"Die Arbeit beim VdK ist für mich Erfüllung"
Wanda Straka steht seit 2012 dem Schriesheimer Ortsverband vor. Der Kreisverbandsvorsitzender Helmut Gaa hält viel von ihrem Engagement.

Von Micha Hörnle
Schriesheim. Die Wege zum VdK können ganz unterschiedlich sein. Aber immer wieder hört man das Wort "Gemeinschaft". So war es auch bei Wanda Straka, die seit elf Jahren der Ortsgruppe vorsteht – und neben dem unlängst verstorbenen Karl-Heinz Grüber das Gesicht des Sozialverbands in Schriesheim ist.
Schon ihre Eltern und Großeltern waren hier Mitglied, und sie erinnert sich noch gut an die Weihnachtsfeiern mit großer Tombola in der "Pfalz" und der "Rose". Aber es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis sie selbst Mitglied wurde: 2004. Sie wurde – wie die meisten VdK-Mitglieder – nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren: Ihr Vater war Arbeiter bei Benz in Mannheim, ihre Großmutter hatte einen Milchladen in der Talstraße, gegenüber der damaligen Wirtschaft "Zum grünen Baum". Weil die junge Wanda, eine geborene Hermann, mal dieses Geschäft übernehmen sollte – wozu es nie kam – verwehrte man ihr den Traum, Schneiderin zu lernen – auch wenn sie mal kurz bei der Firma Becker ("Strahlenburger Herrenhemden") arbeitete. Als die Firma verkauft wurde, bot man ihr eine Stelle in Nußloch an; aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln war das nicht machbar, denn einen Führerschein besitzt Straka bis heute nicht.
Also wurde sie Lebensmitteleinzelhandelskauffrau beim Kaufhaus Birkenmeier in Weinheim. Dann wechselte sie ins Elektrofach, zunächst in Ladenburg, dann in Handschuhsheim und schließlich bei der Heidelberger Einzel- und Industrie-Elektro-Großhandlung. Dort traf sie ihren späteren Mann Walter, der als Elektriker hier Kunde war. Eigentlich stammte der aus Niederbayern und kam beruflich in die Kurpfalz – und bevor man 1978 heiratete, stand die Frage des Wohnorts an. Ihre klare Ansage: "Wenn Du mich willst, musst Du nach Schriesheim ziehen!" So kam es dann auch. Zuletzt arbeiteten beide in Heidelberg, bei der Füllfederfabrik Mutschler.
Dort war sie 26 Jahre Betriebsrätin und half dabei mit, den maroden Betrieb bis zu seiner Insolvenz 2003 "noch zehn Jahre am Laufen zu halten". Schon damals beriet sie, als es um ihre Rente ging – sie hatte sich in der Druckerei schweres Asthma geholt – das VdK-Urgestein Karl-Heinz Grüber: "Dann bin ich in den Verein so reingerutscht." 2002 übernahm sie die Schriftführung von Hilde Kloser, dabei war sie noch nicht mal Mitglied. Sie arbeitete mit dem am 22. Juni verstorbenen Grüber eng zusammen, noch heute nennt sie ihn "mein Vorbild und meine Leitfigur": Er führte mich "mit weiser Hand, nahm mich mit zu Sprechstunden, Schulungen und Konferenzen".
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Nun ist Helmut Gaa ihr "Mentor". Der ist nicht nur Ortsverbandsvorsitzender in Plankstadt, sondern auch Vorsitzender des Kreisverbands Mannheim: "Meine Tür steht immer offen", wenn Straka etwas wissen will. Beide sprechen dieselbe Sprache – und sind auch derselbe Jahrgang, 1949. Gaa attestiert Straka und ihrer Arbeit: "In Schriesheim tut man viel für die Mitglieder." Das sind die Beratungen im "Bachschlössel" zweimal im Monat – hier geht es oft um Themen wie Rente oder Pflege – genauso wie die Info-Nachmittage, das Kaffeekränzel mit Spielenachmittag, die Weihnachtsfeier, der Neujahrstreff, aber auch die zwei Tagesfahrten im Jahr oder die Mehrtagesfahrt. Außerdem steht man Hinterbliebenen bei Trauerfällen bei.
