Weinheim

Jetzt löst Just sein Wahlversprechen ein

Der Oberbürgermeister eröffnete die Wanderausstellung zur Zukunftswerkstatt. Diese soll am 22. Oktober mit einer großen Auftaktveranstaltung Fahrt aufnehmen.

08.09.2021 UPDATE: 09.09.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Sascha Saad vom Saarbrücker Planungsbüro AGL stellte die groben Abläufe der Zukunftswerkstatt vor. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Der Startschuss ist gefallen – wenn auch in einem sehr überschaubaren Rahmen und unter unfreiwilliger Teilnahme vorbeihuschender Nutzer der Stadtbibliothek: OB Manuel Just eröffnete am Mittwochnachmittag im Foyer der Stadtbibliothek die Wanderausstellung zum Beteiligungsprojekt "Zukunftswerkstatt". Deren Ziel besteht bekanntlich darin, mit den Bürgern einen städtebaulichen Rahmenplan zu erarbeiten, der am Ende politisch beschlossen wird. Die Ausstellung bietet Interessierten dabei einen niederschwelligen Eingang in die "Werkstatt": Es gibt einen Überblick zu den Kernthemen der Stadtentwicklung und den Ablauf des Beteiligungsprojekts. Außerdem können Interessierte Fragen und Anregungen loswerden, ihre schönsten Fotos von Weinheim einsenden oder ihre Lieblingsorte in der Stadt markieren.

Zentraler Auftakt am 22. Oktober

Zugegeben: Das klingt nicht eben nach intellektueller Überforderung. Doch es ist ja nur der erste Schritt, ehe es inhaltlich in die Tiefe geht. So richtig los geht es eigentlich erst eine Woche, nachdem die Ausstellung endet: am Freitag, 22. Oktober, 18 Uhr, in der Stadthalle. Für diesen Abend ist eine dreistündige Auftaktveranstaltung angesetzt. Parallel dazu soll im Internet in die heiße Phase beginnen, wie Sascha Saad im RNZ-Gespräch erklärte.

Er vertritt eines von zwei Planungsbüros, die die Stadt hinzugezogen hat (siehe weiteren Bericht). Findet man auf der Webseite www.zukunftswerkstatt-weinheim.de derzeit noch die digitale Wiedergängerin der Wanderausstellung sowie kleinere Mitmachangebote, soll es von Ende Oktober an in die interaktive Debatte gehen, deren Teilnehmer sich wohl registrieren lassen müssen. In der analogen Welt werden sich Arbeitsgruppen mit Interessenvertretern und zufällig ausgewählten Bürgern der vier Kernthemen der Zukunftswerkstatt annehmen: Wohnen, Gewerbe, Mobilität und Freiraum. Dass diese Prozesse unter normalen Umständen längst laufen würden, verhehlte OB Just nicht: Es sei bedauerlich, dass vor allem wegen Corona ein Zeitverzug von beinahe zwei Jahren eingetreten ist, sagte er.

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Er spannte einen weiten Bogen zurück ins Frühjahr 2018: "Ich kann mich noch sehr gut an die Zeiten des OB-Wahlkampfs erinnern, als ich von Veranstaltung zu Veranstaltung und teilweise von Haus zu Haus gezogen bin." Dabei habe er gespürt, dass kein anderes Thema die Geister so sehr schied wie die Frage, "wie wir in Zukunft mit dem Flächenverbrauch umgehen, wie wir unsere Besiedelung erweitern dürfen, können, sollen oder sogar müssen". Damals sei die Idee der Zukunftswerkstatt entstanden, woraus ein zentrales Wahlversprechen wurde. Es sei ihm bis heute ein Anliegen, dass alle Sichtweisen auf den Tisch kommen, alle Interessengruppen gehört werden, sagte Just. Dass dieses Vorhaben nicht ausschließlich online funktioniert, sei indes von Anfang an klar gewesen: Menschen müssten einander begegnen, "gerade bei kontroversen Ansichten", erklärte Just dem etwa 20-köpfigen Auditorium im Bibliotheksfoyer.

Darf, kann, soll oder muss Weinheim wachsen? Darüber will OB Manuel Just mit den Bürgern ins vertiefte Gespräch kommen. Foto: Dorn

Dort hatte sich das "Who is who" des Gemeinderats versammelt. Praktisch alle Fraktionen und Gruppierungen waren vertreten. Ihnen galt Justs Dank, denn ohne die Zustimmung des politischen Hauptorgans hätte er den Beteiligungsprozess nicht starten können, Wahlversprechen hin oder her. Die Stadt beschreite mit der Zukunftswerkstatt keinen Weg, der durch Einfachheit und Kosteneffizienz besticht, räumte Just ein. Vielmehr habe man einen Fahrplan erarbeitet, der "größtmögliche und sorgfältige Bürgerbeteiligung" vorsieht – und das unter Zuhilfenahme unabhängiger Experten. Als Just diese Passage seiner Rede vortrug, meinte man, Professor Rudolf Large nicken zu sehen. Er nahm für die SPD teil. Die Sozialdemokraten hatten sich im Verlauf der ersten Beratungen schwergetan mit dem Aufwand, den die Verwaltung in Sachen Zukunftswerkstatt treibt. Inzwischen tragen sie das Projekt aber mit.

Am Ende blieb Just der Appell an alle Bürger, sich zu beteiligen. Immerhin geht es um nicht weniger als eine Richtschnur für Weinheims räumliche Entwicklung – für die kommenden Jahrzehnte, etwa eine Generation. Dabei dürften Meinungen ruhig unbequem sein, so Just. Er freue sich auf den Austausch und "lebhafte, faire und wertschätzende Diskussionen".

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