Appell auf Mietverzicht erhitzt die Gemüter
Gebäude-Eigentümer ärgern sich über Just - Labudda hält dagegen

Rathaus im Weinheimer Schloss. Foto: Reinhard Lask
Weinheim. (web) Wie können Kulturveranstalter, Gastronomien, Einzelhändler und andere Kleinunternehmer wirtschaftlich überleben, wenn sie in Zeiten behördlich erzwungener Schließungen weiter Miete zahlen müssen? Diese Frage ist nicht zuletzt in Weinheim ein veritables Politikum. Immerhin gibt es hier noch eine erfreulich hohe Zahl an kleineren Anbietern, die oft auf einigermaßen faire Vermieter angewiesen sind. OB Manuel Just zeigte am Donnerstag Verständnis für die Lage der Kleinunternehmer und kündigte an, dass die Stadt zunächst bis Ende April auf die Mieteinnahmen aus städtischen Immobilien verzichtet, sofern diese an entsprechende Unternehmen vergeben sind. Er verband mit der Ankündigung den Appell an Privatvermieter, diesem Beispiel zu folgen. Viele Weinheimer begrüßten Justs Initiative, darunter auch Carsten Labudda, Fraktionschef von "Die Linke" im Gemeinderat.
Doch Weinheims OB hat sich nicht nur Freunde gemacht. Der Verein "Haus und Grund Weinheim" habe sich öffentlich positioniert und Just unter anderem einen Schnellschuss vorgeworfen, zitiert Labudda einen entsprechenden Pressebericht. Der Stadtrat hat dafür wenig Verständnis. Zunächst verweist er darauf, dass Justs Appell wohl überlegt formuliert war.
Der OB hatte dazu aufgefordert, "dort, wo es möglich ist – zumindest vorübergehend –, auf Mietzahlungen zu verzichten." Er hatte die Haus- und Grundeigentümer also keineswegs dazu aufgerufen oder gar genötigt, der Stadt Weinheim bedingungslos zu folgen. Aus Sicht von Labudda hatte der OB einen "mehr als maßvollen Hinweis" gegeben, dass in Zeiten der Krise jeder seinen Teil zur Lösung der Probleme beitragen sollte. Aus Justs Worten sei auch hervorgegangen, dass sich die kleineren Fische unter den Vermietern nicht unbedingt angesprochen fühlen müssen.
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Labudda, der "Die Linke" in Weinheim auch parteiintern als Vorsitzender führt, mag es bekanntermaßen deutlicher: "Jetzt ist nicht die Zeit der Lobbyisten", erklärt er. Vielmehr müsse jede und jeder nach seinen Möglichkeiten dazu beitragen, die aktuelle Krise zu meistern. Dabei könne der Oberbürgermeister auf die Unterstützung von Partei und Fraktion von "Die Linke" zählen.



