Vorsitzender gibt Amt ab

Der Gaiberger SC steht vor dem Aus

Stephan Weber hört aus beruflichen Gründen auf - Verein fehlt dann die komplette Vorstandschaft

25.01.2019 UPDATE: 26.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Verwaist hier bald alles? Bei einer Vereinsauflösung würde auch das Gebäude am Sportplatz in den Besitz der Gemeinde übergehen. Foto: A. Dorn

Von Agnieszka Dorn

Gaiberg. Wer in diesen Tagen auf den Fußballplatz des Gaiberger Sportclubs (SC) schaut, sieht nichts - nur ein leeres Spielfeld. Keiner kickt die Bälle ins Tor, es gibt keine Zuschauer und man hört kein angeregtes Lachen. Die Situation ist zwar aktuell dem frostigen Wetter geschuldet, doch sie könnte in Zukunft bittere Realität werden: Vieles deutet darauf hin, dass der seit 1950 bestehende Sportclub vor dem Aus steht.

Momentan hat der Verein 73 Mitglieder, früher seien es 300 gewesen, erzählt Stephan Weber, Erster Vorsitzender des Vereins und Kandidat bei der jüngsten Gaiberger Bürgermeisterwahl im Jahr 2018. Der Grund für das Aus: Stephan Weber, der den Verein seit zwei Jahren führt, wird das Amt aus beruflichen Gründen nicht mehr ausüben - und es findet sich kein Nachfolger.

Krisengespräch im Rathaus: Stephan Weber sprach mit Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel über den Gaiberger SC. Foto: A. Dorn

"Für Gaiberg wäre die Auflösung des Vereins eine Katastrophe", sagt Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel. Seit Mitte vergangenen Jahres hat der Ort schon keine Apotheke - übrigens aus dem gleichen Grund: Es fand sich kein Nachfolger. Dabei ist Gaiberg eigentlich eher am Wachsen, der Ort bekommt eine neue Ortsmitte und auch einen Penny-Markt.

Der Gaiberger SC hat mit dem Sportverein Waldhilsbach eine Kooperation, die Vereine haben sich zusammengeschlossen und verfügen über eine aktive Herren-Mannschaft, die in der Kreisklasse C spielt. Die Mannschaft besteht aus etwa 25 Waldhilsbachern und nur drei Gaibergern. Dafür hat der Gaiberger SC viel Nachwuchs: Rund 70 Kinder über sechs Jahren kicken jede Woche auf dem Sportplatz. Trainiert werden sie von zwei Eltern, wie Stephan Weber erzählt.

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Dem Verein fehlt allerdings nicht nur ein Vorsitzender, vielmehr fehlt die komplette Vorstandschaft: Es gibt keinen Schatzmeister und auch keinen Schriftführer. Diese insgesamt drei Ämter übt der Noch-Vorsitzende momentan alleine aus. Zeitlich schaffe er das nicht mehr, sagt Weber. Sollte nicht noch ein Wunder geschehen, werde der Verein aufgelöst, erklärt er.

Selbst wenn sich jemand für die Ämter des Schriftführers und Schatzmeisters finden würde, werde er jenes als Vorsitzender aufgeben, so Weber weiter. Die ehrenamtliche Arbeit als Vereinsvorsitzender - ohne andere Ämter im Verein - nimmt etwa fünf bis zehn Stunden im Monat in Anspruch. Die meisten Mitglieder im Verein sind zwischen 40 und 50 Jahren alt. Die Älteren schmerze die Situation sehr; sie hätten den Verein einst aufgebaut, berichtet Weber.

Verwaist hier bald alles? Bei einer Vereinsauflösung würde auch das Gebäude am Sportplatz in den Besitz der Gemeinde übergehen. Foto: A. Dorn

Zum Sportclub gehören eine große Wohnung und eine Vereinsgaststätte, die bereits vor zwei Jahren schloss. Zudem hat der Verein eine Umkleidekabine für Schiedsrichter, in der seit einiger Zeit die Sozialhilfeempfängerin Rosi Rosenlehner wohnt. Im Fall einer Vereinsauflösung müsste sie ausziehen. "Wir suchen momentan sowieso eine Wohnung für Rosi Rosenlehner", sagt Müller-Vogel. Die Verwaltung kümmert sich derzeit unabhängig von der Situation des Vereins um eine neue Bleibe für die hilfsbedürftige Frau.

Geplant ist eine Mitgliederversammlung am Donnerstag, 31. Januar. Auf der Tagesordnung soll laut Weber nur ein einziger Punkt stehen: die Auflösung des Vereins. Dafür brauche man zwei Drittel aller Mitglieder und davon müsste die Hälfte für die Auflösung stimmen, so Weber. Er glaubt allerdings nicht, dass an dem Tag diese zwei Drittel anwesend sein werden.

Weber geht davon aus, dass die Vereinsauflösung in zweiter Instanz wenige Wochen später bei einer weiteren Versammlung auf den Tisch kommt. Dann müsste ihm zufolge die Hälfte der anwesenden Mitglieder für die Auflösung stimmen. Sollte der Verein tatsächlich aufgelöst werden, gehen laut Weber die Gebäude in das Eigentum der Gemeinde über. Der Sportplatz gehört der Kommune bereits.

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