Es lohnt sich selbst auf Nordost-Dächern
Podiumsveranstaltung der Stadt informierte über Dach-PV-Anlagen. Dass es ohne kaum geht, stand außer Frage: "Die Welt braucht das".

Von Christina Schäfer
Weinheim. Sonnenenergie nutzen durch die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach – warum eigentlich? Ab wann lohnt sich das? Und was ist dabei zu beachten? Auf all diese Fragen und all die, die noch aus dem Auditorium kamen, gab eine Podiumsveranstaltung der Stadt Weinheim in der Stadthalle Anfang der Woche Auskunft. Auf der Bühne standen jene, die den Bürgern nützliche Tipps – zum Teil auch aus eigener Erfahrung – geben konnten.
Dass eine PV-Anlage sinnvoll ist, daran ließ Helmut Hans von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis gGmbH (kurz: Kliba) in seinem Impulsvortrag keinen Zweifel: Sonne ist eine unerschöpfliche Energiequelle, die Anlagen selbst wartungsarm, und zudem erziele man eine "recht gute Ökobilanz".

Die Ereignisse des vergangenen Jahres mit dem Beginn des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und den immensen Preisanstiegen hätten bewusst werden lassen, wie sehr man auf Energie angewiesen ist, sagte Helmut Hans und brachte die (teilweise) Autarkie in den eigenen vier Wänden ins Spiel. "Die Nutzer bilden aber auch ein starkes Bewusstsein für ihren Energieverbrauch aus", hob er einen gewissen pädagogischen Wert hervor.
Ein Lied von all dem konnte Ralf Schwind singen. Moderatorin Luzia Teinert – zugleich Klimaschutzbeauftragte der Stadt – kündigte ihn als "Wiederholungstäter" an. In seinen Ausführungen wurde deutlich, warum: Auf eigenen wie gemieteten Dächern hat Schwind seit 2008 Solaranlagen installiert und im Zuge der Anschaffung von Wärmepumpe und E-Auto zuletzt nochmals aufgestockt. Er veranschaulichte, dass selbst ein Dach mit Nordost-Ausrichtung nicht von der PV-Nutzung ausgeschossen ist. "Es kommt auf den Neigungswinkel an", sagte Schwind, der anhand seiner Zahlen aufzeigte, dass selbst dort gute Erträge zu erhalten sind.
Beim Thema Autarkie präsentierte er mit derzeit 80 Prozent Eigenversorgung nach drei Monaten Laufzeit der Anlage (mit Batteriespeicher) einen imposanten Wert. Insgesamt, so sagte Schwind, rechnet er mit einem Ertrag von 9500 Kilowattstunden pro Jahr – mehr, als er benötigt; allerdings versetzt zu den Zeiten, in denen er die Energie braucht.
Er verdeutlichte auch: Besitzt man weder Wärmepumpe noch E-Auto, ist zwar eine große Anlage (Stichwort: Einspeisung) sinnvoll, ein Batteriespeicher mit Blick auf die Investitionskosten hingegen nicht. Als Grundlage der Entscheidung erachtete Schwind insbesondere die Bedarfsermittlung hinsichtlich der Anlagengröße als wichtig.
Dem stimmte auch Alexander Skrobuszynski zu, Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim und selbst Besitzer einer PV-Dachanlage. Einen Anhaltspunkt zum Potenzial des Eigenheims gibt im Übrigen ein kostenloser Eignungscheck der Kliba: ein Bericht, der auch Angaben zur empfohlenen Größe der Anlage sowie des zu erwartenden Ertrags samt Gesamtkosten und Amortisationszeit enthält.
Ist man sich hinsichtlich einer Anschaffung sicher, geht es an das Recherchieren und Informieren zu den Anlagen selbst wie auch zu Anbietern und Preisen. Hier können Nachbarn als Quelle dienen, warben Schwind wie auch Skrobuszynski für das Klingeln nebenan. Schwind warnte allerdings davor, am Ende nur auf die Kosten zu schauen. "Der Preis ist nicht alles", gab er zu bedenken, dass man neben den Komponenten auch den Anbieter samt dessen Dienstleistung kauft. Daher empfahl er, auf Seriosität zu achten – im Zweifel auch unter Inkaufnahme von Mehrkosten.

Zugleich solle man sich über Förderprogramme erkundigen. Hier gibt es aufgrund neuer Förderrichtlinien durchaus Zuschüsse, etwa mit dem neuen Zuschussprogramm 442. Unter bestimmten Voraussetzungen sind bis zu 10.200 Euro Förderung möglich. Gestartet ist das Programm am 26. September. "Das hat aber nicht funktioniert, weil der Server abgestürzt ist", meinte Kliba-Mann Helmut Hans schmunzelnd.
Im weiteren Prozedere – Netzeignungscheck, Meldung im Stammdatenregister der Bundesnetzagentur, Zähler-Austausch und Installation – kann es sinnvoll sein, sich einen Fachmann an die Seite zu holen. "Das wird viel einfacher", verdeutlichte Skrobuszynski. Er warb dafür, bei Fragen auch die Mitarbeiter der Stadtwerke anzusprechen. Wesentlich einfacher ist das Balkonmodul, auf das an dem Abend indes nur kurz eingegangen wurde. "Da dürfen Sie den Stecker selbst einstecken", verwies er auf eine Alternative, die vor allem für Mieter interessant ist.
Dass man mehr PV-Anlagen braucht, stand für alle Beteiligten außer Frage. "Wir werden weiter ausbauen, weil wir glauben, dass Photovoltaik in Zukunft ein starkes Standbein der Erneuerbaren Energien sein wird", sagte etwa Skrobuszynski. Schwind sah das Thema unter dem Aspekt des globalen Klimas, als er auf den weitreichenden Ausbau der Solarenergie in der Volksrepublik China einging, die hier wesentlich weiter sei als Deutschland. "Die Erde braucht das, um da hinzukommen, wo wir hin wollen", sagte Schwind vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Notwendigkeit der massiven CO₂-Einsparung weltweit.