Trauer in Dossenheim

Eugen Reinhard war mit Leib und Seele "Schauenburger"

Reinhard ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Noch bis vergangenes Jahr engagierte sich der Ur-Dossenheimer im Gemeinderat.

06.02.2023 UPDATE: 06.02.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Eugen Reinhard. Foto: Alex

Dossenheim. (dw) Die Nachricht kam nicht überraschend. Krank war Eugen Reinhard schon länger, schwer erkrankt seit einigen Monaten. Vergangene Woche ist er 78-jährig friedlich eingeschlafen. So still, wie er aus dem Leben getreten ist, so zurückhaltend und doch präsent hat er das öffentliche Leben in der Gemeinde mitgestaltet.

Der Ur-Dossenheimer war mit einer Unterbrechung mehrere Wahlperioden lang FDP-Gemeinderat. Im März 2022 schied er aus. Er war seiner Heimatgemeinde verbunden, vor allem war er mit Leib und Seele "Schauenburger". Fast 40 Jahre leitete er die "Arbeitsgemeinschaft Schauenburg", packte mit an und kümmerte sich um den Erhalt der Ruine der im Jahr 1460 zerstörten Burg.

Zurückhaltung heißt derweil nicht, dass Eugen Reinhard sich nicht beharrlich und hartnäckig für Dinge, die ihm wichtig waren, eingesetzt habe. Nie hat er dabei seine Haltung verloren, auch wenn sein Unverständnis manches Mal hoch war. Immer bewies er Rückgrat. Paradebeispiel hierfür ist der Bau der Holzbrücke, die den ursprünglichen Zugang zur Schauenburg markiert. Die Zahl der von ihm geführten Gespräche dürfte unendlich sein. Aber es war ihm wichtig, die Burgruine für Besuchende "lesbar" zu machen, wie er es bei seinen Führungen nannte. Für ihn war es dabei selbstverständlich, der Realität möglichst nah zu kommen.

Zum 40-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft wurde ihm im vergangenen Oktober innerhalb der Burgruine einer der "schönsten Plätze Dossenheims" gewidmet. Eingebettet in einen Arbeitseinsatz, an dem er mit nachlassenden Kräften mitwirkte, nahm er die Würdigung entgegen, freute sich und dankte allen ehrenamtlichen Unterstützern.

Selbstverständlich war er an den Öffnungstagen des Heimatmuseums in der "Burgenabteilung" anzutreffen. Er erzählte dann von Kachelfragmenten, dem Dossenheimer Schädel und anderen Relikten. Nachdem Laub und Erde die Klause mit niedrigem Eingang über Jahre hinweg aufgefüllt hatten, stellte er ihren Zustand gemeinsam mit einem Freund unter schwierigen Bedingungen wieder her.

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Reinhard war naturverbunden. Er liebte Pflanzen und Tiere. Bei der Sicherung von Mauerresten der Burgruine arbeitete er Öffnungen ein, damit Eidechsen ihren Platz an der Sonne mit Zuflucht ins Innere behalten konnten. Er kannte jeden Weg im Wald und dessen Namen. Er wusste, wo beste Esskastanien zu finden waren.

Als Gemeinderat gab er den Menschen seine Stimme, die selbst zu leise waren. So forderte er einen ermäßigten Eintritt im Hallenbad für Menschen im Ruhestand. Wenn im Gemeinderat der Polizeibericht vorgestellt wurde, verwahrte er sich, Ergebnisse der Unfallstatistik, die eine Anhäufung von Unfällen mit älteren Menschen nannte, zu pauschalisieren. Überzeugt von einer Sache, störte es ihn nicht, wenn seine Meinung auf Unverständnis stieß. So stand er dem zunehmenden Ausbau der Kleinkindbetreuung kritisch gegenüber. Für ihn kam die Betreuung dieser Kinder zu früh und täglich zu lang. Wenn immer etwas zu ihrem Wohl zu entscheiden war, machte er sich zu ihrem Fürsprecher. Diese Haltung, die von Wertschätzung gegenüber den Menschen zeugt, lebte er auch auf der Schauenburg in der Gemeinschaft mit den Helfern. Die Fähigkeiten anderer bedachte er mit Achtung und ließ sie das auch spüren. Junge Menschen wurden respektvoll eingebunden und fanden so ihren Platz in der Gruppe.

Das Mitgefühl nun gilt Eugen Reinhards Frau und den Familien seiner beider Töchter mit fünf Enkelkindern. Die Beisetzung findet am Mittwoch, 8. Februar, um 12 Uhr auf dem Friedhof in Dossenheim statt.

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