Flugzeug-Fans können eine echte Cessna T-50 bewundern (Update)
Flugkunst und historische US-Hubschrauber: Es gibt startende "Hueys", Fallschirmsprünge und Segelflug mit Feuerwerk.
Weinheim. (RNZ) Als Highlight seines Sommerfests stellen der Luftsportverein und dessen Fliegerfreunde aus Landshut am Samstag und Sonntag, 7. und 8. September, eine Cessna T-50 vor. Die Maschine nimmt die Reise von Niederbayern nach Weinheim auf sich, um dort Teil des Programms zu werden. Die "alte Dame" dürfte zu den ältesten noch fliegenden Besuchern des Fests zählen. Das Model T-50 war der erste zweimotorige Flugzeugtyp des Herstellers Cessna und absolvierte am 26. März 1939 seinen Erstflug.
Zunächst wurde das Flugzeug nur als ziviles Muster gefertigt und in kleinen Stückzahlen ausgeliefert; später wurden große Stückzahlen fürs Militär gebaut. Der Name "Bobcat" wurde aufgrund eines Cessna-internen Mitarbeiterwettbewerbs ausgewählt. Im Militärdienst erhielt sie wegen ihrer Holzkonstruktion den Spitznamen "Bamboo Bomber". Cessna baute 5399 Flugzeuge des Typs. Der Rumpf des Tiefdeckers besteht aus einer geschweißten Stahlrohrkonstruktion, die mit Leichtholzplatten verkleidet und mit einer Stoffschicht überzogen wird. Die Tragflächen und das Leitwerk bestehen aus einer Rahmenkonstruktion und eine Beplankung aus Holz. Zwei Siebenzylinder-Sternmotoren mit jeweils 183 kW (245 PS) bringen den bis zu 2,5 Tonnen schweren Flieger in die Luft. Ab 1940 wurde die Cessna T-50 in den USA und Kanada als Schulungsflugzeug eingesetzt, später als Transport- und Verbindungsflugzeug. Nach dem Krieg musterten die Streitkräfte die meisten Flugzeuge aus, gaben sie an befreundete Luftwaffen oder zivile Unternehmen ab.
Die in Weinheim erwartete "Bobcat" flog zeitweise im Bedarfslinienverkehr, wechselte etliche Male Standort und Besitzer und wurde 2022 von Johann Harlander und Stephan Konz erworben, um sich auf ihre wohl längste Reise von 5086 Meilen und gut 46 Flugstunden über USA, Kanada, Grönland, Island, Schottland und Holland in ihre neue Heimat Landshut zu machen. Dort steht sie im "Hangar 69" des Fliegerstadl. Die Bobcat wird am Samstag und am Sonntag in der Luft und am Boden zu bestaunen sein, je nach Wetter ergibt sich am Sonntag eventuell die Möglichkeit, zu einem 30- bis 40-minütigen Mitflug. Am regulären Rundflugbetrieb nimmt die "Bobcat" allerdings nicht teil.
Wie bereits berichtet, landet auch ein Hubschrauber vom Typ UH-1 D in Weinheim. Der letzte "Nutzflug" mit diesem Heli-Typ hatte 2021 stattgefunden. Vor gut zwei Jahren kaufte der Hubschrauberpilot Stephan Konz eine "Huey" Baujahr 1969. Konz ist Wirtschaftsingenieur, im Hobby brennt er für die Fliegerei. Er war Mitbegründer der Heliseven GmbH, für die er seit 2009 als Berufspilot und seit 2015 als Fluglehrer tätig ist. Seit 2020 ist er Referent für die Fluglehrer-Weiterbildung bei der DHV und beim BWLV (Baden-Württembergischer Luftfahrt-Verband). Die Bell UH-1D mit dem Kennzeichen D-HRRI ist ebenfalls auf der Altau zu bestaunen. Es wird auch Flugvorführungen geben. Mitflüge sind aus versicherungsrechtlichen Gründen allerdings nicht möglich.
Update: Freitag, 6. September 2024, 19.59 Uhr
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Von Philipp Weber
Weinheim. Eine der wichtigsten Voraussetzungen dürfte erfüllt sein: Für das kommende Wochenende ist gutes Flugwetter angesagt. "Am Samstag soll das Wetter schön werden, und am Sonntag wird es aller Wahrscheinlichkeit nach erst in den Abendstunden regnen. Das bedeutet, dass wir unser Festprogramm komplett absolvieren können", freut sich Nicole Allendorf-Ostwald.
Die Pressesprecherin des Luftsportvereins (LSV) Weinheim ist selbst begeisterte Segelkunstfliegerin. Sie zählt damit zu dem rund ein Dutzend Display-Piloten auf dem Fest – also denjenigen Fliegern, die abwechselnd etwas vorführen.
