Weinheim

Waisenkinder aus Ukraine in Jugendherberge?

Die Stadt, das Herbergswerk und der Landkreis wollen das Gebäude am Sportzentrum kurzfristig für Flüchtlinge nutzen.

10.03.2022 UPDATE: 10.03.2022 19:30 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden
Die Jugendherberge an der Breslauer Straße steht derzeit leer. Foto: K

Weinheim. (RNZ) Sie steht schon seit über zwei Jahren leer und soll abgerissen werden – aber angesichts der flüchtenden Menschen aus der Ukraine ist dieser Zustand ein Glücksfall: Die Jugendherberge in der Weststadt könnte als Unterkunft ertüchtigt werden. Das teilte die Stadt Weinheim am Donnerstagabend mit. Dies sei das Ergebnis einer ersten Besichtigung, an der vonseiten der Stadt Integrationsbeauftragte Ulrike Herrmann, Immobilienamtsleiterin Cornelia Lauinger und Michael Seehaus, Experte für Haustechnik, teilgenommen haben.

Die Mitarbeiter der Stadt nahmen mit Jochen Richt, dem Leiter des Geschäftsbereichs Immobilien und Infrastruktur des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), das Gebäude unter die Lupe. Danach beschäftigte sich der neu eingerichtete "Krisenstab Ukraine" unter Leitung von OB Manuel Just mit dem Thema. Der OB und Erster Bürgermeister Torsten Fetzner hatten sich schon in der zurückliegenden Woche beim DJH erkundigt, ob die leer stehende Jugendherberge in der Breslauer Straße zur Verfügung steht. Ende vergangener Woche hat das Thema einen neuen Aspekt hinzubekommen: Über den privaten Kontakt einer Bürgerin wurde bekannt, dass ein Waisenhaus in Kiew dringend einen Fluchtort im sicheren Europa für 120 Kinder und ihre Betreuer sucht.

Schlafplätze für 130 Menschen

Daraufhin glühten die Drähte zwischen dem Rathaus und dem Landratsamt. Nach ersten Gesprächen wurde vereinbart, dass alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um den Kindern und ihren Betreuern eine Bleibe zu bieten, die sie gemeinsam bewohnen können. Die Unterbringung in einer großen Erstankunftsstelle sei für die Waisenkinder keine gute Lösung, finden alle. Die Jugendherberge biete sich hingegen dafür an. Das Haus hält Schlafplätze für etwa 130 Personen vor, auch die Sanitäreinrichtungen sind für Gruppen geeignet. Der Rhein-Neckar-Kreis hat sich bereit erklärt, die Einrichtung zu betreiben. Das DHJ stellt die Immobile bereit. Die Kommune kümmert sich um die Ertüchtigung.

Mittlerweile steht fest: Die Jugendherberge steht zur Verfügung, und die Arbeiten scheinen auf den ersten Blick machbar zu sein. Die Bauexperten rechnen aber mit einem kurzen Vorlauf, bis ausgeschlossen ist, dass technische oder hygienische Sicherheitsmängel bestehen. Das müsse geklärt sein, ehe Menschen einziehen. Es geht zum Beispiel um Untersuchungen von Versorgungsleitungen und die Beseitigung möglicher Sicherheitsmängel sowie um den Brandschutz. Im Krisenstab war man sich einig, dass die Stadt so unbürokratisch wie möglich vorgeht. Es gehe um jeden Tag.

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In der Stadtverwaltung und dem Landratsamt sind die Vorbereitungen angelaufen. Bevor eine endgültige Zusage erfolgt, müssen noch einige – insbesondere rechtliche – Fragen geklärt werden. Der Kontakt zu dem Waisenhaus funktioniert; die Kinder warten auf die Ausreise: in ein Leben ohne Krieg.

Ort des Geschehens

Just betonte, dass die Aufnahme der Kinder im Moment die erste Option sei. Falls das Heim eine andere, noch schnellere Lösung finde, solle die Herberge trotzdem für Flüchtlinge ertüchtigt werden. Denn man sollte davon ausgehen, dass man im Rahmen der Anschlussunterbringung Wohnraum zur Verfügung stellen muss.

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