Gestohlene Gedenktafeln am Friedhof sollen ersetzt werden
Die Diebe waren Mitte Juni auf dem Gelände unterwegs. Die Polizei hat schon zahlreiche Hinweise auf die Täter erhalten.

Von Konrad Bülow
Walldorf. Das Entsetzen über die Diebstahlserie auf dem Walldorfer Friedhof, bei dem Mitte Juni neben Grabschmuck auch Gedenktafeln entwendet wurden, die an den Holocaust und die Opfer der Weltkriege erinnern sollten, ist auch mehrere Wochen nach der Tat groß.
"Es ist erschreckend, dass diese Banden vor nichts Halt machen", kommentierte Bürgermeister Matthias Renschler auf Nachfrage. Er hoffe, dass die Täter ermittelt werden und vor Gericht gestellt werden können. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Tafeln zurückerhalten, ist leider sehr gering", fügte er jedoch hinzu.
Von dem Raubzug im Frühsommer waren nach Angaben der Stadt etwa 100 Gräber betroffen. Schalen, Skulpturen und anderer Grabschmuck aus Bronze nahmen die Diebe mit, nach Erkenntnissen der Polizei suchten sie den Friedhof mehrfach heim. Zuletzt hätten sie sich zwischen Montag, 17. Juni, um 15 Uhr und Dienstag, 18. Juni, um 10 Uhr gewaltsam Zutritt verschafft, teilte die Polizei damals mit.
Dabei gingen sie rabiat vor, sägten etwa Verankerungen auf, um den Grabschmuck mitnehmen zu können. Anfang Juni fanden ähnliche Straftaten auch auf Friedhöfen in Sandhausen, Eppelheim und Heidelberg statt.
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Die Polizei ging davon aus, dass die Diebe gestohlenes Edelmetall zu Geld machen wollten. Das Diebesgut wird häufig an Schrotthändler oder Recyclingunternehmen verkauft, zum Teil im Ausland. Friedhöfe gelten als eher leichte Ziele für die Diebe.
Die Stadt Walldorf strebe in jedem Fall Ersatzbeschaffungen für die gestohlenen Gedenktafeln an, um den Opfern der Weltkriege und des Holocaust an dieser Stelle weiterhin gedenken zu können, kündigte Bürgermeister Renschler an.
Die bisherigen Tafeln habe ebenfalls die Stadt errichtet und finanziert. Die Tafeln zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus waren 1985 anlässlich eines Besuchs von Überlebenden in Walldorf enthüllt worden.
Das Polizeipräsidium Mannheim teilte derweil mit, dass es in seinem Zuständigkeitsbereich seit den Diebstählen in Walldorf keine solchen Delikte mehr gegeben habe. Bisher seien insgesamt etwa 70 Hinweise, je betroffenen Friedhof, bei der Polizei verzeichnet werden, teilte eine Polizeisprecherin mit. Bei den hinweisgebenden Personen handelte es sich um die jeweils Betroffenen oder Geschädigten.
Die RNZ fragte auch nach Erkenntnissen zur Tat und ihren Hintergründen. Die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg habe die weiteren Ermittlungen in dem Fall übernommen und befinde sich derzeit noch in der intensiven Ermittlungsarbeit. Da diese noch andauere, könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch keine detaillierten Informationen zu den Taten und der unbekannten Täterschaft mitgeteilt werden, ließ die Sprecherin weiter wissen.