Straußwirtschaft der Superlative
2000 Bratwürste, 3500 Liter Bier: Peter Gérard und der Heimatverein "Alt-Weinheim" richten das Kerwehaus für vier Tage Feiern her

Hat schon heißere Jahre erlebt: Peter Gérard erinnert sich an die Kerwe 2003, als die Temperaturen gefühlt über 40 Grad lagen. Auf das kommende Wochenende blickt er dank vieler Helfer und der vorhergesagten Abkühlung zuversichtlich. Foto: Kreutzer
Von Günther Grosch
Weinheim. Jahrhundertsommer 2018? Jahrhunderthitze? Peter Gérard weiß es besser. 2003 habe man zur Woinemer Kerwe schon einmal eine noch größere Hitzewelle erlebt. Zwar nicht so lang anhaltend, aber dennoch "mit Temperaturen, die teilweise sogar über 40 Grad lagen". Bis zu 50 Prozent weniger Umsatz hat dies dem Heimat- und Kerweverein Alt-Weinheim damals beschert, "weil die Menschen zuhause geblieben sind". Jetzt hofft der Vereinsvorsitzende, dass es diesmal nicht ganz so schlimm kommt und die für die nächsten Tage vorhergesagte Abkühlung tatsächlich eintrifft.
Bereits seit Anfang Juli sind die bis zu 150 fleißigen Helfer des Heimat- und Kerwevereins mit den Vorbereitungen für die "61. Kerwe neuer Zeitrechnung" beschäftigt. Sie haben den Innenhof des Kerwehauses "zeltmäßig" überdacht, die blau-weißen Wimpel über den romantischen Gassen der Altstadt gespannt und die bunten Lichterketten an den Fassaden der jahrhundertealten Fachwerkhäuser im ehemaligen Gerberviertel befestigt.
"Unter dem Strich sind dies Jahr für Jahr mehr als dreieinhalb Kilometer Ketten mit circa 8000 Glühbirnen", haben die für die Technik zuständigen Helfershelfer der Elektrofirma Kogel auf Nachfrage ausgerechnet.
Doch auch in den darauf folgenden Tagen und Wochenenden musste kalkuliert, bestellt und eingekauft werden, damit alle Wünsche der nach Zehntausenden Gäste aus nah und fern erfüllt werden können. Auch hier weiß Gérard, mit dem sich die RNZ zu vormittäglicher, noch nicht zu heißer Stunde zum Gespräch im "Kerwehaus" in der Münzgasse 13 verabredet hat, mit entsprechenden Zahlen aufzuwarten.
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Derweil sind im Hintergrund mit Else und Horst Kreis schon zu früher Stunde zwei "ganz eifrige Helfer" mit den Vorbereitungen für die kommenden vier Tage beschäftigt. Das Ehepaar Kreis ist seit Jahren eine der bewährten Stützen des Vereins, "auf die man jederzeit zählen kann", lobt Gérard.
Wobei es vor allem Else Kreis nicht ganz so recht ist, derart in den Vordergrund gehoben zu werden: "Wären Sie gestern gekommen, hätten Sie noch mit 15 anderen Helfern sprechen können." Ehemann Horst, der die 80 zwar bereits überschritten hat, aber trotz der Hitze flugs und beschwingt bei der Sache ist, beschwichtigt. Immerhin sollten aber auch die anderen mithelfenden "Ü80er" nicht unerwähnt bleiben, meint er.
Zurück zu Peter Gérard, der inzwischen die Einkaufsliste hervorgeholt hat. Mit circa 2000 Bratwürsten, 750 Haxen, 700 Fleischspießen, 650 Rippchen, 200 "Handkäs’ mit Musik", 300 Dampfnudeln und 50 Liter Vanillesoße sowie rund 50 Kilogramm Wurstsalat haben die fleißigen Helfer am Grill- und Ausgabestand an den vier Tagen die hungrigen Mägen der Kerwegäste zu befriedigen.
Was mittlerweile aber zur Routine geworden sei, sagt Gérard. Er weiß, dass er sich auch auf seine Frauen und Männer verlassen kann, in deren Händen die Bedienung liegt. Und wie sieht es mit dem Getränkekonsum aus? Durchschnittlich 3500 Liter Bier und 600 Liter Wein flossen in den vergangenen Jahren durch die durstigen Kehlen der Kerwehaus-Besucher. Hinzuzurechnen sind die "mehr als nur eine Wagenladung" nichtalkoholischen Getränke.
Und wie ist der aktuelle Stand mit Blick auf die Illumination der Schlossparkwiese im Rahmen der "Nacht der 1000 Lichter" am Samstagabend? Hier müsse man zunächst die weitere Wetterentwicklung abwarten, sagt Gérard, der trotz aller Vorsicht vom Stattfinden überzeugt ist. "Der momentanen Trockenheit der Wiese wegen allerdings möglicherweise in etwas reduzierter Form." Im Vorjahr hatte das stimmungsvolle Ereignis mit tausenden Besuchern wegen massiver Niederschläge komplett abgesagt werden müssen. Auf jeden Fall stehe man mit der Feuerwehr in ständigem Kontakt, so Gérard.
Die Einsatzkräfte um Stadtkommandant Ralf Mittelbach hatten bereits im Vorfeld zugesagt, mit "ausreichend Mann" und einem Löschfahrzeug "für den Fall der Fälle" vor Ort bereitzustehen.
Von morgens um halb neun bis "nachts meist um halb drei Uhr" ist Gérard in den kommenden Kerwetagen vor Ort anzutreffen und überwacht den Aufbau des "Langen Tischs", in dessen Verlauf OB Heiner Bernhard als seine "allerletzte offizielle Amtshandlung" den Anstich des 30-Liter-Fasses Pfungstädter Bier vornimmt. Auch den ihm gereichten "Riwwelkuche" wird er an das "arme Volk" verteilen.
Am Kerwemontag ab 15 Uhr übernimmt Gérards Schwiegervater Karl Lohrbächer in seiner Eigenschaft als Ehrenvorsitzender der "Alt Woinemer" kurzzeitig das Kommando über die traditionelle Gerberbachregatta der jungen Weinheimer.
Und dass die Bürgermeisterrunde bei ihrem Rundgang auch im Kerwehaus einkehrt, gehört ebenso zur Kerwetradition wie die Tatsache, dass am frühen Dienstagabend "alles wieder so abgebaut ist, als wäre nix gewesen".