Neckar-Odenwald-Kliniken

Was die Bundeswehr-Soldaten hier Tag und Nacht leisteten

Einsatz endet am 15. Januar - "Soldaten sind nicht nur Friedensbewahrer, sondern auch Lebensretter" - Dank der Krankenhaus-Verantwortlichen

06.01.2021 UPDATE: 07.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 57 Sekunden
Hochrangige Vertreter der Bundeswehr besuchten am Dienstag das Buchener Krankenhaus. Sie lobten die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis im Zuge der Amtshilfe wegen der Behandlung von Corona-Patienten. Foto: Martin Bernhard

Buchen. (mb) Acht Sanitätssoldaten sowie ein Bundeswehrarzt verrichten seit dem 28. Dezember ihren Dienst in den Neckar-Odenwald-Kliniken. Am 15. Januar werden sie diesen beenden. Denn inzwischen können die Kliniken mit eigenem Personal die Arbeit bewältigen. Bei einem Pressetermin bedankten sich die Verantwortlichen von Bundeswehr und Landkreis bei den Soldaten für ihren Einsatz.

Hauptfeldwebel Jessica Dieterich aus Bödigheim steckt eine anstrengende Woche in den Knochen. In den vergangenen sieben Tagen hat sie einen Tagdienst absolviert und vier Nächte lang durchgearbeitet. Die Notfallsanitäterin der Bundeswehr unterstützt das Pflegepersonal der Kliniken auf den Intensiv- und Isolierstationen. Sie nimmt Blut ab, reicht Medikamente, macht Betten und verteilt Essen. Sollte in einem Zimmer außerhalb der Isolierstationen Alarm ausgelöst werden, kann sie dort nach dem Rechten sehen. "Wir sind eine große Entlastung für die Pflegekräfte vor Ort", sagt die 39-Jährige. Das bestätigte Chefarzt Dr. Harald Genzwürker und dankte den acht Bundeswehrsoldaten für ihre Hilfe: "Ihre Hilfe bedeutet für das hiesige Personal eine große Motivation."

Landrat Achim Brötel ging darauf ein, wie es dazu kam, dass die Kliniken Hilfe bei der Bundeswehr anfordern mussten. Lange Zeit habe man sich darüber gefreut, dass der Landkreis eine relativ niedrige Fallzahl pro hunderttausend Einwohner (Inzidenz) aufwies. Dies änderte sich dramatisch am 19. Dezember. Das Altenheim "Domus Cura" in Hüffenhardt meldete auf einen Schlag rund 100 auf das Corona-Virus positiv Getestete, zusätzlich waren viele Mitarbeiter des Heimes betroffen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf über 386 und war damit die höchste aller Landkreise in Baden-Württemberg.

"Erfahrungsgemäß führen solche Ausbruchsgeschehen mit einem zeitlichen Versatz von wenigen Tagen zu einem deutlichen Anstieg der stationären Fallzahlen in den Kliniken", stellte Brötel fest. Aus diesem Grund beantragte man Amtshilfe bei der Bundeswehr. Das Landeskommando Baden-Württemberg genehmigte diese am 23. Dezember. Am 28. Dezember traten Oberstabsarzt Christian Neumann und acht Notfallsanitäter der Bundeswehr ihren Dienst an den Neckar-Odenwald-Kliniken an.

"Wir sind für die Amtshilfe der Bundeswehr in extrem schwerer Zeit außerordentlich dankbar", sagte der Landrat. Inzwischen habe sich die personelle Situation entspannt, so dass die Kliniken ab 16. Januar alle Dienste wieder aus eigener Kraft abdecken könnten. "Die Soldaten haben unter Beweis gestellt, dass sie nicht nur Friedensbewahrer, sondern auch Lebensretter sind", freute sich Brötel über die gute Zusammenarbeit mit den Soldaten.

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Generalstabsarzt Dr. Armin Kalinowski, Kommandeur des Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung, dankte den Soldaten ebenfalls für ihre "großartige Leistung". Der Sanitätsdienst der Bundeswehr helfe deutschlandweit, Abstriche für PCR-Tests zu nehmen. Die sogenannten "helfenden Hände", das sind Soldaten, die nicht im Sanitätsdienst tätig sind, bauten 26 Impfzentren auf und helfen in Gesundheitsämtern bei der Kontaktverfolgung positiv Getesteter. Kalinowski stellte fest, dass die Sanitätssoldaten in den Neckar-Odenwald-Kliniken gut integriert worden seien. "Unser Sanitätsdienst arbeitet professionell und schnell. Darauf bin ich stolz", sagte der Generalstabsarzt.

Oberst Thomas Köhring, Kommandeur des Landeskommandos Baden-Württemberg, organisiert den Einsatz der "helfenden Hände" im Land. Nach seinen Worten tun derzeit 600 Soldaten in 35 Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg Dienst. In vier Impfzentren werden derzeit rund 100 Soldaten eingesetzt, weitere 60 helfen in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Es sei geplant, weitere 480 Soldaten in Impfzentren einzusetzen, so dass bald mehr als 1200 Soldaten in Baden-Württemberg zur Bekämpfung von Corona eingesetzt würden.

Landrat Brötel wies darauf hin, dass der Neckar-Odenwald-Kreis bei seinem Kreisimpfzentrum mit einem Personaldienstleister zusammenarbeite. Dieser rekrutiere Arbeitskräfte für nichtmedizinische Tätigkeiten, zum Beispiel die Registrierung von zu Impfenden. Für das Impfen von Bewohnern in den über 30 Pflegeheimen im Landkreis seien bereits acht Termine vereinbart. Diese werden von einem mobilen Impfteam angefahren. Ein weiteres komme am 15. Januar hinzu. Ab dem zweiten Quartal sollen Hausärzte gegen Corona impfen dürfen. "Wir werden Geduld brauchen trotz der Impfung", sagte Brötel. "Corona wird uns noch viele Monate lang begleiten."

Frank Hehn, Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, stellte die beiden Krankenhäuser vor. Nach dem Grundsatz einer wohnortnahen Versorgung verfügten die Häuser über insgesamt 377 Planbetten. Im Jahr 2019 habe man rund 18.000 Patienten stationär und rund 24.000 ambulant versorgt. Insgesamt beschäftige man 961 Mitarbeiter. Zum Ende des vergangenen Jahres fielen rund 20 Prozent der Belegschaft wegen der Corona-Pandemie aus. Deshalb habe man die Bundeswehr um Unterstützung gebeten.

Chefarzt Dr. Harald Genzwürker ging auf die Corona-Lage der Kliniken ein. "Das Frühjahr war nur Vorgeplänkel", stellte er fest. Verzeichnete man damals in der Spitze 18 bestätigte Corona-Fälle in den Kliniken, so waren es im Dezember 68. Die Behandlung positiv getesteter Patienten sei oft langwierig. So benötigte der am längsten wegen Corona behandelte Patient rund 80 Behandlungstage.

Derzeit zählt man an den Kliniken 61 bestätigte Corona-Fälle. "Wir sind froh, dass sich diese Linie verstetigt hat", sagte der Chefarzt. Derzeit seien in Buchen 15, in Mosbach zwei Betten auf Isolierstationen und kein Bett auf den Intensivstationen frei.

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