So wird um Touristen gebuhlt
Bergstraße buhlt mit "Hammerlandschaften" um Touristen - Videokonferenzen werden wohl viele geschäftliche Übernachtungen überflüssig machen

Von Christina Schäfer
Region Bergstraße. "Die Bergstraße, das ist Toskana, das ist Wein. Und der Odenwald ist Natur, Mountainbiking und Kochkäse. Beides kann sich verbinden." Mit viel Verve und Leidenschaft warb Christian Engelhardt, Landrat des Kreises Bergstraße, bei einer Pressekonferenz in Weinheim für die Ferienregion von Südhessen bis Nordbaden. Klar ist: Die Bergstraße mit dem Ried auf der einen und dem Odenwald auf der anderen Seite ist eine Region, die mit Natur, historischen Städtchen und Lebensgefühl lockt. Eine nun vorgestellte Kampagne des Vereins Tourismus Service Bergstraße soll dafür sorgen, dass vor allem inländische Besucher den Weg hierher finden.
"Es geht darum, diejenigen abzuholen, die ihren Urlaub vielleicht nicht antreten können", erklärte Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just. Sein Bensheimer Bürgermeisterkollege Rolf Richter pflichtete ihm bei. Der Tourismusservice Bergstraße liefere eine Antwort auf die Frage nach dem Sommerurlaub 2020. Die Kampagne soll aber über diesen Zeitpunkt hinaus wirken. Weil sie es auch muss.
Ein Großteil der Übernachtungen fußt auf der wirtschaftlichen Stärke der Region, sprich: Viele Gäste sind Geschäftsreisende. Von ihnen profitierten bisher Hotellerie wie Gastronomie. "Vielleicht wird sich das dauerhaft ändern", mutmaßte Landrat Engelhardt. Er glaubt, die Wirtschaft werde sich nach Corona neu aufstellen. Unter anderem mit Videokonferenzen statt Meeting samt Übernachtung. Damit würde Corona nicht nur zeitweise, sondern auf Dauer für Einbrüche sorgen.
Wie dramatisch der Virus vor allem die Hotellerie schon getroffen hat, zeigt ein Blick auf die jüngsten Übernachtungszahlen. Laut des Statistischen Landesamts sind diese im nördlichen Baden-Württemberg im ersten Quartal 2020 um 16,6 Prozent zurückgegangen. Alleine im März brachen die Zahlen durch den Mitte März erfolgten Lockdown im gesamten Bundesland um mehr als 60 Prozent ein. "Es geht auch darum, die gebeutelten Branchen zu unterstützen", verdeutlichte vor diesem Hintergrund Maria Zimmermann, Vorsitzende des Tourismus Service Bergstraße.
Dafür wirbt man ab sofort über diverse Medien und Kanäle für den Urlaub nicht weit von der eigenen Haustür. Der Verein setzt dabei verstärkt auf die Sozialen Medien Facebook und Instagram. Auch einen YouTube-Kanal hat man sich zugelegt. Hier ist derzeit ein 20-sekündiger Radiospot hinterlegt, der in der kommenden Woche im Hessischen Rundfunk und im SWR gesendet wird. Ergänzend wurde die Homepage überarbeitet, die nun auch Urlaubsarrangements der Hotels an Interessierte vermittelt.
Vorerst gibt es nur sechs Angebote. "Alle Betriebe sind eingeladen, uns ihre Arrangements zur Einarbeitung auf der Homepage zu schicken", warb Webmasterin Brigitte Zimmermann. Wer weniger im Internet unterwegs ist, kann sich ab Mitte Juni mit einem Magazin versorgen. Darin finden sich Beiträge über beispielsweise Weingüter, Burgen und Schlösser und natürlich die vier zertifizierten Steige. "So eine große Dichte gibt es in keiner anderen Region", erinnerte Brigitte Zimmermann.
Sie darf demnächst einen Erfahrungsbericht über den Burgensteig auf der Homepage einpflegen. Der kommt von niemand Geringerem als Landrat Christian Engelhardt, der den Steig in neun Etappen erwandert hat. Eine "Hammerlandschaft" habe man, zeigte sich der Landrat vollends begeistert. Er war felsenfest überzeugt: "Die Region kann glücklich machen."
Info: www.diebergstrasse.de



