Das war los bei der Kerwe (Fotogalerie)
Bei der Kerwe herrschte in Gassen und Höfen großes Gedränge - Straußwirte, Schausteller und Gastronomen zeigten sich zufrieden

Ausgelassen feierten die Besucher der Weinheimer Kerwe in den Straußwirtschaften, am Marktplatz und im Gerberbachviertel. Zeitweise gab es wegen der Menschenmassen kaum noch ein Durchkommen. Fotos: Dorn
Von Günther Grosch
Weinheim. Gefühlt mögen es einige Tausend Besucher sein, die sich schon vom frühen Samstagabend an den Weg hinauf vom Gerberbachviertel über den Marktplatz zur großen Schlossparkwiese bewegen, wo die "Nacht der 1000 Lichter" auf dem Programm steht. Und wahrscheinlich sind es genauso viele, die den umgekehrten Weg antreten. Hinunter in die verwinkelten und lauschigen Gassen des ehemaligen Handwerkerviertels, wo unzählige Straußwirtschaften auf die durstigen Kehlen derer warten, die sich eines der größten, mit Sicherheit aber das Schönste der Bergsträßer Volksfeste nicht entgehen lassen wollen.
Lustige Namen für ihre Vier-Tage-Wirtschaften und ein zum Teil originelles Mobiliar für ihre Gäste haben sich die meisten Betreiber und "Straußwirte auf Zeit" einfallen lassen. Die "Schnapsidee" bildet dann auch den ersten Anlaufpunkt für den RNZ-Kerwebummler. Robert, Selina, Henrik, Felix, Max, Yasha und Janina laden hier mit originellem Holzpaletten-Mobiliar müde gewordene Kerwegäste zum Sitzen ein. Und möbeln sie mit "Kerwelatte" und "ordentlich Stoff für’n schicken Fuffi" schnell wieder auf.
Dass die Leute nach der überstandenen Hitzewelle der letzten Wochen "wieder raus wollen", wie Janina meint, ist in der schmalen Gasse überdeutlich zu spüren. Gewollter oder ungewollter Körperkontakt bleibt unvermeidlich.
Mit "viel Liebe und Herzblut" haben die sieben ihre "Schnapsidee" in die Tat umgesetzt, "um die Menschen die Kerwe so feiern zu lassen, wie auch wir sie lieben". Keine Frage, dass hier schon am "Single-Freitag" die Bude krachend voll war, ehe am heutigen "Party-Montag" noch einmal die Post abgeht.
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Eine Hausnummer weiter lockt das "Schnelle Bier". Seit vier Jahren sind Claudia Behrendt mit ihrer eigenen sowie sechs weiteren Familien die Gastgeber. Hier hatte das "Schnelle Bier" einige Besucher schon am ersten Abend zu einem weniger originellen Spaß animiert. "Als wir gegen 2 Uhr morgens unsere Bänke und Sitzgelegenheiten wegräumen wollten, fehlte plötzlich einer unserer selbstgezimmerten Tische", erzählt die Straußwirtin.
Hintergrund
Hintergrund Sankt Laurentius
Der Heilige und Namenspatron der oberhalb des Marktplatzes gelegenen katholischen Stadtkirche ist der eigentliche Urvater der viertägigen Kirchweihfreuden. Daran erinnerten der Leiter der Seelsorgeeinheit
Hintergrund Sankt Laurentius
Der Heilige und Namenspatron der oberhalb des Marktplatzes gelegenen katholischen Stadtkirche ist der eigentliche Urvater der viertägigen Kirchweihfreuden. Daran erinnerten der Leiter der Seelsorgeeinheit Weinheim-Hirschberg, Pfarrer Gerhard Schrimpf, sein Amtsbruder Pfarrer Stephan Sailer und der stellvertretende Stiftungsratsvorsitzende Karl-Hermann Schütz. Leider aber wüssten nur die wenigsten Menschen, wem sie ihr alljährliches Kerwevergnügen zu verdanken hätten.
Der heilige Laurentius war für die Finanzen und die Sozialarbeit der Kirche zuständig gewesen. Der damalige Kaiser Valerian wollte ihn zwingen, ihm den Kirchenschatz der Gemeinde auszuliefern.
Laurentius aber verteilte daraufhin innerhalb weniger Tage allen kirchlichen Besitz an die Armen Roms und stellte anschließend dem Kaiser diese Menschen als die wahren Schätze der Kirche vor. Der Legende nach wurde er daraufhin am 10. August 258 als Märtyrer über einem glühenden Rost hingerichtet. (keke)
Wobei man wissen muss, dass der Tisch aus vier, mehr als drei Meter langen und zentnerschweren Vierkanthölzern zusammengezimmert wurde. "Wer macht denn so was?", so Claudia Behrendt auch am Tag danach noch immer sichtlich fassungslos. Aufmerksame Nachbarn berichteten ihr, dass sie einige junge Burschen beobachtet hätten, wie diese mit dem Tisch Richtung Gerberbach verschwunden seien.
