Weinheim

"Open Mind" wird zum Modellprojekt

Damit wird Weinheim zumindest ein bisschen "Modellstadt".

31.05.2021 UPDATE: 01.06.2021 06:00 Uhr 2 Minuten
Ein Bild aus alten Zeiten: Junge Bands unterhalten junge Besucher zwischen den Mauern des alten Schlosses. Dieses Jahr wird das „Open Mind“ Forschungsgegenstand. Foto: Dorn

Weinheim. (web) Im vergangenen Jahr hat es sein 20-jähriges Bestehen gefeiert, in diesem Sommer wird es zum Modellprojekt: das Open-Mind-Air-Festival. Der Konzertabend fürs junge Publikum ist für Samstag, 26. Juni, geplant. Und: Das Open Air zählt zu den Veranstaltungen, anhand derer das Land Baden-Württemberg nach über einem Jahr Pandemie eine weitergehende gesellschaftliche Öffnung wissenschaftlich untersucht und auswertet.

"Wir haben am Freitagabend die Information bekommen, dass wir mit der Veranstaltung zu der Gruppe der sogenannten Selbstläufer-Projekte gehören", teilte Weinheim-Sprecher Roland Kern am Montag auf RNZ-Anfrage mit. Bei diesen Projekten wird angesichts sinkender Infektionszahlen grundsätzlich davon ausgegangen, dass die jeweilige Veranstaltung auch ohne wissenschaftliche Evaluation stattfinden könnte. Sollte es doch anders kommen, greift die Sonderregelung für Modellprojekte. Der Partyabend steigt also in jedem Fall – beziehungsweise in fast jedem: Ausnahmen bleiben Pandemielagen, die den Einsatz der "Notbremse" des Bundes rechtfertigen.

Die Stadt Weinheim hatte bereits im März beantragt, zur Modellstadt für Kultur, Einzelhandel und Gastronomie zu werden. Ungefähres Vorbild war damals die Stadt Tübingen. Daraus wurde bekanntlich nichts, zu schnell stiegen die Infektionszahlen wieder an. Inzwischen hat das Land sein Vorgehen geändert: Es gibt keine klassischen Modellstädte mehr, vielmehr werden die einzelnen Projekte verteilt. Die Stadt Weinheim bekam schließlich einen Wink aus dem Sozialministerium, "dass wir Chancen haben, mit einem Kulturprojekt berücksichtigt zu werden", so Kern. Landtagsabgeordneter Uli Sckerl (Grüne) hatte vermittelt. Eine von mehreren Voraussetzungen: Die Veranstaltung sollte bereits im Juni stattfinden.

"Daraufhin haben wir in Rücksprache mit Weinheimer Kulturtreibenden konkrete Projekte benannt, darunter auch das Open-Mind-Air-Festival", schildert Kern. Veranstalter ist das Café Central. Und siehe da: Das "Open Mind" stieß im Sozialministerium auf Interesse: Es steht ein namhafter Musikklub dahinter, das Festival richtet sich an eine junge Zielgruppe – und der Wiedereinstieg in die Jugendkultur ist das erklärte gesellschaftspolitische Ziel.

Durch die Auswahl als Modellprojekt haben die Stadt und das "Central" nun weitgehende Planungssicherheit. "Das ist für den Kulturstandort Weinheim eine wichtige Botschaft und eine Anerkennung", so Stadtsprecher Kern. Das Land ordne die Zweiburgenstadt und den preisgekrönten Klub als Partner ein: "Wir werden nun sehr aufmerksam und zeitnah gemeinsam mit dem Café Central beobachten, wie sich die Lage entwickelt und welche weiteren Schritte zu welchem Zeitpunkt nötig werden." Ebenso wie Abgeordneter Sckerl begreife die Stadt Weinheim die Entscheidung des Landes als Wertschätzung für die kulturelle Arbeit, die hier geleistet wird.

Auch interessant
Tourismus, Kultur, Jugend, Sport: Weinheim kriegt ein Modellprojekt
Weinheim: Das Kino rollt die Bergstraße entlang
Weinheim: Beste Laune beim "PopUp-Picknick" im Schlosspark

Das Café Central kam in den Jahren vor der Pandemie auf um die 100 Veranstaltungen im Jahr. Bei der Auswahl der Künstler hat sich Klubbetreiber Michael Wiegand oft als begnadeter Impresario erwiesen – und als Verfechter der künstlerischen Freiheit. Der Klub in dem Gebäude der früheren Uhlandschule hat Platz für Interpreten, die dem Mainstream eher unbekannt sind – aber auch für umstrittene Berühmtheiten wie Rapper Kool Savas, um nur eines von mehreren Beispielen zu nennen. Wiegands Arbeit ist weit über Weinheim hinaus bekannt: Unter anderem erhielt das "Central" 2018 den mit 40.000 Euro dotierten Preis "Applaus – Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten".

Das "Open Mind" wiederum findet traditionell vor dem Schloss statt und richtet sich ans junge Publikum. Musikalisch geht die Reise zumeist in Richtung Reggae und Ska (Dauerbrenner sind Dr. Woggle and the Radio). Politisch setzen sich die Gäste zumeist für eine offene Gesellschaft ein.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.