Räte kritisieren Bahn wegen Mehrkosten scharf
Stadt soll für S-Bahn-Haltestelle in Sulzbach nun 698.000 Euro zahlen - Baubeginn bereits zum fünften Mal verschoben

"Kostensteigerung schon im Fahrplan eingearbeitet": Der Frust in Weinheim über die Bahn wächst. Foto: Kreutzer
Weinheim. (keke) "Die Bahn kommt", lautet ein Werbeslogan der Deutschen Bahn. "Fragt sich nur, wann?", fragen sich im Moment vor allem Sulzbacher Bahnnutzer. Laut der DB Station und Service sollen die Ausbauarbeiten am Sulzbacher S-Bahn-Haltepunkt nun Anfang 2019 beginnen und Ende des Jahres abgeschlossen sein. Allerdings seien noch immer nicht alle Arbeiten und Sperrpausen genehmigt, sagte Erster Bürgermeister Torsten Fetzner zu Beginn der jüngsten Gemeinderatssitzung am Mittwochabend.
Die aktuelle Ankündigung markiert nicht nur den bereits fünften Starttermin für das Projekt, hinzu kommen neuerliche Kostensteigerungen. "So unpünktlich wie die Bahn ist, so pünktlich und regelmäßig kommen die Kostenerhöhungen", zeigten sich die Räte daraufhin einmal mehr erbost. Im Zusammenhang mit der Ertüchtigung des S-Bahn-Halts errichtet die Stadt Weinheim eine Park-and-Ride- und eine Bike-and-Ride-Anlage. Nun hat die Bahn als Bauträger der Verwaltung mitgeteilt, dass sich die Gesamtkosten von ursprünglich kalkulierten 3,4 Millionen auf insgesamt 5,8 Millionen erhöhen.
Weil die Stadt an den Kosten beteiligt ist, steigt damit auch ihr Anteil von zunächst 345.000 auf knapp 698.000 Euro, was - wie im Fall der Barbarasteg-Sanierung - für die Räte "alternativlos" ist. "Überall wo die Bahn involviert ist, sind Kostensteigerungen schon im Fahrplan eingearbeitet", echauffierte sich Doris Falter (FW). Die Ortsvorsteherin erinnerte daran, dass Lützelsachsen seinerzeit auf einen eigenen Haltepunkt zugunsten von Sulzbach verzichtet hatte.
Angesichts der anhaltenden exorbitanten Preissteigerungen, die auch den Steuerzahler belasteten, forderte Stella Kirgiane-Efremidou (SPD) ein "Umdenken bei der Bahn". Allein für die Oberleitungsarbeiten ergebe sich eine Kostenerhöhung von 334 Prozent. Dennoch sei mit der Bahn zu fahren immer noch billiger als mit dem Auto. Von einer Verdreifachung der Stationskosten sprach Andreas Marg (GAL). Auf der anderen Seite kämen die Mehrkosten hier unter anderem wegen der Beleuchtung und damit der Sicherheit zugute.
Die Projektsteuerung sei nicht die Beste, bemängelte Michael Lehner (WL) und machte als einen weiteren Grund für die Kostenerhöhungen die "lange Zeit bis zum Beginn der Arbeiten" verantwortlich. Ein anderer Grund liege darin, dass die einzelnen Bahngesellschaften nicht konstruktiv zusammenarbeiteten.
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Die zeitnahe Vorlage einer Zusammenfassung der Vertragsregelungen zwischen Bahn und Stadt verlangte Andrea Reister (FDP). Der Bahn seien ihre Kunden "scheißegal", hielt Carsten Labudda nicht mit drastischen Worten hinter dem Berg. Als Kommune stehe man "am Ende der Nahrungskette".
Amtsleiter Sven-Patrick Marx dröselte auf Nachfrage die auf die Stadt zukommende Kostenschiene auf. 970.000 Euro entfallen auf die reinen Baukosten, 40.000 Euro sind für die Beleuchtung veranschlagt. 200.000 Euro umfassen die Planungskosten, 141.000 Euro gibt es als Förderungszuschuss vom Land. Die Räte stimmten den Kostensteigerungen "mit geballter Faust in der Tasche" zu.



