Weinheim

Jugendherberge soll erhalten bleiben

Aktuell ist die Einrichtung geschlossen - Herbergseltern hoffen, dass es bald wieder losgeht - Erhalt ist das Ziel, Neubau gilt als wahrscheinlich

16.06.2020 UPDATE: 17.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Melitta und Andreas Pochmann halten die Stellung, ihre Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit. Während es in halbwegs normalen Zeiten hier schon morgens rundgeht, herrscht aktuell eine fast gespenstische Stille in dem Bau aus den 1970er Jahren. Foto: Dorn

Von Marco Partner

Weinheim. Aktuell ist sie noch geschlossen, die Jugendherberge in der Weinheimer Weststadt. Seit März sind zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Schotten in der Unterkunft dicht. Wann sie wieder öffnet, ist noch offen. Fest steht jedoch, dass auch in der zweiten Jahreshälfte kaum Klassenfahrten oder Vereinsausflüge in die Zweiburgenstadt führen. Fest steht aber auch, dass die Herberge in den kommenden Jahren umfassend saniert werden soll. Auch ein Neubau an Stelle des in den 1970er Jahren errichteten Gebäudes steht im Raum.

Förderung durch Hector-Stiftung?

"Das vorläufig letzte Gespräch zwischen Oberbürgermeister Manuel Just und dem Vorstand sowie der Geschäftsführung des Jugendherbergswerks Baden-Württemberg hat im Februar unmittelbar vor dem Ausbruch der Corona-Krise stattgefunden", verrät Weinheims Pressesprecher Roland Kern auf RNZ-Anfrage. Das Gespräch sei konstruktiv verlaufen. "Beide Seiten haben bekräftigt, dass der Erhalt der Jugendherberge – im wahrscheinlichsten Fall als Neubau – ihr Ziel ist, falls eine solche Investition und der Betrieb wirtschaftlich darstellbar sind", so Kern.

Anderthalb Millionen Euro hat die Stadt in ihrer mittelfristigen Finanzplanung als kommunalen Anteil in Aussicht gestellt. Auch das Jugendherbergswerk könnte 1,5 Millionen Euro zuschießen. Zudem habe das Jugendherbergswerk bekräftigt, dass es sich eine Kooperation mit weiteren Partnern aus Weinheim vorstellen kann. "Angestrebt wird, die Jugendherberge als inklusive Einrichtung oder zumindest mit einem klaren Inklusionsschwerpunkt zu erhalten", betont Kern. Eine solche Einrichtung passe in die Nachbarschaft des Sportzentrums und des im Herbst 2021 in Betrieb gehenden Schulzentrums und würde auch über Weinheim hinaus etwas hermachen.

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Die Stadt sehe sich hierbei in einer vernetzenden Rolle, um weitere Partner an den Tisch zu holen, die insbesondere beim Thema Inklusion ihre Expertise einbringen. So könnte der Großteil der Kosten durch eine Förderung der Hector-Stiftung in Höhe von sechs Millionen Euro getragen werden. Die vom Weinheimer Ehepaar Josephine Hector und Hans-Werner Hector Ende 1995 gegründete, gemeinnützige Stiftung greift schwerpunktmäßig Projekten unter die Arme, die sich mit Gesundheitsförderung, Bildung und der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen befassen.

Das ist Musik in den Ohren von Herbergsvater Andreas Pochmann. Seit acht Jahren hat er gemeinsam mit seiner Frau Melitta die Leitung der Weinheimer Unterkunft inne. "Als sie 1975 eröffnet wurde, galt sie als eine der modernsten Jugendherbergen, da alle Zimmer mit eigener Dusche und WC ausgestattet waren", erinnert er sich. Mittlerweile sei die günstige Pension aber in vielen Bereichen in die Jahre gekommen, und somit "stark sanierungsbedürftig".

Rund 10.000 Übernachtungen zählt die Herberge pro Jahr. Doch mit dem Shutdown im März folgte der Supergau. "Auch die meisten Übernachtungen für den Herbst wurden storniert. Schulausflüge, Probewochen von Musikern oder Ausflüge von Sportvereinen fallen zum Großteil aus. Dieses Jahr können wir im Grunde abschreiben", zeigt Pochmann auf. Die Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Aktuell halten nur die Herbergseltern die Stellung.

Für gewöhnlich klappern schon am Morgen die Teller, gibt es Kinderlärm oder auch mal einen Frühstücksknatsch. Jetzt herrscht Stille in dem kleinen Herbergshaus. "Diese Ruhe sind wir gar nicht gewöhnt", beschreibt Pochmann den Stillstand. An seiner Arbeit liebt er die Abwechslung, die bunte Mischung. "Es reicht vom Kindergarten bis zu Seniorengruppen. Eigentlich ist hier immer Trubel", hofft er, dass bald wieder Leben in die Bude einzieht. In Heidelberg zumindest kann die Jugendherberge schon wieder die ersten Gäste empfangen. "Wir scharren schon mit den Hufen und sehnen uns danach, dass es wieder losgeht", so Pochmann.

Und auch gegen den baldigen Besuch von Architekten und Handwerkern hätte der Herbergsvater wohl kaum etwas einzuwenden.

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