So aufwendig ist die Organisation im Vorfeld der Impfungen
Heime mussten ermitteln, wie viele Bewohner und Mitarbeiter grundsätzlich "impfwillig" sind.

Von Philipp Weber
Weinheim. Das GRN-Seniorenzentrum in Schwetzingen hatte zum 27. Dezember den Anfang gemacht. Seither warten viele Bewohner, Pflegekräfte und Angehörige darauf, dass die Impfteams auch in die Weinheimer Alten- und Pflegeeinrichtungen kommen. Die RNZ hat sich im GRN-Betreuungszentrum Weinheim, im Bodelschwinghheim und in der Seniorenresidenz St. Barbara erkundigt. Überall liefen die Vorbereitungen zuletzt auf Hochtouren. Der Aufwand für die Einrichtungen ist dabei erheblich.
> Das GRN-Betreuungszentrum in Weinheim: Zum aktuellen Zeitpunkt sind die Bewohner und Mitarbeiter noch nicht geimpft worden, allerdings habe die Heimleitung bereits sämtliche Vorbereitungen seit Montag abgeschlossen, teilt eine Sprecherin der Gesundheitszentren Rhein-Neckar (GRN) mit. Dass die Vorbereitungen komplex sind und viel Einsatz erfordern, haben auch die GRN-Verantwortlichen festgestellt. So müssen die Bewohner einzeln gefragt werden, ob sie grundsätzlich bereit sind, sich impfen zu lassen. Auch die vorgefertigten Impf-Fragebögen sowie die Einverständniserklärungen sind pro Bewohner einzeln einzuholen.

Häufig müssen die Einrichtungen hierfür auf Angehörige oder gesetzliche Betreuer zugehen, "was sich gerade während der Feiertage als schwierig erwiesen hat", so die GRN-Sprecherin. Aber: "Alle Unterlagen und Listen der impfwilligen Bewohner und Mitarbeiter liegen dem Gesundheitsamt seit Montag vor." Die Verantwortlichen der Behörde und des Zentralen Impfzentrums in Heidelberg (ZIZ) entscheiden gemeinsam, wann das mobile Impfteam zum Beispiel am GRN-Betreuungszentrum Weinheim mit den Impfungen beginnt. Von derzeit insgesamt 183 Bewohnern im GRN-Betreuungszentrum Weinheim gelten 112 Bewohner aus dem Pflege-Versorgungsbereich als pflegebedürftig, sie fallen damit unter die höchste Impf-Priorität. In der Einrichtung sind 186 Mitarbeiter beschäftigt, die alle zur ersten Kategorie gehören. Die Verantwortlichen hätten in den letzten Tagen Bewohner und Mitarbeiter über die Impfung informiert und auf deren hohe Relevanz hingewiesen, so die Sprecherin weiter. Bis Montag hätten 108 von 112 pflegebedürftigen Bewohnern und 80 von 186 Mitarbeitern ihre Impf-Bereitschaft signalisiert: "Mit weiteren Nachmeldungen von Mitarbeitern nach den Feiertagen ist zu rechnen."
Zur Impf-Strategie der Bundesregierung äußert sich GRN-Geschäftsführer Rüdiger Burger auf Anfrage dieser Zeitung wie folgt: "Solange die Impfdosen in viel zu geringem Umfang geliefert werden, ist jede Impf-Strategie fehlerhaft, weil die Umsetzung viel zu lang dauern wird. Die Menge der Dosen wird über den Erfolg der Aktion entscheiden."
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> Das Bodelschwinghheim: Auch in der großen Senioreneinrichtung am Exotenwald war Anfang der Woche noch kein Impftermin bekannt. "Wenn Termine feststehen, kann es aber schnell gehen. Das habe ich von einem Kollegen aus Freiburg erfahren", sagt Geschäftsführerin Jolanthe Schielek. Auch ihre Einrichtung ist auf die Bewohner beziehungsweise deren Betreuer zugegangen, um den Grad der grundsätzlichen Impfbereitschaft festzustellen.
Wobei Schielek klarstellt, dass die Einrichtungen nicht das ärztliche Aufklärungsgespräch vor der Impfung führen oder gar ersetzen können. Wenn es um Bewohner geht, die unter Betreuung stehen, bringt diese Tatsache weiteren Verwaltungsaufwand. Schließlich müssen Angehörige oder andere Betreuer einer Weitergabe von Daten zustimmen, um für die Gesundheitsbehörden erreichbar zu sein.
Laut Schielek fallen alle rund 200 Bewohner des Bodelschwinghheims in die erste Impf-Kategorie. 163 Bewohner sind grundsätzlich bereit, sich eine Dosis des Corona-Impfstoffs verabreichen zu lassen. Wobei die entsprechende Erklärung in 116 Fällen von den Betreuern kam. Von den rund 200 Mitarbeitern hätten bislang etwa 50 Prozent angegeben, sich impfen lassen zu wollen.
In Bezug auf die bundesweite Impf-Strategie hält es Schielek für positiv, dass die Teams direkt in die Einrichtungen kommen. Allerdings bleibe viel administrativer Aufwand an den Heimen hängen, die ja auch noch das Thema "Schnelltests" managen müssten: "Es ist schon sehr viel, was uns im Moment zugemutet wird."

> Die Seniorenresidenz St. Barbara: "Die Angehörigen fragen oft, wann die Impfungen beginnen. Wir rechnen damit, dass es bald so weit ist", so Einrichtungsleiterin Mevla Pektas. In der Residenz am Schlossberg leben – der Name sagt es schon – vorwiegend ältere Menschen. Laut Pektas sind es rund 100 Bewohner: "Circa 90 Prozent dieser Menschen ist grundsätzlich bereit, sich impfen zu lassen." Wie es bei den 85 Mitarbeitern aussieht, sagt sie nicht.
Dafür äußert sie sich ausführlich zur allgemeinen Impf-Strategie: Aus ihrer persönlichen Sicht gibt es zu viele (Unter-)Kategorien, so Pektas: "Risikogruppe ist Risikogruppe, und pflegebedürftig ist pflegebedürftig", sagt sie. Außerdem werde derzeit viel Aufwand betrieben, um zunächst Pflege-Einrichtungen durch zu impfen: "Auf der anderen Seite sollen ältere Menschen aber möglichst lange daheim leben." Doch genau wer das tut, werde nun unter Umständen benachteiligt.



