St. Leon-Rot

Hat der Roter Wochenmarkt eine Zukunft?

Zwei Händler verkaufen ihre Waren nicht mehr auf dem Platz an der Kastanienschule und auch andere Anbieter sind unzufrieden.

19.04.2023 UPDATE: 19.04.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 15 Sekunden
Der Obst- und Gemüsestand bleibt dem Roter Wochenmarkt in nächster Zeit fern, die Dampfnudel-Hütte (im Bildhintergrund) hat ihn aufgegeben. Was bleibt dann noch, drei oder vier Stände? Die Sorge, ob der Markt nun überhaupt eine Zukunft hat, ist groß. Foto: Lerche

Von Sebastian Lerche

Rot. "Ich habe das in Mühlhausen erlebt: Der Obst- und Gemüsestand war weg und keine drei Wochen später war der Markt am Ende." Simon Beckhaus aus Mühlhausen, der Käse und andere Alpenspezialitäten anbietet, hat ernste Zweifel am Fortbestand des Roter Wochenmarkts. Zumal St. Leon-Rots Gemeinderat jüngst mehrheitlich eine Verlagerung auf den Dorfplatz beim Rathaus verneint hat. "Rot ist mein schlechtester Markt", so Beckhaus, "war er schon immer."

Am vergangenen Donnerstag sah der Markt besonders trostlos aus, urlaubsbedingt mit nur zwei Ständen, dem von Beckhaus und dem mit Putenspezialitäten von Irmelin Reinmuth. Beim nächsten Mal sollen zwei Stände mit Fisch und Käse wieder dazustoßen, ob Beckhaus dann wieder vor Ort ist, ließ er offen. Vier oder sogar nur drei Stände? "Das ist kein Markt", meint Beckhaus.

Das Fruchtkontor Biermann-Sonnenburg aus Speyer hat nämlich eine Pause eingelegt und besucht Rot in nächster Zeit nicht mehr. "Wir warten, bis die Gemeinde ein tragfähiges Konzept für den Markt entwickelt hat", erklärt Renate Biermann-Eppel vom Obst- und Gemüsestand. Immerhin habe sich das Rathaus bei ihr mit der Bitte um ein Gespräch gemeldet, ein Termin stehe aber noch nicht fest, geschweige denn, dass Verbesserungen für die Markthändler in Sicht wären.

Renate Biermann-Eppel hätte gern das Gefühl, dass die Gemeinde sich für den Markt interessiert, dass sie sich kümmert und den Marktbeschickern mehr Wertschätzung entgegenbringt. Andernorts besuchten Leute aus dem Rathaus regelmäßig die Märkte, erkundigten sich nach Sorgen und Bedürfnissen, so Biermann-Eppel. Andernorts sei der Markt für Parteien, Vereine und andere Organisationen eine feste Adresse für Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen. Andernorts sei der Markt ein Ort der Kommunikation und Geselligkeit.

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In Rot hingegen sei der Markt kein Treffpunkt – außer für ein paar Eingeweihte, so Renate Biermann-Eppel. Es fehle die Kundschaft: "Seit 13 Jahren gibt es den Markt und viele wissen gar nichts davon. Die Gemeinde muss schauen, dass mehr Leute kommen."

Der Dorfplatz hätte viele Vorteile, meint die Markthändlerin: zentral gelegen, gut erreichbar, sichtbar, Strom- und Wasseranschluss verfügbar, Toiletten nebenan. Da müsste die Gemeinde nichts investieren, der Wochenmarkt könnte sofort loslegen. Die Supermärkte stellten keine Konkurrenz dar, im Gegenteil verstärke man einander die Kundenresonanz, so Biermann-Eppel. Dort sei insgesamt viel mehr Laufkundschaft zu erwarten, findet sie: "Ich kann nicht nachvollziehen, warum der Markt noch nicht mal probeweise dorthin verlegt wird." Ihres Wissens nach könnte der Bürgermeister das auch ohne den Gemeinderat anordnen – wenigstens versuchsweise.

Die Gemeinde müsse mehr Werbung für den Wochenmarkt machen. Eigentlich hätte das schon viel früher geschehen sollen, "wie viele Händler haben hier schon aufgegeben?" Mehr noch: "Wieso sind denn die Einzelhändler aus Rot weg?" Der Wochenmarkt sei doch deshalb eine der letzten verbliebenen Einkaufsmöglichkeiten, weil die Geschäfte mangels Kundschaft aufgegeben hätten – oder auch in die Gemeindemitte beim Rathaus umgezogen seien.

Auch für ihn sei es in den letzten Wochen "ein Draufleggeschäft" gewesen, erzählt Simon Beckhaus: Jeder Beschicker habe Kosten, dann müsse auch eine bestimmte Zahl an Kunden einkaufen, damit es sich rechne. "Da verstehe ich nicht, dass Gemeinderat und Verwaltung uns derart Steine in den Weg legen", so Beckhaus. Ganz sicher sehe er sich nicht in der Pflicht, Verluste in Kauf zu nehmen, nur damit in Rot eine Einkaufsmöglichkeit bleibe. "Vom Gemeinderat habe ich noch keinen hier einkaufen sehen. Oder dass ordentlich Werbung für den Markt gemacht wird? Sehe ich auch nicht." Zu wenige Roter wüssten, dass es den Markt gibt: "So versteckt hinter der Kastanienschule haben wir praktisch nur Stamm-, keine Laufkundschaft." Wenigstens probeweise sollte der Markt auf den Dorfplatz verlegt werden.

Michael Kuhn aus dem Raum Landau mit seinem Dampfnudel-Stand hat den Roter Markt endgültig aufgegeben. "Ich habe dort über Monate den Mindestumsatz nicht erreicht, sehe überhaupt keinen Lichtblick, das macht für mich keinen Sinn." Sollte der Markt auf den Platz beim Rathaus ziehen, würde er es sich wieder überlegen, so Kuhn. Aber in Rots Ortsmitte, "im Versteck hinter der Schule", sehe er keine Zukunft. Die meisten Roter Bürger müssten doch eh in die Gemeindemitte, zu Bank, Post, Supermarkt, Ärzten oder sonstigen Erledigungen. "Dann können sie doch einen Abstecher auf den Wochenmarkt machen."

Durchweg Positives konnte nur Elke Bohl von Irmelin Reinmuths Putenspezialitäten über den Roter Markt sagen. Der Platz an der Kastanienschule sei schön, das Geschäft laufe hier gut, ergänzte sie, daher lohne sich die Anfahrt aus Helmstadt-Bargen. "Und die Kunden, viele davon schon älter, sind froh, dass wir hier sind." Der Dorfplatz beim Harres wäre für die Kundschaft schwieriger zu erreichen. Sie hoffe auf eine gute Lösung, als einziger Stand auf dem Markt verbleiben, wolle sie auch nicht, so Bohl.

Die Ideen aus dem Gemeinderat, um kurzfristig die Situation des Markts zu verbessern, fanden wenig Anklang. Näher an die Walldorfer Straße zu rücken, auf den Parkplatz beim Schuhgeschäft in Rots Ortsmitte, kommt für die Händler aus Platzmangel nicht in Frage. Und wenigstens ein Mal im Monat auf den Dorfplatz zu ziehen, womöglich am Nachmittag, würde die Kundschaft verwirren, lautete eine Sorge: Ein Markt müsse eine verlässliche, permanente Adresse sein.

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