20 weitere Flugzeug- und Hubschrauber-Piloten laden Interessierte zu Rundflügen über die Region ein. Der Verein selbst bietet um die 250 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer auf. Denn man feiert beileibe kein kleines Fest am LSV-Gelände auf der Altau, die auf den Feldern zwischen Weinheim und Viernheim liegt. Jahr für Jahr werden – je nach Wetterlage – zwischen 10.000 und 15.000 Gäste erwartet. Das Fest der Luftsportler gilt als Weinheims größte Veranstaltung nach der Altstadt-Kerwe.
"Wir verlangen keinen Eintritt und auch keine Parkgebühren", betont Allendorf-Ostwald. Das ist alles andere als selbstverständlich. Immerhin wandeln die Helfer die Wiese am Rande der Start- und Landebahn Jahr für Jahr in einen provisorischen (Groß-)Parkplatz um. Sie weisen auch die Ankommenden ein.
"Die Mitglieder des Luftsportvereins Weinheim möchten mit der Veranstaltung Werbung für ihr Hobby machen und den Flugsport in allen Facetten präsentieren", teilt der Verein mit. Anders ausgedrückt: Man will der landläufig verbreiteten Mär von einer elitären Pilotengemeinschaft, auf deren Luft-Touren das Geld mitfliegt, entschieden entgegentreten.
Das kostenfreie Programm ist Jahr für Jahr ein Hingucker. Motor- und Segelkunstflieger geben sich die Klinke in die Hand. Wer Geld für einen Rundflug oder gar einen Tandem-Fallschirmsprung lockermachen kann, bekommt ohnehin ein unvergessliches Erlebnis. Doch damit gibt sich der LSV nicht zufrieden. Jahr für Jahr lockt ein aerodynamisches Sahnehäubchen.
So ist es dem Luftsportverein dieses Jahr gelungen, einen Hubschrauber vom Typ "Bell-UH1 D" – auch "Teppichklopfer" genannt – zum Sommerfest auf die Altau zu holen. Wer weder mit der einen, noch der anderen Bezeichnung etwas anfangen kann, wird vielleicht bei der Erwähnung des ebenso grauenhaften wie surrealen Antikriegsfilms "Apokalypse Now" schlauer: Die US-Armee setzte Tausende Hubschrauber aus der UH 1-Familie im Vietnamkrieg ein. In Weinheim kann man die historische Maschine (Baujahr 1969) aus nächster Nähe bestaunen.
Trotz der traurigen Berühmtheit aus Vietnam hat nicht jede "Huey" Kriegsgegner und Zivilisten terrorisiert. So half der Allzweckhubschrauber weltweit auch bei Waldbränden oder rettete Menschen aus Hochwassergebieten. "Entgegen unserer ersten Ankündigung ist es auch möglich, dass dieser Hubschrauber vor Zuschauern startet." Lediglich Mitfahrten seien aus haftungsrechtlichen Gründen ausgeschlossen. Auch die beiden neueren Modelle der Firma Heliseven sind in Aktion zu sehen.
Ein weiteres Highlight für Oldtimer-Fans ist die historische Cessna T-50, auch "Bobcat" oder "Bamboo-Bomber" genannt. Diese stellt der Fliegerstadl Landshut zur Verfügung. Der einzige in Deutschland fliegende, zweimotorige Oldtimer ist sowohl in der Luft als auch am Boden zu sehen. Wieder dabei sind die Kunstflugpiloten Uwe Schreyer und Volker Fischer die mehrfach mit einer Pitts und einer Yak 52 zu spektakuläre Motorkunstflug-Vorführungen starten.
Erstmals will auch Bertram Brecht vom Flugwerk Mannheim mit seiner Yak das Programm um ein weiteres Spektakel bereichern. Nicht zu vergessen: das Weinheimer "Blechbixx-Team", in dem auch Allendorf-Ostwald fliegt. Es steht mit Segelkunstflug-Vorführungen am Tag und dem illuminierten Dämmerungskunstflug mit Feuerwerk am Samstagabend auf dem Programm. Nur ein paar Schritte von der Start- und Landebahn, den Biertischgarnituren und der Flugzeugausstellung entfern, gibt es Modellflug-Vorführungen. Der Modellflugsportverein Weinheim feiert zeitgleich mit den "großen" Fliegern. Für Kinder stehen Hüpfburg, Karussell und Trampolin bereit.
Ein Ausbildungsstand informiert über den gar nicht mal so teuren Weg vom Fußgänger zum Segelflugpiloten. Für Bewirtung ist gesorgt.
Info: Das Fest des Luftsportvereins beginnt am Samstag, 7. September, 12 Uhr. Am Sonntagmorgen ist ab 10 Uhr ein Weißwurst-Frühstück mit Blasmusik geplant. Fürs "Navi": Die Adresse lautet: Altau 11, 69469 Weinheim.