fahrt komplett mit dem Auto machen, anstatt auf die Bahn umzusteigen, hieß es. Auch das Thema Parkgebühren geriet in den Fokus. In den Augen einiger Bürger sollten diese teurer werden. Das Ziel: Das Auto unattraktiver machen und Radwege und ÖPNV stärken. Andere wiesen allerdings auf das Risiko hin, dass Weinheims Innenstadt den Anschluss verlieren und die Kunden nach Viernheim abwandern könnten. Es ist ein schwieriges Feld, das auch den GAL-Politikern sichtlich Unbehagen bereitete.
Ebenfalls auf den Tisch gehöre die Flächenversiegelung, so die Teilnehmer. Es sei schön, über energetisches Bauen zu sprechen. Viel wichtiger sei es, die Versiegelung zu stoppen. Jedes Bauwerk störe den Wasserkreislauf, vernichte Boden und dessen Funktion beim Abbau von Kohlenstoffdioxid. Ehe Geld für energetische Sanierung ausgegeben wird, könnten Schulen ihre Heizungen klüger steuern. Bis dato bollern diese oft vor sich hin, zur Temperatur-Regulation würden selbst im Jahr 2019 noch Fenster geöffnet. Wünschenswert sei auch ein Energiebericht, der alle öffentlichen Gebäude erfasst.
Bis 22 Uhr brachten die Teilnehmer Ideen ein. Die GAL wird bis zur ersten Sitzung der neuen Klima-Kommission am Dienstag noch einiges einarbeiten. "Das hier war sehr ergiebig", so Sckerl. Es bestand kein Zweifel, dass ihn das freute.