Die sofort aufgenommene Verfolgung erwies sich als erfolgreich. "Die Kerle wollten die Bank gerade in einer Garage verschwinden lassen, als wir sie im letzten Moment noch erwischten." Schwerwiegende Folgen dürfte die Tat für die Bösewichte dennoch nicht haben. "Wahrscheinlich handelte es sich um eine Kerwewette oder eine Mutprobe", glaubt Behrendt: "Hauptsache, wir haben den Tisch wieder."
Wie immer rappelvoll präsentiert sich die "G’schmacksach". Keine Chance angesichts der langen Schlange vor der Theke, zeitnah etwas zu bekommen. In der Münzgasse gibt es am Kerwehaus und vor der Kerwescheuer des Heimat- und Kerwevereins "Alt Weinheim" gleichfalls kaum ein Durchkommen.
Weiter geht es auf der Kerwemeile über die steilen Stufen neben der Ulner Kapelle den Marktplatz hinauf. Ein kurzer Abstecher ins Gotteshaus der Johannisgemeinde steht als Nächstes auf dem Plan. Nein, hier wird kein Messwein ausgeschenkt. Das DRK hat hier seinen Stützpunkt.
Hintergrund
Hintergrund Kerwe mit App erkunden
Wer am heutigen Montag zum letzten Kerwe-Tag noch einmal zum Feiern in die Altstadt ziehen will, kann sich dabei erstmals mit der
Hintergrund Kerwe mit App erkunden
Wer am heutigen Montag zum letzten Kerwe-Tag noch einmal zum Feiern in die Altstadt ziehen will, kann sich dabei erstmals mit der "YOUmatter"-App Orientierung verschaffen. In dem interaktiven Modul sehen Besucher, was die vielen Schausteller und Getränke-/Essensstände im gesamten Kerwegebiet anbieten.
Möglich macht dies das junge Team der Weinheimer Jugendmedien, das im Frühjahr die Jugend-App "YOUmatter" an den Start gebracht hat. Damit soll vor allen Jugendlichen aus Weinheim eine Beteiligungs- und Informationsplattform geboten werden. Das erste Mal war die App beim Weinheimer Ausbildungstag im Juni in der Stadthalle im Einsatz und navigierte die zukünftigen Azubis über die Messe.
Nun gibt es ein solches Modul auch für das Fest in der Altstadt. Der Lageplan bietet einen Überblick über alle Stände und Straußenwirtschaften. Diese sind auch über die Suchfunktion einzeln zu finden. Busfahrplan, Taxiauskunft, Notfallnummern und sogar der schnellste Weg zu den Toiletten sind ebenfalls in der App hinterlegt. "Wir wollen mit diesem App-Modul zur Kerwe nicht bewirken, dass jeder nur noch mit dem Handy unterwegs ist, sondern einfach einige nützliche Informationen gebündelt bereitstellen", so Initiator Sven Holland von den Weinheimer Jugendmedien.
Info: Die "YOUmatter"-App ist im Apple- und Google-Play-Store oder unter www.app.youmatter.de verfügbar. Den Übersichtsplan gibt es auch unter www.kerwe.youmatter.de. (RNZ)
"Außer den üblichen Kerwe-Hilfeleistungen bisher keine besonderen Vorkommnisse", vermelden Einsatzleiter Robin Stockmann ebenso wie die Polizei und der Sicherheitsdienst, die vom Alten Rathaus her ein wachsames Auge auf das Geschehen haben.
Feuchtfröhlich ist die Atmosphäre auf dem und rund um den Hutplatz. Wummernde Bässe aus der "Stadtmauer" dringen bis in die letzten Winkel des Magens vor. Zurück geht es noch einmal über den Marktplatz, wo das Gedränge und Geschubse kaum nachgelassen hat. "Hallo" und ein Prosecco hier und "Alles klar?", "Noch immer im Dienst?" schallt es her- und hinüber. Auch die Gastronomie kann nicht klagen und zeigt sich zufrieden.
Nicht weniger lautstark orgelt die Musik auch auf dem Rummel am Amtshausplatz und rund um die Rote-Turm-Straße. Die mehr als 10.000 in allen Farben funkelnden Lichter des Riesenrades laden zu einer "Rundfahrt" über das Kerwegeschehen hinweg ein. Die Sicht über die Dächer Weinheims auf die gleichfalls im Lichterglanz erstrahlende Wachenburg und die Burgruine Windeck ist herrlich.
Zufrieden sind die Schausteller und Kerwebeschicker. "Sehr viel mehr los als im Vorjahr", als es fast die gesamten Kerwetage über regnete, fasst es Antonio am Süßwarenstand in einem Satz zusammen. Der Geruch der frisch gerösteten Mandeln löst Appetit aus. Am Schießstand locken überlebensgroße Flamingos in Schweinchenrosa als Hauptgewinn. Leider zu wenig Zielwasser getrunken.
Auch im Großen Schlosshof steppt der Bär. Der Kugelschreiber droht langsam, schlappzumachen. Ein Bier zu Bratwurst, Schupfnudeln und Sauerkraut bei der Turn- und Sportgemeinde Weinheim, dann ist auch für den RNZ-Kerwebummler kurz vor Mitternacht erst einmal Feierabend.
















































