Wandeinsturz Wiesloch

Abriss durch Stadt 100 Prozent teurer als üblich

Nach dem Wandeinsturz beginnen am Montag die Abbruch-Vorbereitungen in der Schwetzinger Straße. Ist das Nachbarhaus ausreichend gesichert?

10.12.2022 UPDATE: 10.12.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Nur mit einer Plane ist derzeit das Innere des Hauses in der Schwetzinger Straße geschützt. Foto: Teufert

Von Timo Teufert

Wiesloch. Die Baustelle für den Abriss des Hauses in der Schwetzinger Straße, bei dem am 2. November eine Hauswand in die benachbarte Baugrube abstürzte, wird am Montag eingerichtet. Das teilte die Wieslocher Stadtverwaltung gestern telefonisch mit. Innerhalb von zehn Tagen sollen die Arbeiten dann erledigt sein: Im Rathaus geht man davon aus, dass man die Schwetzinger Straße am 22. Dezember wieder für den Verkehr öffnen kann. Der Hauseigentümer Hüseyin Dasdelen und sein Rechtsanwalt Rüdiger Klingmann wurden bereits am Donnerstag über diesen Schritt informiert und kritisieren das Vorgehen der Verwaltung als überstürzt.

Im Vordergrund ist die Baugrube zu erkennen, in die am 2. November die Hauswand in der Schwetzinger Straße abrutschte. Foto: Teufert

Geplant ist laut Stadtverwaltung, dass zunächst die Baugrube mit sechs Lastwagen-Ladungen Kies aufgefüllt und dieser dann verfestigt wird. Dann soll geprüft werden, ob für die Familie Dasdelen noch Mobiliar und wichtige persönliche Unterlagen aus dem Haus gerettet werden können. Eine Fachfirma aus Eppelheim werde den Abriss noch vor ihren Betriebsferien zu Weihnachten übernehmen, so die Stadt.

"Ob der Abriss am Montag beginnt, wage ich zu bezweifeln", erklärte hingegen Rechtsanwalt Klingmann gestern auf RNZ-Nachfrage. Aus seiner Sicht ist die Abbruchverfügung der Kommune nicht rechtskräftig, man habe der Familie nicht ausreichend Zeit eingeräumt, selbst Angebote für einen Abriss einzuholen. "Das geht alles recht schnell", sagte Klingmann.

Kritik übt der Rechtsanwalt auch an den Kosten, die er als "exorbitant hoch" bezeichnet. In der Abrissverfügung hat die Stadt diese mit einer Summe von 65.000 Euro beziffert, die sie im Nachgang Hüseyin Dasdelen in Rechnung stellen will. "Wenn man es sehr eilig hat, bekommt man nicht das beste Angebot. Und das vorliegende liegt mehr als 100 Prozent über dem Üblichen", sagte Klingmann. Sein Verdacht, warum es so schnell mit dem Abriss gehen muss: weil sich Anwohner auf den Umleitungsstrecken über den vielen Verkehr aufregten. "Ich sehe darin keinen Grund für eine Eilbedürftigkeit, schließlich besteht keine Gefahr für Leib und Leben."

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In einer Pressekonferenz hatte Oberbürgermeister Dirk Elkemann am Montag erklärt, dass vor dem Abriss nicht nur die stützenden Gerüste des Technischen Hilfswerks in der Schwetzinger Straße und in der Neugasse abgebaut, sondern auch das Nachbarhaus weiter gesichert werden müsse. Bislang wurden aber am Haus in der Schwetzinger Straße 20 – auf der anderen Seite der Baugrube – noch keine Sicherungsmaßnahmen vorgenommen. Die Verwaltung erklärte dazu, dass der Kies, der verfüllt werde, auch das Haus Schwetzinger Straße 20 festige. Weil aber offenbar auch diese Wand durch den Abriss in Mitleidenschaft gezogen sei, könne man heute noch nicht sagen, was passieren werde.

Diese Aussage macht Familie Höhn hellhörig, der die Stadt am 2. November untersagt hat, in dem Haus zu leben. Alois Höhn erfuhr erst durch die RNZ vom geplanten Abriss des Dasdelen-Anwesens: "Ich überlege mir wirklich, nun rechtliche Schritt gegen die Stadt einzuleiten", sagte er. Denn der Eigentümer der Baugrube sei zwar von der Stadt zur Sicherung der Hauswand aufgefordert worden, passiert sei aber nichts. Den Abbruch des Dasdelen-Anwesens verfolge die Stadt hingegen mit Nachdruck.

"Auf welcher Grundlage hat der OB nun den Abriss entschieden?", so Höhn. Er fragt sich: Ist das Haus seiner Mutter durch den geplanten Abriss gefährdet? Denn wenn keine Bausicherungsmaßnahmen daran nötig wären, müsste die Stadt seiner Mutter sofort das Wohnrecht wieder einräumen. Einen direkten Kontakt zur Stadt gebe es aber nicht: "Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, dass der Oberbürgermeister der 25.000-Einwohner-Stadt Wiesloch es nicht schafft, direkt mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen", sagt Höhn.

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