VRN-Nextbike in Weinheim

Stadträte geben öffentlichem Radverleih wieder eine Chance

Konzept für VRN-Nextbike erhielt breite Mehrheit im Ausschuss für Technik und Umwelt - E-Bikes erst mal nicht vorgesehen

12.10.2017 UPDATE: 13.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Fahrrad-Leihstation von VRN Nextbike. ​Foto: Rothe

Von Günther Grosch

Weinheim. Im November 2016 hatte der Gemeinderat dem Vorschlag der Verwaltung, ein öffentliches Fahrradvermietsystem einzuführen, unter anderem wegen etlicher ungeklärter Fragen mit 16:15 Stimmen und bei vier Enthaltungen die Luft aus den Reifen gelassen. Jetzt pumpten die Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt (ATU) der von der Verwaltung erneut vorgelegten Idee Hoffnung auf Verwirklichung ein.

"(Aus-)Probieren geht über studieren" und "Die Praxis wird es zeigen", so der positive Tenor zum "Einstiegskonzept". Bei nur zwei Gegenstimmen von der Weinheimer Liste empfahl das Gremium dem in der kommenden Woche tagenden Gemeinderat die Annahme des auf fünf Jahre angelegten Versuchs. Erstmals in die Pedale treten könnten die Radler dann ab dem kommenden Frühjahr.

Elektro-Fahrräder bleiben, trotz der topografischen Gegebenheiten Weinheims, wegen der höheren Anschaffungs- und Betriebskosten vorläufig noch angekettet. Nach den vorliegenden Plänen sollen in Zusammenarbeit mit "VRN-Nextbike" zunächst acht Ausleihstationen mit 64 Systemständern und 46 Fahrrädern installiert werden. "Von dem Angebot profitieren sollen Bahnpendler, Touristen und Berufsschüler ebenso wie Anwohner und Besucher städtischer Einrichtungen", so Oberbürgermeister Heiner Bernhard.

Als Standorte der Räder geplant sind der Hauptbahnhof, die RNV-Haltepunkte Händelstraße, Wormser Straße (Berufsschulzentrum), Stahlbad, das Behördenzentrum/GRN-Klinik, der Dürreplatz, das Schloss und die Stadthalle. Alternativen und zusätzliche Standorte sind möglich.

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Angesichts der Tatsache, dass in Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg, Bensheim, Speyer, Hockenheim, Kaiserslautern und Worms solche Verleihsysteme bereits bestehen und demnächst auch in Heppenheim, Schwetzingen, Dossenheim, Ladenburg und Heddesheim gestartet werden, komme Weinheim als Große Kreisstadt und Mittelzentrum nicht mehr darum herum.

Mit Blick auf eine weitere Ausweitung der Mobilität der Bürger und in Zeiten des Klimawandels müsse auch Weinheim seinen Beitrag leisten, der mit jährlich 19.000 Euro "finanziell verkraftbar"bleibe. Vorläufig noch abwartend verhalten sich Weinheimer Unternehmen, bei denen um eine Kostenbeteiligung nachgefragt wurde. "Stationen in Firmennähe hätten Teil eines Mobilitätskonzepts werden können mit günstigen Konditionen für die Mitarbeiter", so die Verwaltungsspitze.

Damit hätte noch mehr Pendlern, die mit Bus und Bahn kommen, eine komfortablere Anreise geboten werden können. Von den Firmen sei zwar Interesse bekundet worden, so Bernhard. Dort wollte man mit einer Entscheidung aber abwarten, bis sich das System bewährt habe.

Und wie funktioniert das von der VRN in Zusammenarbeit mit der Firma Nextbike angebotene Vermietsystem?, wollten die Ausschussmitglieder wissen. "Die Ausleihen und die Rückgabe erfolgen per App, mit Kundenkarte oder per Telefon-Hotline an der in der Nähe befindlichen Stele", so ein VRN-Mitarbeiter.

Mit der für eine Grundgebühr von 48 Euro pro Jahr erhältlichen "Rad-Card" ist die erste halbe Nutzerstunde frei. Im Standardtarif kosten eine halbe Stunde einen Euro bis zu einem Tageshöchstsatz von neun Euro. Kunden mit VRN-Halbjahres- oder Jahreskarten sowie Stadtmobilkunden zahlen 39 Euro pro Jahr. 89 Prozent aller Ausleihen dauerten weniger als 30 Minuten, davon 72 Prozent sogar kürzer als 15 Minuten, so der Fachmann. 91 Prozent der Räder würden an einer anderen Station abgegeben als ausgeliehen. Dies zeige, dass die Fahrräder meist für kurze Fahrten gemietet würden, als Alternative zum (langen) Fußweg.

Nextbike habe stets den Überblick, wie viele Fahrräder an einer Station stehen und sorge dafür, dass die Räder gleichmäßig verteilt sind, hieß es auf Nachfragen: "Nextbike wartet und repariert die Räder und die Stationen in einem Zeitraum zwischen 48 und maximal 72 Stunden." Normale Fahrräder, auch wenn sie mit einer Gangschaltung versehen sind, seien für Weinheimer Verhältnisse ungeeignet, befürchtet Michael Lehner eine "Totgeburt". Modernität sei "hinten und vorne nicht greifbar". Nur die Bereitstellung von E-Bikes und die Beteiligung der Firmen würden dem Angebot Sinn verleihen.

Auf die "E-Bike-Zukunftsidee" hinzuarbeiten, schlug auch Carsten Labudda (Linke) vor. Jetzt aber sei es erst einmal wichtig, dass "der Aufschlag gelingt" und auch Freudenberg "mit ins Boot" komme.

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