Leimener Agentur musste ihre Tourneen absagen
So traf Corona "New Star Management" - Sämtliche Termine auf 2021 verlegt

Von Peter Wiest
Leimen. Für Manuel Dannbacher war es im Nachhinein betrachtet eine äußerst stressbelastete und chaotische Zeit – aber es ging alles gut. Im zurückliegenden März war der Tourmanager der Leimener Konzertagentur "New Star Management" mit dem Ensemble der "Pasión de Buena Vista"-Produktion in Polen unterwegs und spielte, wie bereits zuvor bei gut 70 Shows in anderen Ländern, in fast immer ausverkauften Häusern. "Das mit Corona haben wir da zunächst allenfalls am Rande mitbekommen", erinnert er sich. "Doch dann ging plötzlich alles Schlag auf Schlag, und das totale Chaos brach aus", sagt Manuel Dannbacher, der sich heute mit Kurzarbeit über Wasser hält: Das Virus hat das New Star-Geschäft komplett zum Erliegen gebracht, alle Hoffnung ruht auf dem nächsten Jahr.
Doch zurück in den März: Von Polen aus wollte die "Pasión"-Truppe zu den nächsten Auftritten nach Tschechien weiter reisen, erhielt jedoch plötzlich keine Einreise-Genehmigung mehr. Also sollte zurück nach Deutschland gehen, nach Freiburg, wo ebenfalls ein Konzert stattfinden sollte – auch dieses wurde abgesagt. Danach kamen die Absagen für die noch verbliebenen 20 anderen "Pasión"-Shows im Minutentakt, so der Tourmanager: "Also entschlossen wir uns, mit dem Nightliner zurück nach Leimen zu fahren. Und das war gut so".
Uwe und Marc Dannbacher, die zusammen mit Manuel das New Star-Geschäftsleitungs-Team bilden, waren um die gleiche Zeit in London, wo "man noch so gut wie gar nicht realisiert hatte, was da eigentlich passiert war mit Corona", so die beiden. In der englischen Metropole waren sie damit beschäftigt, die letzten Vorbereitungen zu treffen für die ebenfalls von ihrem Unternehmen eingetütete große "Forever Amy"-Tour, die mit der Original-Band von Amy Winehouse ab Mitte März durch Deutschland, Österreich und die Schweiz zu rund 40 geplanten Auftritten hätte führen sollen. Gerade mal fünf Tage vor dem geplanten ersten Konzert musste auch diese Tour dann komplett abgesagt werden. "Wobei wir damals erst mal dachten, na ja, vielleicht geht das eine oder zwei Wochen, und dann können wir wieder loslegen und weiter machen", so Uwe Dannbacher im Rückblick.
Bekanntlich kam alles ganz anders und viel schlimmer. "Wir mussten dann innerhalb allerkürzester Zeit wahnsinnig viel durch- und umorganisieren", so Marc Dannbacher. Das begann damit, dass die kubanischen Künstler von "Pasión de Buena Vista" zurück in ihre Heimat transportiert werden mussten – was in letzter Minute gelang, bevor die meisten Interkontinental-Flüge komplett storniert wurden, "Wir hatten das alles ja schon bezahlt, auch die Rückflüge. Die mussten jedoch jetzt umgebucht werden. Wir haben das letztlich nur geschafft, weil wir seit Jahren mit der Condor-Fluggesellschaft gut zusammenarbeiten – es ging wirklich auf den allerletzten Drücker", so Uwe Dannbacher. Zuhause angekommen, mussten die Künstler für drei Wochen in Quarantäne gehen: "Aber das war besser, als wenn sie hätten hierbleiben müssen".
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Die Coronakrise, die in diesen Wochen und Monaten die gesamte Veranstaltungs-Branche schwerer trifft als alles zuvor, hat auch bei New Star Management fast alles aus den Fugen geraten lassen. "Ich habe in den letzten 25 Jahren immer wieder mal die eine oder andere Zitterpartie erlebt", so Uwe Dannbacher. "Aber so etwas wie das jetzt, das hätte sich niemand auch nur im Entferntesten vorstellen können. Damit ist praktisch unsere gesamte Arbeit von über einem Jahr pro Projekt dahin".
Uwe und Manuel Dannbacher befinden sich deshalb derzeit in Kurzarbeit. Lediglich Marc Dannbacher hält die Stellung im Büro in der Olpenitzer Straße in Leimen. Dort hat er dann allerdings auch in diesen Tagen gut zu tun, wie er erzählt: "Es sind unglaublich viele und oft ellenlange Telefonate, die ich praktisch permanent mit Geschäftspartnern in Deutschland, aber auch in anderen Ländern führen muss, um alte Termine endgültig abzusagen und – nach Möglichkeit – gleich neue zu vereinbaren, meist für das kommende Jahr". Dass die Show weiter gehen muss, ist natürlich auch für New Star ein ungeschriebenes Gesetz. "Und teilweise", so der Geschäftsführer weiter, "blicken wir sogar schon bis ins Jahr 2022 voraus; auch darüber verhandle ich bereits mit einigen unserer Partner". Nur: Die meisten örtlichen Konzertveranstalter sind derzeit noch zurückhaltend und wollen abwarten, wie die Corona-Lage sich weiter entwickelt.
Durch die Auswirkungen der Krise unmittelbar betroffene sind auch die Stepptanz-Show "The Tap Pack", für die 20 Termine im November angestanden hätten, sowie die Aretha Franklin-Tribute-Show "Respect", für die es allerdings noch keine konkreten Termine gab. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir das alles umorganisieren und neue Termine festlegen können", geben sich die drei Leimener optimistisch. "Wir denken schon, dass das machbar ist".
Auch wenn sie die Krise hart getroffen hat, sind sie dennoch dankbar, dass es überhaupt weitergehen konnte und kann. Uwe Dannbacher: "Wir sind zum einen personalmäßig ein eher kleinerer Betrieb und zum anderen veranstalten wird die Konzerte überwiegend nicht selbst." Das machen lokale Veranstaltern, die oft Kulturämter und damit die Kommunen selbst sind. Die vom Staat zur Verfügung gestellte Soforthilfe musste das Unternehmen dennoch in Anspruch nehmen: "Das hat uns zwar ein kleines Stückchen weiter geholfen, aber auf Dauer ist das natürlich keine Lösung", so Marc Dannbacher.
Auch deshalb hofft man bei New Star wie in der gesamten Veranstaltungsbranche, dass ein normaler Konzertbetrieb bald wieder möglich wird. "Bis allerspätestens Mitte nächsten Jahres sollte das doch denkbar sein", gibt sich Manuel Dannbacher zuversichtlich: "Etwas früher wäre natürlich noch schöner". Für die "Forever Amy"-Tour zumindest wurden bereits neue Termine anberaumt. Einer davon wäre am 16. Juli 2021 in Weinheim im Schlosshof.



