Fassade wird fast doppelt so teuer
Gemeinderat vergab Arbeiten - FC-Astoria erhält TV-Podest

Walldorf. (rö) Mit einer deutlichen Kostenüberschreitung wurde Walldorfs Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung konfrontiert: Im Rahmen des Neubaus von Mensa, Ganztagsräumen und Sporthalle am Schulzentrum war das Gewerk "Hinterlüftete Fassade" zu vergeben, für das vorab Kosten von 311.000 Euro ermittelt worden waren. Tatsächlich lag das günstigste von sechs Angeboten nun bei 592.000 Euro, die Preisspanne der weiteren Angebote bewegte sich sogar zwischen 782.000 und fast 900.000 Euro. Da es sich beim günstigsten Bieter um eine Walldorfer Firma handelt, sprach Stadtbaumeister Andreas Tisch von einem "Unternehmen, das wir gut kennen", erklärte aber auch, der Technikausschuss habe angesichts der deutlichen Abweichung die Vergabe "mit etwas knirschenden Zähnen empfohlen".
Das relativierte Werner Sauer (CDU), indem er zunächst einmal die Freude darüber betonte, dass bei einem Auftrag dieser Größenordnung "seit ewigen Zeiten mal wieder eine Walldorfer Firma den Zuschlag" erhalte. Allerdings sagte er auch: "Wenn es so eine Kostensteigerung gibt, liegt das nicht an den Firmen. Dann hat der Architekt oder Projektsteuerer geschlafen." Das ist auch bei der Verwaltung angekommen, wie Tisch deutlich machte: "Wir haben es bei den Planern gerügt", sagte er. Die Vergabe erfolgte einstimmig.
Außerdem beschäftigte sich das Gremium mit einem Zuschussantrag des FC-Astoria. Unstrittig war die finanzielle Unterstützung einer Aufwertung des Torwarttrainingsplatzes, der künftig daneben auch für den Übungsbetrieb der Bambini zur Verfügung stehen soll. Die 46.000 Euro teure Maßnahme hatte der Verein mit dem "starken Zuwachs an Kindern" begründet. Einstimmig wurde, wie in den Vereinsförderrichtlinien vorgesehen, ein zehnprozentiger Zuschuss gewährt. Uwe Lindner (CDU) begrüßte diese Lösung, wichtig sei, dass keine Erweiterung außerhalb des bestehenden Sportgeländes erfolge. Christian Schick (SPD) sprach von "Investitionen in die Zukunft unserer Kinder", Günter Lukey (FDP) bezeichnete den immer noch vorhandenen Zuwachs an jungen Fußballern als "erfreulich".
Die Errichtung eines TV-Podests sahen dagegen nicht alle Gemeinderäte als notwendig für den Vereinszweck an. Für Fernsehübertragungen der Spiele der Regionalliga-Mannschaft fehlt es laut Verein an einer "vernünftigen Aufstellmöglichkeit für die Kameras an der Mittellinie". Kostenpunkt: 28.000 Euro. Auf Antrag der Grünen-Fraktion wurde darüber separat abgestimmt und der ebenfalls zehnprozentige Zuschuss bei zwei Gegenstimmen (Hans Wölz, Walter Hecker) und einer Enthaltung (Horst Dobhan, alle Grüne) gewährt. Man sehe "kein zwingend öffentliches Bedürfnis", das aus Steuergeldern zu bezuschussen, hatte Wölz die Haltung seiner Fraktion begründet.
Der Erste Beigeordnete Otto Steinmann hatte zuvor darauf hingewiesen, dass sich der Gemeinderat in anderen Fällen in der Vergangenheit "immer großzügig" verhalten habe. Dem konnte sich dann auch die Mehrheit des Gremiums anschließen.