St. Leon

Zur Umgehungsstraße sind noch viele Fragen offen

Scoping-Termin im Rathaus - Regierungspräsidium rechnet mit notwendigen Planungen über die nächsten fünf Jahre hinweg

12.06.2019 UPDATE: 13.06.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden

St. Leon-Rot. (seb) Fünf bis sechs Jahre dürfte es noch dauern, bis die Umgehungsstraße für St. Leon (L 546) fertig geplant ist, noch mal ein bis anderthalb Jahre, bis die Bagger rollen. Gegenwärtig ist aber nur wenig bezüglich der Landesmaßnahme wirklich spruchreif.

Als jetzt im Rathaus St. Leon-Rot ein sogenannter Scoping-Termin stattfand, konnten alle betroffenen Behörden, Organisationen, Gruppen oder auch Privatleute Fragen stellen und auch Einwände vorbringen. Heide Bost, Axel Speer und Kai Zumkeller vom Regierungspräsidium Karlsruhe stellten fest, dass es nach wie vor Gegner und Befürworter der Umgehung gibt, Bewohner der Ortsmitte, die auf die hohe Verkehrsbelastung verweisen, und Bürger, die die Eingriffe in die Natur kritisieren oder selbst eine Mehrbelastung befürchten. Das wurde ja auch bei der Bürgerbefragung durch die Gemeinde deutlich, die ein recht knappes Ja für die Umgehung ergab. "Mit dem großen Netz", so Heide Bost, wolle man alle Einwände einfangen, der Fokus liege auf Fragen des Umwelt- und Naturschutzes.

Denn eines ist klar: Zwar stehe man "ganz am Anfang", so Axel Speer, und müsse erst die bevorzugte Trasse finden, aber alle gegenwärtig verfolgten Varianten der Umgehung führen durch das Nadelöhr zwischen nördlichem Ortsrand und St. Leoner See - ein für die Naherholung beliebtes Gebiet. Das sollen die vom Regierungspräsidium beauftragten Fachleute laut Heide Bost auch ganz besonders intensiv in Augenschein nehmen - mitsamt dem obligatorischen ökologischen Ausgleich.

Die Varianten 1 bis 3 sind zwischen 2,1 und 3,5 Kilometer lang und sollen mit der Roter Ortsumfahrung verbunden werden. Sie haben ihrerseits Abwandlungen, je nachdem, ob sie beispielsweise erst am gegenwärtigen Kreisverkehr nah am Ortsrand (Richtung Reilingen) starten oder weiter entfernt und wie genau sie verlaufen. Sie wurden 2010 in einer Machbarkeitsstudie erarbeitet und 2017 überprüft. Ums Nadelöhr führt kein Weg herum, das steht nun fest.

Angesichts eines Spitzenwerts von über 14.000 Fahrzeugen am Tag in der Roter Straße "hat das Land den Bedarf für eine Umgehung anerkannt", so Speer, der auf jüngst durchgeführte Verkehrszählungen und jetzt in Auftrag gegebene aktuelle Prognosen fürs Verkehrsaufkommen bis 2035 verweist. Die Baumaßnahme wurde in den Generalverkehrsplan des Landes aufgenommen, 740 Projekte wurden dafür geprüft, nur 131 wurden übernommen. 5000 bis 7000 Fahrzeuge verspricht die Umgehung um St. Leon herum zu lenken, so Speer, "die verkehrliche Notwendigkeit ist gegeben". Er verwies auch auf die Roter Umgehung mit einer "überzeugenden Entlastungswirkung": "Der Ort profitiert."

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Zu beachten ist, das eine von der Gemeinde St. Leon-Rot angedachte Südumgehung zur maximalen Entlastung St. Leons eine Kreisstraße ist, das Land also nicht zuständig. Die vom Land geprüften südlich verlaufenden Varianten bringen Kai Zumkeller zufolge nicht die bestmögliche Entlastung, kein akzeptables Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Bisher steht laut Regierungspräsidium der Untersuchungsraum für die Nordumgehung fest, die dortige Flora und Fauna werden seit 2018 von Fachleuten studiert, eine Umweltverträglichkeitsstudie hat begonnen, Ergebnisse stehen aber noch aus. Und erst, wenn möglichst alle potenziellen Konflikte offenliegen, kann die Wahl einer bevorzugten Variante erfolgen.

Knackpunkt ist natürlich die Autobahn A 5: Soll die Umgehung den jetzigen Feldscheuerweg nutzen und unter der Autobahnbrücke verlaufen? Soll sie vor der A 5-Brücke zurück auf die Roter Straße führen? Soll eine komplett neue Querung der Autobahn, darüber oder darunter, geschaffen werden? Das alles ist noch nicht geklärt.

Hinzu kommt, dass in diesem Jahr Sanierungsarbeiten an der A 5 starten, drei Autobahnbrücken auf St. Leon-Roter Gemarkung werden zur Ertüchtigung des Lärmschutzes komplett erneuert. Ab 2022, voraussichtlich über drei Jahre hinweg, wird überdies das Autobahnkreuz Walldorf ausgebaut. Angesichts der umfangreichen Vorarbeiten für die St. Leoner Umgehung war eine Verzahnung der Planungen und der Durchführung aber nicht möglich, so Axel Speer. Mit A 5 und Kreuz sei man "viel weiter" gewesen, da starte schon im nächsten Jahr das Planfeststellungsverfahren.

Allerdings ist man bemüht, die Vorzugsvariante der Umgehung im nächsten Jahr festzulegen, damit sie im Verlauf der Baumaßnahmen an A 5 und Autobahnkreuz zumindest berücksichtigt und die nötigen Weichen für ihre Realisierung gestellt werden können.

Zwar ist man sich bewusst, dass nach drei kompletterneuerten Autobahnbrücken und Bauarbeiten über wahrscheinlich drei Jahre hinweg niemand begeistert vom Um- oder Neubau einer weiteren A 5-Querung ist. Aber anders sei es schlicht nicht möglich gewesen, so Zumkeller.

2015 wurde der aktuelle Generalverkehrsplan des Landes aufgestellt, er gilt noch für weitere gut fünf Jahre, bis dahin müssen Kai Zumkeller zufolge alle enthaltenen Maßnahmen "sich in geordneter Planung befinden" oder schon begonnen haben. Das sei der Zeitplan, der auch für die St. Leoner Umgehung gelte.

Wichtig ist Regierungspräsidium wie auch Gemeinde, die Bürger auf dem Laufenden zu halten. Über das laufende Verfahren und vor allem dann, wenn eine Variante feststeht, soll nicht nur in öffentlichen Gemeinderatssitzungen, sondern auch in großen Informationsveranstaltungen für alle Interessierten Auskunft gegeben werden.

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