Denn der VdK ist vor allem auch eine Gemeinschaft. Das erlebte Straka am eigenen Leib: Als ihr Mann vor sechs Jahren starb, fing sie der Verein auf – und sie engagierte sich noch mehr: "Das war auch in seinem Sinne." Denn Walter Straka war dort Beisitzer und für alles Technische zuständig. "Wir haben schon eine familiäre Atmosphäre", sagt Gaa. Und er weiß: Die Arbeit vor Ort ist immens wichtig: "Viel steht und fällt mit dem Vorsitzenden."
Da ist die 73-Jährige offenbar die Richtige, wie Gaa findet: "Wanda macht lieber mehr als zu wenig. Sie will für die Mitglieder immer das Beste herausholen." Und die derart Gelobte meint: "Ich habe auch meinen Spaß dran. Ich bin froh, wenn ich jemandem helfen kann, ich komme ja selbst aus einer armen Familie mit sieben Kindern." Was Gaa an Straka gefällt: "Sie stellt ihre Person immer in die zweite Reihe, in der ersten stehen bei ihr Leute in Not, die Hilfe brauchen. Das ist die richtige Einstellung: dass man sich für eine gute Sache einsetzt und nicht fragt: ,Was kriege ich?’"
Für Straka ist das Ehrenamt "meine Erfüllung". Und wenn man sie nach ihren Hobbys fragt, antwortet sie als erstes "VdK", aber dann fällt ihr noch etwas anderes ein: ihr Garten, das Schneidern, das Singen im Shanty-Chor – und die Familie.
> Der VdK wurde 1950 gegründet und hieß zunächst "Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands", seit 1994 nur noch "Sozialverband VdK Deutschland". Denn man will nicht nur für "Kriegs-, Wehr- und Zivildienst-Geschädigte" einstehen, sondern auch für Arbeitslose, Rentner, Pflegebedürftige, Behinderte, chronisch Kranke und Unfallopfer. Schon während des Ersten Weltkrieges hatte sich der "Reichsbund" gegründet, der die Interessen der Kriegsinvaliden vertrat. Dessen Nachfolger ist heute der Sozialverband Deutschland, der vor allem in Norddeutschland stark ist.
Vor allem ist dieser "Schwesterverband" (Helmut Gaa) mit 570.000 Mitgliedern deutlich kleiner als der VdK (2,1 Millionen). Der VdK wächst unterdessen deutlich: Erstmals hatte man 2023 in Baden-Württemberg mehr als 260.000 Mitglieder (+4,2 %), im Kreisverband Mannheim (wozu auch Schriesheim gehört) mit seinen 35 Ortsverbänden sind es 12.800 Mitglieder. Mit rund 450 in Schriesheim sei man dort "sehr gut aufgestellt" (Gaa).
Generell steht beim VdK der Service für die Mitglieder im Vordergrund, gerade bei Fragen zu Rente, Armut, Behinderung, Gesundheit und Pflege. So wird, neben Beratungen der Ortsverbände, die Sozialrechtsberatung des Kreisverbands in seiner Mannheimer Geschäftsstelle oft in Anspruch genommen: Hier verhelfen zwei Juristen denjenigen zum Recht, deren Ansprüche auf Leistungen – zum Beispiel bei der Erwerbsminderungsrente – abgelehnt worden sind. Im Jahr strengt der VdK in Baden-Württemberg 12.000 Widerspruchs- und Klageverfahren an.
Es gibt aber auch Hilfe im Kleinen: So bietet der VdK eine Notfallkarte und einen Schlüsselfinder an, aber auch eigene Versicherungen und Reisen. Und gerade in den Ortsverbänden legt man viel Wert auf Geselligkeit – mit gemeinsamen Fahrten und Feiern. Auch wenn die Mitgliederzahlen steigen, werden die Aktiven eher weniger. Deswegen gibt es neuerdings Ehrenamtsbeauftragte: Sie sollen potenzielle Interessenten, die sich bisher noch nicht aus der Deckung getraut haben, gezielt ansprechen. (hö)