Muss die Impfpflicht für Pflegekräfte sein?
Die Verantwortlichen von GRN und Bodelschwingh-Heim sehen entsprechenden Vorstoß skeptisch. Die Impfbereitschaft liegt etwa bei 50 Prozent.

Von Philipp Weber
Weinheim. Die Schlagzeilen waren Markus Söder ebenso sicher wie die Kritik: Der Ministerpräsident des Landes Bayern hatte zuletzt eine Impfpflicht für Pflegekräfte in Heimen ins Spiel gebracht. Auch die Verantwortlichen zweier großer Weinheimer Heime sehen den Vorstoß skeptisch. Während die "impfwilligen" Mitarbeiter dieser Einrichtungen noch auf eine Immunisierung warten, haben die Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen der GRN-Klinik zum Teil schon Impfungen erhalten.
> Die Impfbereitschaft: Der Anteil "impfwilliger" Mitarbeiter im GRN-Betreuungszentrum und im Bodelschwingh-Heim liegt nach wie vor bei etwa 50 Prozent. Hans-Jürgen Hellmann, Geschäftsbereichsleiter der GRN-Pflegeheime, teilte am Dienstag auf Anfrage mit: "Nach aktuellem Stand hat etwa die Hälfte aller Mitarbeiter im GRN-Betreuungszentrum ihre Impfbereitschaft signalisiert." 94 von 186 impfberechtigten Mitarbeitern hätten der Covid-19-Schutzimpfung zugestimmt. Nach der ersten Abfrage um den Jahreswechsel habe es noch Nachmeldungen gegeben, sowohl aus der Pflege als auch aus anderen Bereichen. Zur Erklärung: Alle Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen fallen unter Kategorie eins mit höchster Impfpriorität, da sie auf Station unmittelbaren Kontakt zu Pflegebedürftigen haben.
Ähnlich sieht es im Bodelschwingh-Heim aus: Laut Geschäftsführer Christian Rupp lag die Quote bei den Pflegekräften bei der ersten Meldung im Dezember bei 40 Prozent und hat sich seitdem auf 50 Prozent erhöht. Die Quote beim gesamten Personal in der Einrichtung – mit Verwaltung und Hauswirtschaft – liege derzeit bei 55 Prozent. Damit ist der Anteil der "Impfwilligen" unter den Bewohnern weiter höher als unter den Pflegenden, wobei sich im Bodelschwingh-Heim eine Änderung ergeben hat. Zwar hat sich der Anteil im Heim selbst (80 Prozent) seit Ende Dezember nicht erhöht; allerdings wurde am vergangenen Montag entschieden, dass Menschen in Betreuten Wohnanlagen und Tagespflegen, die einer stationären Einrichtung direkt angeschlossen sind, mitgeimpft werden. Dies habe zu einem Anstieg der "Impfwilligen" geführt, so Rupp.
> Die Meinungen zum politischen Vorstoß: Rüdiger Burger, Geschäftsführer der GRN-Gesundheitszentren, sieht die Dinge anders als Söder: "Wir halten eine Impfpflicht für Pflegefachkräfte aktuell nicht für sinnvoll und notwendig, zumal wir zum jetzigen Zeitpunkt die Nebenwirkungen nicht einschätzen können und auch nicht genügend Impfstoff vorhanden ist." Ob eine Impfung infrage kommt, solle jeder für sich entscheiden dürfen, wobei er auf eine große Impfbereitschaft hoffe.
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Christian Rupp hält die Impfpflicht für Pflegekräfte ebenfalls nicht für geeignet, um die Impfbereitschaft zu erhöhen. "Hier sollte auf gute Aufklärung über Risiken gesetzt und die Selbstbestimmung des Einzelnen nicht außer Acht gelassen werden." Nachmeldungen seien immer noch möglich, solange kein Impftermin feststeht.
> Impfungen beim Klinikpersonal: "Von unseren knapp über 500 Klinikmitarbeitern wurden bereits 148 geimpft", sagt Albrecht Hohlfeld, stellvertretender Klinikleiter der GRN-Klinik in Weinheim. Weitere 184 Mitarbeiter hätten sich für eine Impfung entschieden, sie warten aber noch auf einen Termin. Von den 184 "Impfwilligen" seien 138 in der Pflege tätig, weitere 46 gehören anderen Berufen an.
Rüdiger Burger geht auf die Gesamtzahlen bei den vier GRN-Kliniken ein: "Aktuell sind in unseren Kliniken in Weinheim, Eberbach, Schwetzingen und Sinsheim rund 550 Mitarbeiter aus kritischen Bereichen wie der Zentralen Notaufnahme, der Isolierstation und der Intensivstation an drei Terminen Ende Dezember und Anfang Januar in Heidelberg geimpft worden." Die zweite Impfrunde dieser 550 Mitarbeiter habe diese Woche begonnen.



